Ich beschreibe einfach mal wie ich zu meinem ersten C-RPG kam. Achtung: Die folgenden Zeilen sind zu 100% subjektiv und lassen jegliches Gefühl für Objektivität vermissen.
Angefangen hat es vor über einen Jahrzehnt. Da hatte ein Freund von mir zu seinem Geburtstag von seiner Oma ein Computerspiel für die gute alte Brotkiste, dem C-64er, geschenkt bekommen: Es war
The Bard's Tale – Tales of the Unknown.
Wir waren davon völlig begeistert. Dutzende verschiedene Rassen und Klassen, die man zur Auswahl hatte. Man war froh über jede bessere Rüstung oder Waffe, die man sich kaufen konnte und wir freuten uns, wenn man wieder genügend Erfahrungspunkte gesammelt hatte, um mal wieder einen Level aufzusteigen. So war man immerhin dann stark genug, um sich nicht vor
jedem Gegner aus Angst in die Hosen machen zu müssen.
Garniert war das Spiel mit einem kleinen Fenster, wo man sehen konnte, wo man gerade entlang geht. Das war damals nahezu revolutionär. Zu der Zeit waren die meisten C-RPG reine Textadventures. Eines der besten Textadventures soll das englische Hitchhiker’s Guide to the Galaxy sein. Eine zeitlang habe ich es auch mal an Textadventures probiert. Aber richtig klar bin ich damit nicht gekommen. Zu häufig kamen solche Aussagen wie, 'Das verstehe ich nicht', 'Davon habe ich noch nie gehört'' und ich kam einfach nicht weiter. Außerdem nervte mich das mühselige rumgetippe.
Bard’s Tale hatte hingegen eine hübsche Verpackung, einen Übersichtsplan der Stadt
Skara Brae, wo lauter interessante Orte eingezeichnet waren und ein ausführliches und interessantes Handbuch, wo unter anderem die Klassen und Rassen genau erklärt wurden. Und nicht zu vergessen, ein Buch mit knapp 100 Zaubersprüchen. Bei den Kämpfen mit den Monstern fieberte man regelrecht mit. Man hatte sich sogar richtig 'Sorgen' um das Wohlergehen seiner Mannschaft gemacht. Wenn ein Charakter nur noch wenige Trefferpunkte hatte oder gar vergiftet wurde, fühlte man sich selbst auch schon richtig mies. All das hatte eine Atmosphäre erzeugt, die einem nahezu in einen magischen Bann zog.
Fortan war ich ein begeisterter C-RPG-Spieler. Erst einige Jahre später hatte ich mit einer Gruppe blutiger Anfänger ein 'echtes' Pen&Paper Rollenspiel gespielt (DSA). Ich dachte, als erfahrener C-RPG Spieler wird das kein Problem. Tatsächlich gestaltete sich das ganze viel schwieriger, als ich dachte. Ständig musste der Master sich was einfallen lassen, damit die Truppe wieder zu Trefferpunkte kam. Ständig tappte jemand durch sein unvorsichtiges Verhalten in eine Falle oder die Ganze Truppe geriet in einen Hinterhalt. Manchmal war dem Master das Entsetzen und die Ratlosigkeit nahezu ins Gesicht geschrieben.
Schade, wir hatten uns nur 2-3x getroffen, dann Brach die Runde auseinander. Ständig 5-6 Leute zusammen zu bekommen ist gar nicht mal so einfach. Dann verließ uns unser Meister und zog mit seinen Eltern zurück nach Österreich. Leider hat sich niemand berufen gefühlt, den Job zu übernehmen

. Dennoch war mir aufgefallen, dass die Pen&Paper RPG's einen viel mehr Spielraum lassen, alternative Lösungswege zu gehen. Dies ist selbst bei guten C-RPG der jüngsten Generation nicht wirklich gegeben. So im Nachhinein würde ich sogar sagen, hatte selbst Bard's Tale doch mehr von einem Hack'n'Slay als von einem RPG. Dennoch machen mir auch heute noch C-RPG's einen Riesenspaß.
Obwohl ich heutzutage nicht mehr BT spielen würde, weil es einfach zu sehr veraltet ist, wird es in meiner Erinnerung immer das beste Computerspiel sein, was ich je gespielt hatte. Das einzigste C-RPG, was mir auch nur annähernd soviel Freude bereitet hatte, war Gothic. Neben BT ist es das einzigste Spiel, wo ich richtig 'Angst' um das 'Leben' meines Maus und Tastatur gesteuerten Charaktere hatte. Und zwar dann, wenn ich nachts als hühnerbrüstiger Schwächling mich beim Pendeln zwischen dem Alten Lager und dem Sektenlager im Wald verlaufen hatte und ein Rudel Wölfe hinter mir her war.
Bei Might&Magic habe ich komischerweise keine Angst, um die Mannschaft. Wahrscheinlich liegt es daran, das man bei dem Spiel sowieso tausend Male stirbt. Da stumpft man mit der Zeit zu sehr ab. Bei BT und Gothic ist man zwar auch oft gestorben, aber der tot kommt nicht so unverhofft und oft. Kam mir zumindest so vor.
