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Arbeitsgelegenheit für Hartz IV Empfänger: Mietdemonstrant

Verfasst: Sa 16.12.2006 - 18:44
von Argh
Berlin (Reuters) hat geschrieben: - Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat einem Zeitungsbericht zufolge zu einer Ärztedemonstration vor dem Reichstag gemietete Demonstranten eingesetzt.

170 der 200 demonstrierenden Mediziner bei der Aktion unter dem Motto "Geiz macht krank" am Donnerstag seien von einem Hostessen-Service für 30 Euro Tagespauschale pro Demonstrant gestellt worden, berichtete die "Bild"-Zeitung am Samstag. KBV-Chef Andreas Köhler hatte in dem Zusammenhang darauf verwiesen, dass mehr als 12.000 Mediziner wegen der schlechter werdenden Arbeitsbedingungen schon ins Ausland abgewandert seien.

SPD-Fraktionsvize Elke Ferner kritisierte, es zeige die wahre Gesinnung, "dass man für sein eigenes Anliegen nicht selbst demonstriert, sondern dafür Protestler anheuert".

Die Lobbyverbände im Gesundheitswesen demonstrieren seit Monaten gegen die Reform der großen Koalition.
Ist es nicht eine gute Idee Studenten und Arbeitslose eine sinnvolle gemeinnützige Tätigkeit machen zu lassen ;)

Verfasst: Sa 16.12.2006 - 19:52
von anke
:bad: :wuerg: gibts dann auch Leistungskürzung wenn die das nicht machen?

Verfasst: Sa 16.12.2006 - 23:45
von Ludwig
Leihdemonstranten?
Au ja! Dazu ein paar Leihpolizisten + Leihsymphatisanten und fertig ist die schönste Demo.
Die können sich dan gegenseitig die Köpfe einhauen und wir haben ein nettes Nachmittagsprogramm im Fernsehen ;)
:irre:
Berufsdemonstrant, wäre doch ein Karrieresprung, die Demo-Ich-AG im Gruppenrabatt.

Gruss Ludwig *kopfschüttel

Verfasst: So 17.12.2006 - 09:28
von Cr@sh
Jo.

[Achtung Satire]

Um als Hartz IV Empfänger den Karrieresprung zum staatlich geprüfter Berufsprotestler zu machen, muss man einen Schrank voll passender Outfits für jeden Zweck vorweisen können, damit man bei den gesendeten Fernsehbildern auch authentisch wirkt.

Problematisch wirds nur wenn während der einen Demonstration zeitgleich eine Gegendemonstration zum genau demselben Thema gestartet wird. Aber als Berufsprotestler muss man flexibel sein und genau den Markt kennen. Es spricht ja nix dagegen, immer die TV-Reporterteams im Auge zu haben.

Denn gute Protestler bauen Netzwerke und Kontakte zu den Medien mit den großen Buchstaben auf, damit man sich einen netten Nebenverdienst sichern kann. Durch geschickte Inzenierungen fürs Fernsehen in Zusammenarbeit mit den Medien, wie man z.B. hollywoodreif eine Scheibe einschlägt, mit Steinen wirft oder Autos in Brand setzt, können die Einnahmen eines Protestgangs sogar vervielfacht werden.

Wer auch langfristig im internationalen Wettbewerb als Protestler bestehen möchte, braucht noch eine 3-monatige Schulung im Verbrennen von Landesfahnen. Diese Kosten muss der Teilnehmer jedoch selber tragen, da das ja eine Qualifizierung fürs Ausland darstellt und somit nicht von der Agentur für Arbeit getragen wird.

[/Achtung Satire]

Verfasst: Di 19.12.2006 - 22:40
von mara
*rofl*! Lange nicht mehr so herzhaft gelacht. :))

Verfasst: Mo 25.12.2006 - 13:59
von Karyptis
Hui, daran habe ich noch gar nicht gedacht, das eröffnet ja vollkommen neue Perspektiven!

Beispielsweise die des Leiharbeitnehmers. Wenn ich mir angucke, wieviele Menschen, die Arbeitslose ob ihrer MMORPG-Zeiten kritisieren, sich selbst in Foren und Co. herumtummeln, scheinen manche ja schon vor der Idee zur Umsetzung gesprungen zu sein :top:
Wacht man eines Tages übrigens nicht mehr auf, so war man Opfer des Leih-Arztes. Könnte aber auch sein, dass sich der Chefarzt seinen Mietarbeiter derweil zurückgeholt hat.
Wie wäre es eigentlich mit dem Leih-Politiker? Immerhin, so hat die Killerspiel-Debatte gut bewiesen, sprechen manche daher als habe sich der eine oder andere heimlich ersetzen lassen. Gleiches gilt auch für so manch impulsiven Spieler :unschuldig:

Ich habe mir jedenfalls ein Miet-Haustier geholt, mein anderes macht gerade Urlaub auf Ibizia. Seit er Whiskas IV empfängt hat er eh keine großartige Lust, selbst noch zu schnurren. Und auf 1-Euro-Häufchen-Machen hat er auch nicht direkt selbst Lust, dafür hat er einen Miet-Darm.

Ich bin auf jedenfalls glücklich so wie alles ist. Und wenn ich die Wohnng ganz für mich allein haben möchte, werfe ich einfach alle raus. Geht ja, sind ja alles Mietbewohner :)

Kary, Mietadmin

Verfasst: Do 11.01.2007 - 17:23
von Cr@sh
Während wir uns darüber noch lustig machen, gibts bereits erste Firmen, die sich darauf spezialisiert haben:

http://www.erento.com

Verfasst: Fr 12.01.2007 - 09:47
von Gobo
Ich kann der Sache wirklich nix witziges abgewinnen, im Gegenteil.
Das Versammlungsrecht- die einzige Möglichkeit für "den kleinen Mann" überhaupt, sich öffentlich politisch Gehör zu verschaffen, wird ad absurdum geführt. Wer genug Kohle hat, um viele Leute zu mieten, kann eine öffentlich wirksamere Demo aufziehn als derjenige, dem sein Anliegen zwar wichtiger ist, der sich aber keine Leute leisten kann.

Ich fand das Interview mit dem Erento- Chef ziemlich interessant- er sprach von Funktionären, die sich an ihn wenden, weil deren Leute keine Zeit oder keine Lust haben, selbst auf die Straße zu gehn.
Tja, wenn ich ehrlich bin- wer sich zu schade dafür ist, dem kann an der Sache selbst nicht viel liegen.

Das allergrößte Problem, was sich für mich damit ergibt ist die Tatsache, dass über jeder Demonstration nun der Verdacht schwebt, es handle sich nicht um echte Demonstranten, die auf etwas aufmerksam machen wollen, das ihnen am Herzen liegt, sondern um gemietete Leute, denen es völlig schnurz ist, um was es da geht.

In Zeiten, wo Demos zu brisanten Themen je nach dem welche Meinung man der Öffentlichkeit gerade auf die Nase binden will einfach mal soweit möglich ignoriert werden, oder, falls das nicht möglich ist, kleingeredet werden wenn unerwünscht oder im Gegenzug breitgetreten und überzogen dargestellt werden, ist das hochgefährlich.

Man stelle sich eine Großdemo gegen verschiedene Aspekte der Sozialpolitik vor, über der auch nur der VERDACHT schwebt, dass Mietdemonstranten eingesetzt wurden- für das politische Anliegen der Supergau. Setzt man jetzt tatsächlich noch ein paar fingierte Leute in so eine Demo und macht das publik, können die Veranstalter einpacken.

Ein konkretes Beispiel:
Demo gegen Hartz IV letzten Juni in Berlin
Die Angaben über die Teilnehmerzahle schwankt zwischen 3500 und 18.000-20.000, je nachdem, wer befragt wurde.
In Polizeikreisen sprach man von 10.000- 12.000, öffentlich publik gemacht wurden 3500, die Veranstalter sprachen von höheren Zahlen.

3500 kommt auf keinen Fall hin, soviel steht mal fest- dazu muss man sich nur das Bildmaterial der Teilnehmer anschaun (erstaunlicherweise gabs in den Medien z.b. keine Bilder von Abschlußkundgebung, was ansonsten in Berichten über Demos eigentlich den Kernpunkt bildet).
Öffentlich ist diese Zahl aber in den Köpfen- und wenn man da jetzt noch ein paar Leute einschleust, die man gezielt von der Blöd interwieven lässt- dann hätte diese Demo der Sache mehr geschadet als genutzt.