Sagt der Name: ROLLENspiel
Anfang der 70 ist das Rollenspiel, so wie wir es jetzt kennen entstanden. In den USA , von Gary Gygax (ich glaube ich habe mal irgendwo - in einem anderen Threat hier - geschrieben, er wäre NICHT der Erfinder gewesen, aber mein Freund hat mich eben eines Besseren belehrt).
Und im Rollenspiel (dem "spielerischen") da stellt man einen anderen Menschen (Humanoiden) dar.
Da schaut man was z.B. unser Mondkalb hier als Menschen definiert - was macht Mondkalb zu Mondkalb??
In dem Moment wo ich versuche Mondkalb (einen imaginären oder real existierenden) Menschen (Humanoiden) darzustellen, in dem Moment mache ich Rollenspiel.
Das ist, plump gesagt, im Grunde alles was man im Rollenspiel macht.
ABER ... diese Darstellung hat unterschiedlich gute Qualität: Würde ich z.B. hingehen und Mondkalb auf einen "Poster hier im Forum reduzieren", DANN hätte ich schlechtes Rollenspiel begangen.
Hmm, muss ich anders erklären - ich "missbrauche" mal weiter unseren Mondkalb hier, hoffend das er nix dagegen hat, herhalten zu müssen.
Alsooo, Mondkalb ist:
- Poster hier im Forum
- Sohn
- Bruder
- Vielleicht Vater
- Freund (Beziehung)
- Freund (Kumpels)
- Bekannter
- Käufer in einem Laden
- Kunde im Reisebüro
- Angestellter / Selbstständiger / Azubi / Schüler etc.
- Somit auch: Kollege / Mitschüler / Chef etc.
- Er könnte dann auch noch z.B. in einem Fussballverein sein und "Mitspieler" sein.
- Vielleicht macht er dann auch noch Judo - und wäre somit "Judokollege", aber auch noch "Kampfsportler"
- Fernsehkucker
- Radiohörer / Musikhörer
etc. etc. etc. Die Liste kann man sehr lange fort führen.
Würde ich jetzt hingehen und Mondkalb darstellen wollen, also seine ROLLE spielen, DANN wäre ich ein ziemlich mieser Rollenspieler, wenn ich ihn auf das "Poser hier im Forum" reduzieren würde.
Je mehr der oben erwähnten "Gesichter des Mondkalbs" ich mit darstellen könnte, desto besser würde ich Mondkalb spielen, desto besser würde ich ROLLENspielen.
Natürlich kann ich NIE ALLE Gesichter darstellen - aber je mehr, desto besser.
Natürlich kann man NIE so viele Gesichter im PC-RPG darstellen, wie in einem P&P - ABER je mehr Möglichkeiten mir ein PC-RPG bietet, Mondkalbs verschiedene "Gesichter" darzustellen, desto mehr ist es ein RPG und desto NÄHER kommt es einem P&P.
Und natürlich sind nicht alle Gesichter gleich unterhaltsam für den Betrachter - da muss man natürlich schauen, dass man die Interessantesten Aspekte von Mondkalb hervorhebt und die etwas "Unspektakuläreren" unter den Teppich kehrt.
ABER - man darf NIE MOndkalb auf nur 3 oder 4 Aspekte reduzieren (oder nur auf einen).
Ein Rollenspiel ist also einfach dazu da, einen Menschen in seinen verschiedenen Rollen darzustellen. Damit das Alles nicht so langweilig wird, hat man halt das Ganze mit einer schicken, spannenden Ausnahmesituation geschmückt und den kämpferischen (adrenalinfördernden) Aspekt besonders hervorgehoben.
ABER - in dem Moment wo ich NUR den kämpferischen Aspekt beachte und die anderen Aspekte nicht mehr, in dem Moment spiele ich keine wirkliche Rolle mehr. Denn ein "Kampfroboter" ist keine Rolle - in Diablo2 z.B. dient die "angebliche Rolle" nur dazu, das Schwert des Spielers zu sein. Ist aber nicht wirklich ein glaubhafter Mensch, somit keine Rolle.
So ist meine geliebte Amazone in Diablo2 eigentlich nur ein Bogen, den ICH zu Hause virtuell führe. Mein Bogen hat halt die Form einer Amazonen - Frau (mit viel zu großen Brüsten und Zellulitis).
Ich hatte nach BG und PT erwartet, dass jetzt eben, gerade die heiss ersehnten "neuen" RPGs versuchen werden, NOCH MEHR Möglichkeiten einzubauen, seine Rolle im Spiel auch wirklich zu spielen.
BG und PT haben ja gezeigt, dass so etwas auch unterhaltsam geht, ohne Übertreibung, OHNE als SIMS-Spiel zu enden.
Unter diesem Aspekt fand ich gerade in PT genial, dass man hier mit seinen NSC-Kumpels richtig "tiefgehende" Freundschaften aufbauen konnte, wo man auch mal was Falsches sagt.
Hier wurde dann plötzlich noch die Rolle des "Freundes & Kumpels" eingebaut.
Und unter diesem Aspekt fand ich BG halt toll, weil hier plötzlich
die Rolle des "Liebhabers" witzig eingebaut war und hier vom Spieler gefordert wurde, mal diesen Aspekt des Charakters auch etwas zu spielen (natürlich nur wenn man wollte).
In PT war das halt etwas doof, weil man ja dort den Charakter leider vorgegeben hatte.
Aber gerade in BG 2 (mit dem selbstentwickelten Charakter) gab das der Figur sehr viel Tiefgang und Glaubwürdigkeit. Das war keine tumpe Kampfmaschine mehr (auf dem Mionitor), das war nicht nur der "verlängerte Spielerarm". Das war ein "Mensch" (Elf, Zwerg oder was auch immer) mit Gefühlen und Empfindungen.
Okay, im P&P hätte man das noch besser dargestellt - aber bei PC-Spielen muss man halt Zugeständnisse machen.
In BG 2 nun fand ich z.B. die Darstellung der Freundschaften (nicht romantischer Natur) zwischen dem Hauptcharakter und den einzelnen Partymitgliedern nicht so gut gelungen wie in PT.
In PT fand ich die Romanzen nicht sooo überzeugend. Also auch dort war nicht alles Sahne.
DAHER hatte ich mir ja gerade von Morrowind in diesen Punkten viel versprochen ....
Hier muss man nun hingehen und EHRLICH und KRITISCH schauen: Welche Aspekte meines Charakters kann ich in Morrowind ausspielen?
Das kann ich leider nicht sagen, da ich das Spiel ja erst im Herbst kriegen werde *snief*
Aber wenn ich es mal habe, dann werde ich kritisch an das Spiel rangehen, OBWOHL ich auf ein Morrowind warte, seitdem ich Daggerfall damals zum ersten Mal gespielt habe.

Wie glaubwürdig kann ich meinen Charakter in Morrowind darstellen - welche Aspekte, ohne das es langweilig wird?
RESUMEE
Ein gutes PC-RPG ist also im Grunde:
- Ich kann ganz viele Aspekte eines Charakter darstellen (Kämpfer, Bruder, Freund, Verräter, Verbündeter etc. etc.)
- Ich werde NICHT gezwungen manche Aspekte darzustellen (z.B. den des Freundes / Kumpels) - könnte es aber jederzeit tun.
- WENN ich mich entschliesse einen Aspekt anzuspielen, DANN wird es nicht langweilig und zieht sich nicht hin.
Und ganz ehrlich, ALLE diese Punkte haben auch BG und PT NICHT erfüllt. Und hier setzt eben auch die Technik ein - wir sind halt noch nicht so weit um ein solches Spiel zu entwickeln. Wir könnten es schon, aber es würde alle wirtschaftlichen Rahmen sprengen und wäre total unsinnig.