Hey Mädels!
salonga hat geschrieben:Ich habe meine Position in dieser Frage doch in den letzten Posts nochmal konkretisiert.
Darüberhinaus finde ich, daß Du ziemlich gewagte Schlußfolgerungen und Unterstellungen bezüglich meines "Ur-Posts" formulierst.
Ich habe doch nirgendwo behauptet, daß alle Moslems auf der ganzen Welt Bombenanschläge im Harald-Schmidt-Studio verüben würden und die deutsche Gesellschaft das dann nicht interessieren würde? Wie kommst Du nur darauf?
Also nochmal:
Was ich sagen wollte (und meiner Meinung nach - vielleicht anders formuliert - auch gesagt habe) ist, daß es heute im deutschen Fernsehen einfacher ist, sich über die Bibel lustig zu machen, als zum Beispiel über den Koran.
Der Punkt mit den Bombenanschlägen bezog sich logischerweise auf entsprechende Gruppierungen innerhalb der Moslems. Dies habe ich aber auch schon ganz deutlich formuliert.
@ salonga:
Nun denn, wahrscheinlich reden wir aneinander vorbei.
Ich möchte gern klarstellen, daß es mir nicht darum geht Recht zu behalten, denn falls mir ein Fehler unterlaufen sein sollte, so wäre ich sehr froh darüber. Auch will ich gestehen, daß es durchaus möglich ist, daß ich voreingenommen auf Deine Posts reagiert habe. Damit sage ich nicht, daß es so ist, sondern, daß es so sein
könnte. Wenn es so sein sollte, dann hinge das sicherlich mit Deinem Post zusammen, der auf den Krankenhausaufenthalt Möllemanns Bezug nahm. Aber darüber muß ich erst einmal nachdenken.
Zur Zeit stellt sich das
mir so dar:
Es ist so, daß die christlichen Religionen (samt ihrer Heiligen Schriften, den Gläubigen, den Kirchen und deren Amtspersonen)
häufiger verspottet werden als andere. Diese Häufigkeit münzt Du,
salonga, in ein
qualitatives Argument um. Nämlich, daß es "einfacher" sei, weil... ja, weil die deutsche Gesellschaft toleranter mit den fremden Werten umginge als mit den eigenen.
Wer sich mit Menschen befaßt hat, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, kann erfahren, mit welchen Problemen diese konfrontiert werden. Nicht nur, daß ihr Aufenthaltsstatus in vielen Fällen auf sehr wackeligen Beinen steht, sie zumeist schwerer Arbeit finden oder fast immer Probleme mit der Sprache haben, auch ihre kulturellen Hintergründe stoßen häufig auf unterschwellige Ablehnung. Selbst diejenigen, die sich seit Jahren oder Jahrzehnten in Deutschland aufhalten, werden in großer Zahl nicht etwa als kulturelle Bereicherung aufgenommen, sondern permanent mit dem Vorwurf konfrontiert (nicht von allen Deutschen aber eben von vielen), sie würden als Gruppe zu wenig Integrationswillen aufweisen.
Doch zurück zu Deiner These, es sei einfacher die Heiligen Schriften zu verunglimpfen/verspotten als den Koran. Wie gesagt, machst Du für den quantitativen Tatbestand (daß es häufiger vorkommt) eine qualitatives Argument verantwortlich (daß die deutsche Gesellschaft gegenüber fremden Werten toleranter sei). Dies deckt sich 1. nicht mit dem eben beschriebenen Erfahrungen von vielen Menschen aus fremden Kulturen in Deutschland und ist 2. ein Fehlschluß.
Ich teile Deine Ansicht, daß christliche Religionen häufiger unter Spott zu leiden haben. Nur würde ich das damit begründen, daß diese Religionen im europäischen Kulturraum eine weitaus umfangreichere Stellung haben und deshalb viel größeren Einfluß auf die Gesellschaften ausüben, im stärkeren Ausmaß vom Wandel der europäischen Gesellschaften betroffen sind und
deshalb auch in deutlicherer Form als "Reibeflächen" gesellschaftlicher Auseinandersetzungen dienen. Die Säkularisierung greift eben stärker auf das Christentum zu, weil die christlich geprägten Länder Ausgangspunkte der Säkulairisierung waren und viel früher von der Verweltlichung betroffen waren als - meinetwegen - Nordafrika (obwohl auch dort diese Tendenzen deutlich sichtbar werden - siehe Ägypten oder Algerien). Interessanterweise wird die Verweltlichung gerade in diesen islamischen Ländern sehr zwiespältig bis polarisierend gesehen - von Liberalisierung bis hin zu kulturellem und religiösem Verfall.
Hinzu gesellt sich (ein qualitatives und quantitatives Argument), daß bei den hier Lebenden die Kenntnisse über das Christentum stärker ausgeprägt sind als über den Islam, denn selbst als Nicht-Gläubige kommen sie mehr und tiefer in Kontakt mit dem Christentum als mit anderen Religionen. Wer aber etwas besser kennt, kann es auch besser
und in vielen verschiedenen Varianten kritisieren oder gar lächerlich machen.
Im Übrigen, dort, wo sich starke islamische Gemeinden in Deutschland etabliert haben, sind neben Isolationstendenzen auch deutliche Aufweichungen innerhalb der Gemeinden festzustellen. Um auf der Ebene des Fernsehens zu sprechen - ein Beispiel: "Was guckst Du?".
Bezüglich der Bombengeschichte habe ich in einem vorhergehenden Post meine
derzeitige Sicht dargelegt und meine, sie auch gut begründet zu haben. Ich weiß,
salonga, daß Du nicht sagst, der Islam wird alle niederbomben. Ich habe Deine Präzisierung nicht übersehen. Aber, Du erzeugst eine gewisse Stimmung mit dieser Äußerung: Was wäre, wenn... Noch einmal:
Ein_Yak hat geschrieben: Du fragst also, was passieren würde - UND NIMMST DIE ANTWORT GLEICH VORWEG. Deine Argumentation lautet, es würde einen Aufschrei der "political correctness" geben, daß man den Koran nicht beleidigen solle. Zudem würden die Muslims in Deutschland oder auf der ganzen Welt - also alle - aber auch jeden Hebel in Bewegung setzen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Und wenn sich Harald Schmidt über diese Einwände hinwegsetzen würde, dann drohe ein Bombenanschlag - nein, er drohe nicht nur, sondern würde ohne Zweifel kommen.
Mithin kommst Du von der Öffentlichkeit in Deutschland zu allen Muslimen in der Welt und dann zu Gewaltakten. Und der Eindruck, der ensteht, ist, die deutsche Gesellschaft schaut zu, während die Muslime aufgrund einer Beleidigung zu Gewaltakten greifen.
Ich gebe zu, daß ist eine sehr scharfe Auslegung. Das rührt aus der Zwangsläufigkeit her, die Deinem ursprünlichen Post innewohnt:
salonga hat geschrieben:Noch ein Gedanke zum Schluß:
Was wäre, wenn sich Harald Schmidt über den Koran lustig machen würde? Wie würden die Deutschen reagieren? Wie würden die Muslims in Deutschland oder auf der ganzen Welt reagieren? Vermutlich würden in diesem Fall die Wogen hoch schlagen.
Und wenn sich Harald Schmidt zu lange über den Koran lustig machen würde, würde er vermutlich irgendwann mit dem ganzen Studio - einschließlich Publikum und Band - in die Luft fliegen.
Es ist die Zwangsläufigkeit, die einen Eindruck hervorruft, der mich schaudern läßt. Ich finde es schon schlimm, daß ich es so verstanden habe. Nun könnte man sagen, das liege einzig und allein in meiner eigenen Verantwortung...
Ist das tatsächlich so, ist nur der Empfänger einer Äußerung für die Interpretation verantwortlich oder gibt der Sender einer Äußerung schon etwas mit und grenzt die Interpretaionsmöglichkeiten schon ein?
Eine interessante Frage möglicherweise auch für den "Kommunikation und Benimmregeln"-Thread...