Guten Morgen, meine Lieben
Ich nehme an, dass die Fable-Reihe vielen von euch ein Begriff ist. Ich selbst bin ein großer Fan von ihr, weshalb ich nun begonnen habe, meine eigenen Fanfiction zu schreiben. Ich nehme dabei hauptsächlich auf die Spiele der Hauptreihe bezug, die Romane, die ich (bis auf Orden der Balverine) noch nicht gelesen habe, sowie "Fable: the Journey", spielen für meine Geschichte keine Rolle, weshalb durchaus kleinere Widersprüche vorhanden sein können, was ich zu entschuldigen bitte. Ferner habe ich es "gewagt", den Helden aus Fable 2 und Fable 3 einen Namen zu geben. Der Held aus Fable 2 heißt in meiner Geschichte "Brendan", sein Sohn trägt den Namen "Conan", aber die beiden spielen eine eher untergeordnete Rolle.
Grundsätzliches zur Story: Die Fanfiction spielt 200 Jahre nach den Ereignissen von Fable 3. Albion ist inzwischen eine Republik, das Schloss ist Sitz des Kanzlers. Der technologische Stand entspricht dem von heute, Hochhäuser, Autos, Züge und dergleichen prägen das Stadtbild, aber spätestens seit Fable 3 ist die Fable-Reihe keine reine Mittelalter-Fantasy mehr, weshalb ich diesen Schritt gewagt habe. Es gibt allerdings auch noch bekannte Orte, wie den Glockenturm in Bowerstone, Millfields/Den Bowertümpel, die Stadt Bloodstone oder den Darkwood, weitere werden noch folgen.
Bowerstone ist inzwischen stark angewachsen und hat kleinere Gemeinden im Umland, wie z.B. Millfields, in sich aufgenommen. Außerdem ist das Bowerstone-Umland durch das harte durchgreifen der Armee nahezu monsterfrei, Silverpines und Brightwood sind inzwischen Erholungsgebiete, in denen keine Hobbs, Balverine und sonstige mehr leben, auch wenn es diese natürlich noch gibt
Auch einige bekannte Figuren werden wieder auftauchen.
Insgesamt ist die Fanfiction so, wie ich mir Fable 4 gewünscht hätte.
Weiterhin: Sachliche Kritik ist gerne gesehen, jedoch bitte ich darum, sie mir per PN zu schicken, damit der Thread für die Kapitel freibleibt. Ich hoffe, es ist für die Admins ok, wenn ich jedem Kapitel einen eigenen Beitrag widme.
Ich hänge gleich mal die ersten paar Kapitel an, weitere werden folgen. Allerdings bitte ich darum, die Fanfiction nicht ohne mein Wissen weiterzuverbreiten. Die Rechte von Fable liegen bei Microsoft, Urheber dieser Geschichte bin dennoch ich, also vorher einfach fragen.
Ich habe den Fokus beim Schreiben hauptsächlich auf die Story gelegt, weniger auf Stil und Umfang. Ich bitte, dies ebenfalls zu beachten.
Meine Fable-Fanfiction
Moderatoren: mara, Tantalusss, Khamul, Castore
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Meine Fable-Fanfiction
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Prolog: Großstadtkinder
Die Hochhäuser Bowerstones wirkten düster und befremdlich, beinahe erdrückend, besonders dann, wenn es dunkel war. Es schien eine Nacht wie jede andere zu sein und doch war sie anders.
David war der Älteste der Gruppe und auch derjenige, der sie immer wieder zu diversen Dumme-Jungen-Streichen verleitete. Er war schon zwölf und der Anführer der Clique, wenngleich viele nur aus Angst vor Ausgrenzung mitmachten.
Cedric war sein bester Freund und vermutlich auch sein einziger Richtiger. Er war im Gegensatz zu David ein schlacksiger Kerl, mit zerzaustem Haar und zerschlissener Kleidung. Die hatte jeder von ihnen, denn keiner, der in der im Alten Viertel von Bowerstone aufwuchs, war reich.
Shannon und Sara waren von Cedric genervt, da er ihnen ständig nachstellte. Sie waren elf Jahre alt, genau wie er, allerdings waren sie viel reifer, zumindest taten sie gerne so. Sie versuchten, den älteren Mädchen nachzueifern und hielten sich viel lieber bei ihnen auf, als bei den Jungs. Zu ihrem Ungemach hielten die älteren Mädchen nichts von den nervigen Kleinkindern, wie sie sie stets nannten.
"Seht ihr das Polizeiauto dort?", fragte David und deutete auf besagtes Fahrzeug. "Einer von euch nimmt jetzt mein Messer und schlitzt ihm die Reifen auf!"
"Das ist eine dumme Idee.", meinte Lucas. Er war der kluge Kopf der Gruppe, zumindest las er sehr viel, was ihm an Muskelmasse fehlte, machte er mit Grips wett.
"Klappe, Klugscheißer!", zischte David und Cedric verpasste Lucas einen Schlag auf den Hinterkopf. "Shannon?"
"Was denn?", entgegnete das Mädchen. "Ich gehe sicher nicht!"
"Wo ist Dein Bruder?", fragte David unwirsch.
"Liam?", entgegnete sie. "Keine Ahnung. Er wollte eigentlich kommen."
"Das will ich ihm geraten haben!", raunte Cedric. "Da kommt er ja. Wo warst Du?"
"Ich...", stammelte Liam. Er war außer Atem, da er anscheinend den ganzen Weg vom alten Viertel bis zum Glockenturm auf dem Marktplatz gerannt war. "Ich musste noch etwas für meine Mum erledigen."
"Hat Mami den Kleinen nicht rausgelassen?", spottete Cedric.
"Lass ihn in Ruhe.", ermahnte Shannon ihn. Sie war Liams Zwillingsschwester und hatte das selbe rabenschwarze Haar und die selben veilchenblauen Augen wie er. Obwohl sie nur zehn Minuten älter als ihr Bruder war, fühlte sie sich für ihn verantwortlich.
"Hier." David reichte Liam das Messer. "Da Du zu spät bist, wirst Du das jetzt machen. Geh zu dem Polizeiauto und schlitz die Reifen auf. Verstanden?"
"Aber...", Liam konnte nicht widersprechen, als er durch ein lautstarkes Räuspern unterbrochen wurde.
Erschrocken drehten die Kinder sich um. Ein Polizist stand vor ihnen. Er bäumte sich vor ihnen auf und musterte sie eingehend.
"Was macht ihr Kinder um diese Zeit hier draußen?"
"Ähm... wir... also...", stammelte David.
"Ab nach Hause!", schimpfte der Ordnungshüter. "Sofort!"
"Ja, Officer.", sagte David kleinlaut. "Los, Leute, hauen wir ab."
Mit gesenkten Köpfen schlichen sie davon.
"Moment!", ertönte die Stimme des Polizisten. Er packte Liam an der Schulter. "Was ist das?"
In diesem Moment merkte der Junge erschrocken, dass er immer noch Davids Messer in der Hand hatte.
"Das ist ein verbotener Gegenstand.", rief der Polizist. "Mitkommen! Der Rest von euch geht sofort nach Hause!"
"Bitte, Officer!", bettelte Sara. "Er ist doch nur ein Junge. Sie können ihn doch nicht verhaften."
"Hmm.", raunte der Polizist. "Ich habe Vorschriften. Wenn ich ihn gehen lasse, riskiere ich meine Anstellung. Aber ich mache euch einen Vorschlag: Du und der Junge kommen mit und dann erklärt ihr mir in aller Ruhe, was ihr mit dem Messer vorhattet. Dann lasse ich euch gehen. Das Messer behalte ich natürlich. Einverstanden?"
"Ist das in Ordnung, Liam?", fragte Sara besorgt.
"Hmm.", erwiderte der Junge, immer noch sichtlich geschockt.
David und Cedric hatten sich bereits aus dem Staub gemacht.
"Ich sage Mum bescheid.", meinte Shannon. "Komm, Lucas."
Liam blickte seiner Schwester und seinem Freund ein letztes mal hinterher, als er in den Streifenwagen stieg.
Vor 250 Jahren war am Bowertümpel noch unberührte Natur. Als der legendäre Heldenkönig Brendan Albion unter seiner Herrschaft vereinte, ließen sich die Adeligen des Landes am wunderschönen See nieder und bauten riesige Villen, um ihren Reichtum zu verdeutlichen. Sie nannten das Gebiet Millfields, diesen Namen trägt es bis heute. Seit 100 Jahren gab es in Albion keinen Adel mehr und die Villen wurden zu Ferienressorts für die Reichen und Schönen des Landes umgebaut. Der Wald wurde gerodet, stattdessen wurden riesige Bauten errichtet. Eines dieser Gebäude, welches auf halbem Weg an der Straße vom Marktplatz zum Bowertümpel lag, war das Polizeirevier von Bowerstone. Liam war zum ersten mal in Millfields, leider waren die Umstände alles andere als erfreulich.
Officer Henlon, wie der Polizist sich vorgestellt hatte, hatte ihn und Sara angewiesen, auf einer Bank platzzunehmen. Er war nun schon seit einer halben Stunde verschwunden. Liam war wie weggetreten und Sara versuchte indes, ihn aufzuheitern.
"So schlimm wird es schon nicht.", meinte sie. "Das Messer gehört schließlich nicht Dir. Außerdem war es Davids Idee..."
"Und?"
"Officer Henlon hat uns doch versprochen, dass er uns gehen lässt, wenn wir ihm sagen, was wir vorhatten."
"Dann werden David und Cedric mich wieder zusammenschlagen, weil ich sie verpfiffen habe.", entgegnete Liam entmutigt. "Wenn ich nichts sage, wird Mum denken, ich hätte tatsächlich etwas anstellen wollen. Sie hat sowieso genug zu tun, seit Dad..."
"Ist schon gut.", Sara legte ihm den Arm um die Schulter.
Liam war nach Weinen zumute, aber im Moment brachte er keine Träne heraus.
Sein Vater war nun seit zwei Jahren tot. Er war ein Soldat und starb im Krieg gegen sie Südliche Konföderation, ein Bündnis von Städten, dass sich gegen die Politik Kanzler Truemans gestellt hatte. Dieser hatte mit Sanktionen reagiert, was zur Abspaltung der Konföderation und schließlich zum Krieg geführt hatte. Vor einem Jahr wurde die Konföderation in der Schlacht im Darkwood vernichtend geschlagen. Seitdem regierte der Kanzler mit eiserner Faust. Die Wahlen wurden aufgrund der nationalen Unsicherheit immer wieder verschoben und die Befugnisse des Parlamentes langsam ausgehebelt. Aber all das interessierte Liam nicht, schon gar nicht an jenem Abend.
"Liam Brighton.", wurde er ausgerufen. Er und Sarah wurden anschließend von einem jungen Polizisten zu einem Schreibtisch geführt. Officer Henlon saß bereits auf dem Sessel ihnen gegenüber.
"Danke, Gregor.", sagte er. "Nun, Kinder."
Er machte eine kurze Redepause und Sara sah in erwartungsvoll an.
"Ich habe mit dem Chief geredet.", fuhr der Officer fort. "Er hat das Messer eingezogen und Deine Mutter angerufen, Liam. Sobald sie euch abgeholt und ein paar Formulare unterzeichnet hat, könnt ihr gehen und die Sache ist erledigt. Wir haben wirklich keine Zeit, uns mit Kinderstreichen zu befassen."
Die beiden atmeten auf.
"Und nun erzählt mir, was ihr eigentlich vorhattet!"
Es dauerte eine Weile, bis Liams Mutter ankam. Sie unterzeichnete die Formulare und wechselte ein paar Worte mit dem Officer, ehe sie wortlos an den Kindern vorbeiging. Sie liefen ihr hinterher.
Die ersten fünf Minuten im Auto herrschte eisiges Schweigen. Dann ergriff Liams Mutter das Wort.
"Was hast Du Dir nur dabei gedacht?", rief sie mit einem leicht verzweifelten Unterton. "Ich hätte nie gedacht, dass ich Dich mal von der Polizeiwache abholen muss. Was würde Dein Vater dazu sagen?"
Liam schwieg betroffen.
"Es war nicht Liams Messer, sondern Davids.", verteigte Sara ihn. "Es war auch seine dumme Idee."
"Das weiß ich doch.", meinte Liams Mutter in etwas ruhigerem Ton. "Shannon hat mir alles erzählt. Trotzdem, warum treibt ihr euch mit diesen Unruhestiftern herum? Was sagen Deine Eltern dazu, Sara?"
"Sie mögen David und Cedric auch nicht, aber..."
"Kein aber.", meinte Liams Mutter. "Ich bin einfach froh, dass es euch gut
geht."
Sie hatten die Altstadt erreicht. Saras Eltern erwarteten sie bereits. Das Mädchen sprang aus dem Wagen und fiel ihnen um den Hals.
"Danke, dass Du meine Tochter nach Hause gebracht hast, Erin.", sagte Saras Mutter voller Dankbarkeit.
"Kein Problem, Lori. Nun entschuldige mich, ich muss ein paar Takte mit meinem Sohn reden."
Sie lebten in einer kleinen Wohnung im ersten Stock eines Hauses in der Rookridge-Straße. Shannon saß am Tisch und schreckte auf, als ihre Mutter die Tür aufschloss. Sofort sprang sie auf und fiel ihrem Bruder um den Hals.
"Und?", fragte sie aufgeregt. "Wie war es?"
"Nun...", meinte Liam.
"Geh ins Bett, Shannon."
"Ja, Mum..." Das Mädchen tat wie geheißen.
"Setz Dich!" Erin deutete auf einen Stuhl, auf welchen Liams sich sogleich setzte. "Hör zu.", begann sie. "Ich weiß, dass Dads Tod für Dich nicht leicht war. Für Shannon und mich war er das auch nicht. Ich will Dich nicht bestrafen, weil ich glaube und hoffe, dass Du Deine Lektion jetzt gelernt hast."
"Ja, Mum.", entgegnete Liam. "Es tut mir leid. Ich verspreche Dir, mich ab jetzt von David und Cedric fernzuhalten."
"Da bin ich froh.", entgegnete Erin erleichtert. Sie gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. "Nun putz' Dir die Zähne und geh ins Bett."
"Ich hab Dich lieb, Mum.", sagte Liam, so, als würde er es zum letzten Mal sagen.
"Ich Dich auch, Schatz.", entgegnete Erin nachdenklich. "Ich Dich auch."
Die Hochhäuser Bowerstones wirkten düster und befremdlich, beinahe erdrückend, besonders dann, wenn es dunkel war. Es schien eine Nacht wie jede andere zu sein und doch war sie anders.
David war der Älteste der Gruppe und auch derjenige, der sie immer wieder zu diversen Dumme-Jungen-Streichen verleitete. Er war schon zwölf und der Anführer der Clique, wenngleich viele nur aus Angst vor Ausgrenzung mitmachten.
Cedric war sein bester Freund und vermutlich auch sein einziger Richtiger. Er war im Gegensatz zu David ein schlacksiger Kerl, mit zerzaustem Haar und zerschlissener Kleidung. Die hatte jeder von ihnen, denn keiner, der in der im Alten Viertel von Bowerstone aufwuchs, war reich.
Shannon und Sara waren von Cedric genervt, da er ihnen ständig nachstellte. Sie waren elf Jahre alt, genau wie er, allerdings waren sie viel reifer, zumindest taten sie gerne so. Sie versuchten, den älteren Mädchen nachzueifern und hielten sich viel lieber bei ihnen auf, als bei den Jungs. Zu ihrem Ungemach hielten die älteren Mädchen nichts von den nervigen Kleinkindern, wie sie sie stets nannten.
"Seht ihr das Polizeiauto dort?", fragte David und deutete auf besagtes Fahrzeug. "Einer von euch nimmt jetzt mein Messer und schlitzt ihm die Reifen auf!"
"Das ist eine dumme Idee.", meinte Lucas. Er war der kluge Kopf der Gruppe, zumindest las er sehr viel, was ihm an Muskelmasse fehlte, machte er mit Grips wett.
"Klappe, Klugscheißer!", zischte David und Cedric verpasste Lucas einen Schlag auf den Hinterkopf. "Shannon?"
"Was denn?", entgegnete das Mädchen. "Ich gehe sicher nicht!"
"Wo ist Dein Bruder?", fragte David unwirsch.
"Liam?", entgegnete sie. "Keine Ahnung. Er wollte eigentlich kommen."
"Das will ich ihm geraten haben!", raunte Cedric. "Da kommt er ja. Wo warst Du?"
"Ich...", stammelte Liam. Er war außer Atem, da er anscheinend den ganzen Weg vom alten Viertel bis zum Glockenturm auf dem Marktplatz gerannt war. "Ich musste noch etwas für meine Mum erledigen."
"Hat Mami den Kleinen nicht rausgelassen?", spottete Cedric.
"Lass ihn in Ruhe.", ermahnte Shannon ihn. Sie war Liams Zwillingsschwester und hatte das selbe rabenschwarze Haar und die selben veilchenblauen Augen wie er. Obwohl sie nur zehn Minuten älter als ihr Bruder war, fühlte sie sich für ihn verantwortlich.
"Hier." David reichte Liam das Messer. "Da Du zu spät bist, wirst Du das jetzt machen. Geh zu dem Polizeiauto und schlitz die Reifen auf. Verstanden?"
"Aber...", Liam konnte nicht widersprechen, als er durch ein lautstarkes Räuspern unterbrochen wurde.
Erschrocken drehten die Kinder sich um. Ein Polizist stand vor ihnen. Er bäumte sich vor ihnen auf und musterte sie eingehend.
"Was macht ihr Kinder um diese Zeit hier draußen?"
"Ähm... wir... also...", stammelte David.
"Ab nach Hause!", schimpfte der Ordnungshüter. "Sofort!"
"Ja, Officer.", sagte David kleinlaut. "Los, Leute, hauen wir ab."
Mit gesenkten Köpfen schlichen sie davon.
"Moment!", ertönte die Stimme des Polizisten. Er packte Liam an der Schulter. "Was ist das?"
In diesem Moment merkte der Junge erschrocken, dass er immer noch Davids Messer in der Hand hatte.
"Das ist ein verbotener Gegenstand.", rief der Polizist. "Mitkommen! Der Rest von euch geht sofort nach Hause!"
"Bitte, Officer!", bettelte Sara. "Er ist doch nur ein Junge. Sie können ihn doch nicht verhaften."
"Hmm.", raunte der Polizist. "Ich habe Vorschriften. Wenn ich ihn gehen lasse, riskiere ich meine Anstellung. Aber ich mache euch einen Vorschlag: Du und der Junge kommen mit und dann erklärt ihr mir in aller Ruhe, was ihr mit dem Messer vorhattet. Dann lasse ich euch gehen. Das Messer behalte ich natürlich. Einverstanden?"
"Ist das in Ordnung, Liam?", fragte Sara besorgt.
"Hmm.", erwiderte der Junge, immer noch sichtlich geschockt.
David und Cedric hatten sich bereits aus dem Staub gemacht.
"Ich sage Mum bescheid.", meinte Shannon. "Komm, Lucas."
Liam blickte seiner Schwester und seinem Freund ein letztes mal hinterher, als er in den Streifenwagen stieg.
Vor 250 Jahren war am Bowertümpel noch unberührte Natur. Als der legendäre Heldenkönig Brendan Albion unter seiner Herrschaft vereinte, ließen sich die Adeligen des Landes am wunderschönen See nieder und bauten riesige Villen, um ihren Reichtum zu verdeutlichen. Sie nannten das Gebiet Millfields, diesen Namen trägt es bis heute. Seit 100 Jahren gab es in Albion keinen Adel mehr und die Villen wurden zu Ferienressorts für die Reichen und Schönen des Landes umgebaut. Der Wald wurde gerodet, stattdessen wurden riesige Bauten errichtet. Eines dieser Gebäude, welches auf halbem Weg an der Straße vom Marktplatz zum Bowertümpel lag, war das Polizeirevier von Bowerstone. Liam war zum ersten mal in Millfields, leider waren die Umstände alles andere als erfreulich.
Officer Henlon, wie der Polizist sich vorgestellt hatte, hatte ihn und Sara angewiesen, auf einer Bank platzzunehmen. Er war nun schon seit einer halben Stunde verschwunden. Liam war wie weggetreten und Sara versuchte indes, ihn aufzuheitern.
"So schlimm wird es schon nicht.", meinte sie. "Das Messer gehört schließlich nicht Dir. Außerdem war es Davids Idee..."
"Und?"
"Officer Henlon hat uns doch versprochen, dass er uns gehen lässt, wenn wir ihm sagen, was wir vorhatten."
"Dann werden David und Cedric mich wieder zusammenschlagen, weil ich sie verpfiffen habe.", entgegnete Liam entmutigt. "Wenn ich nichts sage, wird Mum denken, ich hätte tatsächlich etwas anstellen wollen. Sie hat sowieso genug zu tun, seit Dad..."
"Ist schon gut.", Sara legte ihm den Arm um die Schulter.
Liam war nach Weinen zumute, aber im Moment brachte er keine Träne heraus.
Sein Vater war nun seit zwei Jahren tot. Er war ein Soldat und starb im Krieg gegen sie Südliche Konföderation, ein Bündnis von Städten, dass sich gegen die Politik Kanzler Truemans gestellt hatte. Dieser hatte mit Sanktionen reagiert, was zur Abspaltung der Konföderation und schließlich zum Krieg geführt hatte. Vor einem Jahr wurde die Konföderation in der Schlacht im Darkwood vernichtend geschlagen. Seitdem regierte der Kanzler mit eiserner Faust. Die Wahlen wurden aufgrund der nationalen Unsicherheit immer wieder verschoben und die Befugnisse des Parlamentes langsam ausgehebelt. Aber all das interessierte Liam nicht, schon gar nicht an jenem Abend.
"Liam Brighton.", wurde er ausgerufen. Er und Sarah wurden anschließend von einem jungen Polizisten zu einem Schreibtisch geführt. Officer Henlon saß bereits auf dem Sessel ihnen gegenüber.
"Danke, Gregor.", sagte er. "Nun, Kinder."
Er machte eine kurze Redepause und Sara sah in erwartungsvoll an.
"Ich habe mit dem Chief geredet.", fuhr der Officer fort. "Er hat das Messer eingezogen und Deine Mutter angerufen, Liam. Sobald sie euch abgeholt und ein paar Formulare unterzeichnet hat, könnt ihr gehen und die Sache ist erledigt. Wir haben wirklich keine Zeit, uns mit Kinderstreichen zu befassen."
Die beiden atmeten auf.
"Und nun erzählt mir, was ihr eigentlich vorhattet!"
Es dauerte eine Weile, bis Liams Mutter ankam. Sie unterzeichnete die Formulare und wechselte ein paar Worte mit dem Officer, ehe sie wortlos an den Kindern vorbeiging. Sie liefen ihr hinterher.
Die ersten fünf Minuten im Auto herrschte eisiges Schweigen. Dann ergriff Liams Mutter das Wort.
"Was hast Du Dir nur dabei gedacht?", rief sie mit einem leicht verzweifelten Unterton. "Ich hätte nie gedacht, dass ich Dich mal von der Polizeiwache abholen muss. Was würde Dein Vater dazu sagen?"
Liam schwieg betroffen.
"Es war nicht Liams Messer, sondern Davids.", verteigte Sara ihn. "Es war auch seine dumme Idee."
"Das weiß ich doch.", meinte Liams Mutter in etwas ruhigerem Ton. "Shannon hat mir alles erzählt. Trotzdem, warum treibt ihr euch mit diesen Unruhestiftern herum? Was sagen Deine Eltern dazu, Sara?"
"Sie mögen David und Cedric auch nicht, aber..."
"Kein aber.", meinte Liams Mutter. "Ich bin einfach froh, dass es euch gut
geht."
Sie hatten die Altstadt erreicht. Saras Eltern erwarteten sie bereits. Das Mädchen sprang aus dem Wagen und fiel ihnen um den Hals.
"Danke, dass Du meine Tochter nach Hause gebracht hast, Erin.", sagte Saras Mutter voller Dankbarkeit.
"Kein Problem, Lori. Nun entschuldige mich, ich muss ein paar Takte mit meinem Sohn reden."
Sie lebten in einer kleinen Wohnung im ersten Stock eines Hauses in der Rookridge-Straße. Shannon saß am Tisch und schreckte auf, als ihre Mutter die Tür aufschloss. Sofort sprang sie auf und fiel ihrem Bruder um den Hals.
"Und?", fragte sie aufgeregt. "Wie war es?"
"Nun...", meinte Liam.
"Geh ins Bett, Shannon."
"Ja, Mum..." Das Mädchen tat wie geheißen.
"Setz Dich!" Erin deutete auf einen Stuhl, auf welchen Liams sich sogleich setzte. "Hör zu.", begann sie. "Ich weiß, dass Dads Tod für Dich nicht leicht war. Für Shannon und mich war er das auch nicht. Ich will Dich nicht bestrafen, weil ich glaube und hoffe, dass Du Deine Lektion jetzt gelernt hast."
"Ja, Mum.", entgegnete Liam. "Es tut mir leid. Ich verspreche Dir, mich ab jetzt von David und Cedric fernzuhalten."
"Da bin ich froh.", entgegnete Erin erleichtert. Sie gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. "Nun putz' Dir die Zähne und geh ins Bett."
"Ich hab Dich lieb, Mum.", sagte Liam, so, als würde er es zum letzten Mal sagen.
"Ich Dich auch, Schatz.", entgegnete Erin nachdenklich. "Ich Dich auch."
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Kapitel 1: Feuer
Liam wachte mitten in der Nacht auf. Es roch nach Rauch und von draußen ertönten Sirenen und Schreie. Er sprang sofort auf.
"Was ist los?", fragte Shannon verschlafen und rieb sich die Augen. Dann setzte sie sich auf und sah ihren Bruder erwartungsvoll an. Dieser öffnete die Vorhänge und sah, dass das Haus gegenüber lichterloh brannte.
"Wir müssen Mum wecken!", rief er. "Komm, Shannon!"
Die Kinder rissen die Tür auf und rannten durch das Wohnzimmer zum gegenüberliegenden Schlafzimmer, in welchem Erin schlief. Die Tür stand sperrangelweit auf, Erin war nirgends zu finden.
"Mum?", rief Shannon besorgt.
"Wir müssen hier raus!", drägte Liam. "Zu Lori und Paul. Mum hat gesagt, dass wir im Notfall immer zu ihnen sollen."
"Aber wir müssen Mum finden.", widersprach Shannon wehement.
"Sie ist bestimmt schon dort.", meinte Liam.
"Aber sie hätte uns doch nicht hiergelassen." Shannon war den Tränen nahe.
"Sie ist bestimmt in Sicherheit. Komm jetzt!"
Seine Schwester widersprach diesmal nicht. Sie zogen sich die Schuhe an und rannten im Pyjama auf die Straße. Dann bemerkten sie, dass nicht nur das Haus gegenüber, sondern alle Häuser in der Straße brannten.
Hustend rannten sie durch die Rauchschwaden, bis sie zur Hafenstraße kamen. Hier am Meer lag das Haus von Sara und ihren Eltern.
Viele Häuser im Alten Viertel brannten. Dann erblickten sie einige Männer, die komplett schwarz gekleidet waren und ebenso schwarze Helme trugen. Sie drangen in jedes Haus ein, zerrten die Bewohner heraus und zündeten es anschließend mit einem Flammenwerfer an.
"Wer sind die?", fragte Liam.
"Ich weiß nicht.", antwortete Shannon mit zittriger Stimme. "Wir sollten uns lieber verstecken."
Sie wollten wegrennen, doch ihre Füße gehorchten ihnen nicht. Voller Furcht standen sie da, als zwei der Männer auf sie zukamen.
"Da sind noch zwei Kinder.", sagte der eine zu seinem Kollegen. Seine Stimme klang durch die Gasmaske seines Helmes dumpf und bedrohlich.
"He, ihr!", rief der andere. "Stehenbleiben!"
Die Männer kamen immer näher, den Kindern fehlte jedoch noch immer die Kraft wegzurennen. Die Männer in Schwarz streckten die Arme aus, bereit ihn und seine Schwester zu packen.
Dann ertönte ein Schuss. Ein dunkelhaariger Mann, der einen weißen Nadelstreifenanzug trug, stand neben ihnen. Er hatte eine Pistole in der Hand und würdigte die Kinder keines Blickes. Aus der Uniform des einen Mannes in Schwarz quoll Blut, das langsam an seiner Brust herunterlief. Dann fiel der Mann auf die Knie und schließlich komplett zu boden.
Liam konnte sich bei diesem Anblick nicht zurückhalten und übergab sich. Dann brach er ebenfalls zusammen. Er nahm das Folgende nur noch in schemenhaften Bruchstücken wahr.
Ein weiterer Mann trat neben den Mann im weißen Anzug. Er hob seine Hand, streckte die Spitzen seines Zeige- und Mittelfingers aus und schoss einen Blitz in Richtung der Uniformierten.
Dann beugte er sich über Liam.
"Keine Angst, Junge.", sagte er. "Bald bist Du in Sicherheit."
Dann vernahm Liam den Schrei seiner Schwester. Er versuchte, aufzustehen und ihr zu helfen, jedoch versagte ihm jeder Muskel.
"Lass sie los!", sagte der Mann in der blauen Robe zu dem im Anzug.
"So war die Abmachung.", erwiderte dieser. Im Gegensatz zum anderen, der eine warme, freundliche Stimme hatte, war die des Mannes im weißen Nadelstreifenanzug kalt und voller Verachtung. "Ihr bekommt den Jungen, ich bekomme das Mädchen."
"Voerst.", meinte der Mann mit der blauen Robe. "Dann bring sie jetzt wenigstens hier weg!"
Dann wurde Liam schwarz vor Augen.
Liam wachte mitten in der Nacht auf. Es roch nach Rauch und von draußen ertönten Sirenen und Schreie. Er sprang sofort auf.
"Was ist los?", fragte Shannon verschlafen und rieb sich die Augen. Dann setzte sie sich auf und sah ihren Bruder erwartungsvoll an. Dieser öffnete die Vorhänge und sah, dass das Haus gegenüber lichterloh brannte.
"Wir müssen Mum wecken!", rief er. "Komm, Shannon!"
Die Kinder rissen die Tür auf und rannten durch das Wohnzimmer zum gegenüberliegenden Schlafzimmer, in welchem Erin schlief. Die Tür stand sperrangelweit auf, Erin war nirgends zu finden.
"Mum?", rief Shannon besorgt.
"Wir müssen hier raus!", drägte Liam. "Zu Lori und Paul. Mum hat gesagt, dass wir im Notfall immer zu ihnen sollen."
"Aber wir müssen Mum finden.", widersprach Shannon wehement.
"Sie ist bestimmt schon dort.", meinte Liam.
"Aber sie hätte uns doch nicht hiergelassen." Shannon war den Tränen nahe.
"Sie ist bestimmt in Sicherheit. Komm jetzt!"
Seine Schwester widersprach diesmal nicht. Sie zogen sich die Schuhe an und rannten im Pyjama auf die Straße. Dann bemerkten sie, dass nicht nur das Haus gegenüber, sondern alle Häuser in der Straße brannten.
Hustend rannten sie durch die Rauchschwaden, bis sie zur Hafenstraße kamen. Hier am Meer lag das Haus von Sara und ihren Eltern.
Viele Häuser im Alten Viertel brannten. Dann erblickten sie einige Männer, die komplett schwarz gekleidet waren und ebenso schwarze Helme trugen. Sie drangen in jedes Haus ein, zerrten die Bewohner heraus und zündeten es anschließend mit einem Flammenwerfer an.
"Wer sind die?", fragte Liam.
"Ich weiß nicht.", antwortete Shannon mit zittriger Stimme. "Wir sollten uns lieber verstecken."
Sie wollten wegrennen, doch ihre Füße gehorchten ihnen nicht. Voller Furcht standen sie da, als zwei der Männer auf sie zukamen.
"Da sind noch zwei Kinder.", sagte der eine zu seinem Kollegen. Seine Stimme klang durch die Gasmaske seines Helmes dumpf und bedrohlich.
"He, ihr!", rief der andere. "Stehenbleiben!"
Die Männer kamen immer näher, den Kindern fehlte jedoch noch immer die Kraft wegzurennen. Die Männer in Schwarz streckten die Arme aus, bereit ihn und seine Schwester zu packen.
Dann ertönte ein Schuss. Ein dunkelhaariger Mann, der einen weißen Nadelstreifenanzug trug, stand neben ihnen. Er hatte eine Pistole in der Hand und würdigte die Kinder keines Blickes. Aus der Uniform des einen Mannes in Schwarz quoll Blut, das langsam an seiner Brust herunterlief. Dann fiel der Mann auf die Knie und schließlich komplett zu boden.
Liam konnte sich bei diesem Anblick nicht zurückhalten und übergab sich. Dann brach er ebenfalls zusammen. Er nahm das Folgende nur noch in schemenhaften Bruchstücken wahr.
Ein weiterer Mann trat neben den Mann im weißen Anzug. Er hob seine Hand, streckte die Spitzen seines Zeige- und Mittelfingers aus und schoss einen Blitz in Richtung der Uniformierten.
Dann beugte er sich über Liam.
"Keine Angst, Junge.", sagte er. "Bald bist Du in Sicherheit."
Dann vernahm Liam den Schrei seiner Schwester. Er versuchte, aufzustehen und ihr zu helfen, jedoch versagte ihm jeder Muskel.
"Lass sie los!", sagte der Mann in der blauen Robe zu dem im Anzug.
"So war die Abmachung.", erwiderte dieser. Im Gegensatz zum anderen, der eine warme, freundliche Stimme hatte, war die des Mannes im weißen Nadelstreifenanzug kalt und voller Verachtung. "Ihr bekommt den Jungen, ich bekomme das Mädchen."
"Voerst.", meinte der Mann mit der blauen Robe. "Dann bring sie jetzt wenigstens hier weg!"
Dann wurde Liam schwarz vor Augen.
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Kapitel 2: Ein neues Leben
Er erwachte auf einer Bare. Der Raum, in welchem er sich befand, wirkte so, als würde er zu einem alten, hölzernen Haus gehören.
"Na, bist Du endlich wach?" Der Mann mit der blauen Robe, die er immer noch trug, stand neben seinem Bett. Er wirkte alt, hatte graues Haar und ein faltiges Gesicht, jedoch schien er auch voller Weisheit und Erfahrung zu sein. "Versuch aufzustehen!"
Der Junge setzte sich auf.
"Wo bin ich?", fragte er. "Was ist passiert?"
"Du bist in Bloodstone, Junge.", antwortete der Mann. "Weit weg von Bowerstone, genau genommen am anderen Ende von Albion."
"Ich... ich erinnere mich.", meinte Liam. "Das Feuer. Shannon! Mum! Wo sind sie?"
"Deine Schwester ist in Sicherheit.", entgegnete der Alte. "Deine Mutter vermutlich auch. Schließlich haben sie nicht nach ihr gesucht. Ich bin übrigens Grayson."
"Wonach haben diese Männer gesucht?"
"Nach Dir.", antwortete Grayson. "Und nach Deiner Schwester Shannon."
"Aber warum?", wollte Liam wissen. "Etwa wegen der Sache mit dem Messer? Ich dachte, das wäre geklärt!"
"Diese Männer waren Feuertruppen.", erklärte Grayson. "Die Elitegarde des Kanzlers Lyonel Trueman. Deine kindischen Streiche mit Deinen Freunden waren nicht der Grund, warum sie euch gesucht und eure Heimat niedergebrannt haben."
"Warum dann?", fragte Liam, den Tränen nahe. "Warum tut jemand so etwas?"
"Weil ihr Helden seid.", antwortete der alte Mann."
"Helden?"
"Vor langer Zeit beschützten die Helden die Bewohner Albions vor Gefahren aller Art. Der mächtigste von ihnen wurde als Held von Oakvale bekannt. Er besiegte den dämonischen Messer-Jack, nachdem dieser sein Heimatdorf niedergebrannt und seine Familie getötet hatte."
"Und weiter?"
"Der Held von Oakvale gehörte zu einer alten Blutlinie, welche von einem Mann namens William Black abstammte. Dieser war der erste Held. Er befreite die Menschen Albions von drei dämonischen Wesen, die als das Gericht bekannt waren. William wurde zum ersten Archon des Alten Reiches. Auch wenn das alte Reich längst gefallen ist, so lebten seine Nachkommen fort und aus ihnen gingen die mächtigsten Helden hervor, die Albion je gesehen hatte. Nachdem Messer-Jack besiegt worden war, wurden die Helden dekadent, weshalb die Menschen irgendwann genug von ihnen hatten. Ein wütender Mob stürmte die Heldengilde, tötete jeden Helden darin und brannte sie nieder. Später wurde ein Fluss in dieses Gebiet umgeleitet und der Bowertümpel entstand. Nur wenige Helden, die sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb der Gilde aufhielten, überlebten. Unter anderem ein Nachkomme des Helden von Oakvale. Die restlichen Helden legten ihre Waffen nieder und fristeten ein gewöhnliches Leben. Vor 250 Jahren lebten zwei Nachkommen William Blacks in Bowerstone: Ein Junge namens Brendan und ein Mädchen namens Rose. Rose wurde vom tyrannischen Lord Lucien ermordet."
"Die Geschichte kenne ich.", unterbrach Liam ihn. "Brendan besiegte Lucien und wurde später König."
"Dann weißt Du auch, dass Brendans Sohn Logan Albion tyrannsierte..."
"...und von seinem Bruder Conan gestürzt wurde, welcher auch den Kriecher besiegte. Da sollen meine Lehrer noch einmal behaupten, ich würde im Unterricht nicht aufpassen."
"Wie dem auch sei.", fuhr Grayson fort. "König Conan nahm Zeit seines Lebens an, er wäre Albions letzter Held. Aber es gab mehr. Niemand weiß, was mit Conan geschah. Er verschwand, ohne einen Erben zu hinterlassen. Vermutlich starb er. Die Archonlinie war damit beendet und auch die Königslinie Albions."
"Ein Adelsrat übernahm die Herrschaft...", rezitierte Liam gelangweilt. "...bis vor 100 Jahren die Republik ausgerufen wurde. Aber was sollen diese alten Geschichten?"
"Du bist ebenfalls ein Held, junger Liam.", entgegnete Grayson ermahnend. "Diese alten Geschichten sind ab jetzt auch deine Geschichte."
"Soll das heißen, dass sie wahr sind?", fragte der Junge ungläubig.
"Ja, das sind sie.", sagte Grayson bestimmt. "Allesamt! Die Heldengilde prosperierte im Untergrund, inzwischen sind wir wieder ein paar Dutzend, auch wenn die Armee Albions uns unsere Aufgabe, das Land vor Monstern zu beschützen, übernommen hat. Silverpines ist heute ein Erholungsort, vor wenigen Jahrzehnten wimmelte es dort jedoch noch von Balverinen, aber das ist eine andere Geschichte."
"Ich soll also ein Held sein...", erkundigte Liam sich. "Was ist mit Shannon? Ist sie auch hier?"
"Deine Schwester ist in Sicherheit.", antwortete Grayson. "Leider kann ich Dir momentan nicht mehr dazu sagen. In der Truhe dort sind saubere Kleider, hinter dieser Tür ist ein Bad. Mach Dich ersteinmal sauber, dann zieh Dich um und komme dann raus. Dann kannst Du etwas essen und anschließend reden wir darüber, wie es weitergeht."
Ein Held... Er fragte sich, wie das möglich war. Erzählte Grayson die Wahrheit oder hatte er ihn nach Strich und Faden belogen? Liam zog sich seinen verschwitzten Pyjama aus und nahm erstmal eine heiße Dusche. Dann zog er sich die sauberen Kleider aus der Truhe an. Neben Unterwäsche fand er darin eine blaue Jeans, sowie ein weißes T-Shirt. Nachdem er angezogen war, verließ er die Kammer.
Er folgte dem Korridor, bis er in einen Speisesaal kam, in welchem mehrere Tafeln aus Holz standen.
Grayson und ein anderer, jüngerer Mann, saßen an einer.
"Liam!", rief der Alte. "Setz' Dich zu uns!"
Er tat wie geheißen.
"Das hier ist Ronan.", stellte der Alte den Anderen vor.
"Hallo.", sagte dieser kurz angebunden.
"Hallo.", erwiderte Liam.
"Ronan und ich sind momentan die einzigen Helden hier.", erklärte Grayson. "Der Rest von uns ist irgendwo außerhalb. Wir helfen den Menschen, wo wir können, auch wenn wir nicht offen operieren können."
"Was ist jetzt mit mir?", fragte der Junge.
"Ich weiß, Du willst nach Hause.", meinte Ronan. "Leider geht das momentan nicht. Der Kanzler sucht noch nach Dir. Genau genommen sucht er nach allen Helden."
"Warum?", wollte Liam wissen.
"Du musst wissen...", begann Grayson mit leichter Bedrückung. "Kanzler Trueman... Lyonel... Er war einst einer von uns. Er hielt nie viel von Tugend und Moral. Er bevorzugte... direktere Ansätze. Zugegeben, viele Helden in der Geschichte haben sich vom Weg der Rechtschaffenheit abgewandt, aber Lyonel war so ambitioniert, dass er uns loswerden wollte. Er tötete sechs von uns, ehe wir ihn zurückdrängen konnten. Er entkam und wir wollten ihn jagen, jedoch tauchte er unter, bis er vor sechs Jahren wieder auftauchte und zwar auf Wahlplakaten. Er wollte in die Politik, was ihm auch gelang. Ständig stand er in der Öffentlichkeit, weshalb wir nie an ihn herankamen. Dann wurde er Kanzler und wir wussten, dass er seine Macht und seine Armee dazu nutzen würde, uns zu jagen. Also verließen wir unser Versteck unter dem Bowertümpel, in den Höhlen, die früher zur alten Heldengilde gehörten und ließen uns in diesem Gebäude in Bloodstone nieder."
"Also jagt er euch und wollte Shannon und mich..."
"...nunja...", murmelte Grayson.
"...töten!", sagte Ronan direkt heraus.
"Was soll ich also tun?", fragte Liam besorgt.
"Wir bilden Dich aus.", meinte Grayson. "Wir bringen Dir alles bei, was ein Held wissen und können muss: Schwertkampf, Schießen, Magie, aber auch Alchemie, Philosophie, Geschichte und ähnliches."
"Das klingt öde.", entgegnete Liam mit einem tiefen Seufzer.
"Glaub' mir!", entgegnete Grayson. "Damit fängst Du mehr an, als mit dem, was sie Dir in der Schule beigebracht haben. Dein Vater war selbst ein sehr mächtiger Held. Eines Tages hätte er Shannon und Dich zu uns gebracht."
"Mein Vater war Soldat.", widersprach Liam.
Ronan lachte lauthals. "James Brighton war einiges, aber ein einfacher Soldat war er nicht."
"Wusste meine Mutter, dass er ein Held war?"
"Das tat sie.", erzählte Grayson. "Sie hat es euch nie erzählt, da sie wahrscheinlich nach seinem Tod mit diesem Thema abschließen wollte."
"Also wurde mein Vater gar nicht von feindlichen Soldaten getötet!"
"Schlauer Bursche.", entgegnete Ronan. "Nicht schlecht, für Deine zehn Jahre."
"Ich bin elf!"
Ronan ignorierte ihn.
"Wenn Du es genau wissen willst.", fuhr Grayson fort. "Dein Vater hat sich als Soldat eingeschrieben, da er als Diener des Staates nicht so leicht verdächtigt werden konnte. Abgesehen davon wird für die Familien von Soldaten stets gut gesorgt, wodurch Deine Familie immer genug zu essen hatte. Als Held wäre Dein Vater niemals durch die Hand eines einfachen Soldaten gefallen. Wir gehen davon aus, dass der Kanzler bei einer Ansprache vor den Truppen die Anwesenheit eines Helden in ihren Reihen gespürt haben muss, weshalb er einige Heldenjäger mit der Truppe mitgeschickt hat. Sie sind darin ausgebildet, die Magie von Helden zu blockieren und sie zu töten. Sie arbeiten in Gruppen, weshalb sie sehr gefährlich sind."
"Noch ein Grund für Dich, warum wir Dich ausbilden sollten.", fügte Ronan hinzu.
"Ok.", meinte Liam entschlossen. "Dann tut es. Zeigt mir, wie ich ein Held werde!"
Er erwachte auf einer Bare. Der Raum, in welchem er sich befand, wirkte so, als würde er zu einem alten, hölzernen Haus gehören.
"Na, bist Du endlich wach?" Der Mann mit der blauen Robe, die er immer noch trug, stand neben seinem Bett. Er wirkte alt, hatte graues Haar und ein faltiges Gesicht, jedoch schien er auch voller Weisheit und Erfahrung zu sein. "Versuch aufzustehen!"
Der Junge setzte sich auf.
"Wo bin ich?", fragte er. "Was ist passiert?"
"Du bist in Bloodstone, Junge.", antwortete der Mann. "Weit weg von Bowerstone, genau genommen am anderen Ende von Albion."
"Ich... ich erinnere mich.", meinte Liam. "Das Feuer. Shannon! Mum! Wo sind sie?"
"Deine Schwester ist in Sicherheit.", entgegnete der Alte. "Deine Mutter vermutlich auch. Schließlich haben sie nicht nach ihr gesucht. Ich bin übrigens Grayson."
"Wonach haben diese Männer gesucht?"
"Nach Dir.", antwortete Grayson. "Und nach Deiner Schwester Shannon."
"Aber warum?", wollte Liam wissen. "Etwa wegen der Sache mit dem Messer? Ich dachte, das wäre geklärt!"
"Diese Männer waren Feuertruppen.", erklärte Grayson. "Die Elitegarde des Kanzlers Lyonel Trueman. Deine kindischen Streiche mit Deinen Freunden waren nicht der Grund, warum sie euch gesucht und eure Heimat niedergebrannt haben."
"Warum dann?", fragte Liam, den Tränen nahe. "Warum tut jemand so etwas?"
"Weil ihr Helden seid.", antwortete der alte Mann."
"Helden?"
"Vor langer Zeit beschützten die Helden die Bewohner Albions vor Gefahren aller Art. Der mächtigste von ihnen wurde als Held von Oakvale bekannt. Er besiegte den dämonischen Messer-Jack, nachdem dieser sein Heimatdorf niedergebrannt und seine Familie getötet hatte."
"Und weiter?"
"Der Held von Oakvale gehörte zu einer alten Blutlinie, welche von einem Mann namens William Black abstammte. Dieser war der erste Held. Er befreite die Menschen Albions von drei dämonischen Wesen, die als das Gericht bekannt waren. William wurde zum ersten Archon des Alten Reiches. Auch wenn das alte Reich längst gefallen ist, so lebten seine Nachkommen fort und aus ihnen gingen die mächtigsten Helden hervor, die Albion je gesehen hatte. Nachdem Messer-Jack besiegt worden war, wurden die Helden dekadent, weshalb die Menschen irgendwann genug von ihnen hatten. Ein wütender Mob stürmte die Heldengilde, tötete jeden Helden darin und brannte sie nieder. Später wurde ein Fluss in dieses Gebiet umgeleitet und der Bowertümpel entstand. Nur wenige Helden, die sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb der Gilde aufhielten, überlebten. Unter anderem ein Nachkomme des Helden von Oakvale. Die restlichen Helden legten ihre Waffen nieder und fristeten ein gewöhnliches Leben. Vor 250 Jahren lebten zwei Nachkommen William Blacks in Bowerstone: Ein Junge namens Brendan und ein Mädchen namens Rose. Rose wurde vom tyrannischen Lord Lucien ermordet."
"Die Geschichte kenne ich.", unterbrach Liam ihn. "Brendan besiegte Lucien und wurde später König."
"Dann weißt Du auch, dass Brendans Sohn Logan Albion tyrannsierte..."
"...und von seinem Bruder Conan gestürzt wurde, welcher auch den Kriecher besiegte. Da sollen meine Lehrer noch einmal behaupten, ich würde im Unterricht nicht aufpassen."
"Wie dem auch sei.", fuhr Grayson fort. "König Conan nahm Zeit seines Lebens an, er wäre Albions letzter Held. Aber es gab mehr. Niemand weiß, was mit Conan geschah. Er verschwand, ohne einen Erben zu hinterlassen. Vermutlich starb er. Die Archonlinie war damit beendet und auch die Königslinie Albions."
"Ein Adelsrat übernahm die Herrschaft...", rezitierte Liam gelangweilt. "...bis vor 100 Jahren die Republik ausgerufen wurde. Aber was sollen diese alten Geschichten?"
"Du bist ebenfalls ein Held, junger Liam.", entgegnete Grayson ermahnend. "Diese alten Geschichten sind ab jetzt auch deine Geschichte."
"Soll das heißen, dass sie wahr sind?", fragte der Junge ungläubig.
"Ja, das sind sie.", sagte Grayson bestimmt. "Allesamt! Die Heldengilde prosperierte im Untergrund, inzwischen sind wir wieder ein paar Dutzend, auch wenn die Armee Albions uns unsere Aufgabe, das Land vor Monstern zu beschützen, übernommen hat. Silverpines ist heute ein Erholungsort, vor wenigen Jahrzehnten wimmelte es dort jedoch noch von Balverinen, aber das ist eine andere Geschichte."
"Ich soll also ein Held sein...", erkundigte Liam sich. "Was ist mit Shannon? Ist sie auch hier?"
"Deine Schwester ist in Sicherheit.", antwortete Grayson. "Leider kann ich Dir momentan nicht mehr dazu sagen. In der Truhe dort sind saubere Kleider, hinter dieser Tür ist ein Bad. Mach Dich ersteinmal sauber, dann zieh Dich um und komme dann raus. Dann kannst Du etwas essen und anschließend reden wir darüber, wie es weitergeht."
Ein Held... Er fragte sich, wie das möglich war. Erzählte Grayson die Wahrheit oder hatte er ihn nach Strich und Faden belogen? Liam zog sich seinen verschwitzten Pyjama aus und nahm erstmal eine heiße Dusche. Dann zog er sich die sauberen Kleider aus der Truhe an. Neben Unterwäsche fand er darin eine blaue Jeans, sowie ein weißes T-Shirt. Nachdem er angezogen war, verließ er die Kammer.
Er folgte dem Korridor, bis er in einen Speisesaal kam, in welchem mehrere Tafeln aus Holz standen.
Grayson und ein anderer, jüngerer Mann, saßen an einer.
"Liam!", rief der Alte. "Setz' Dich zu uns!"
Er tat wie geheißen.
"Das hier ist Ronan.", stellte der Alte den Anderen vor.
"Hallo.", sagte dieser kurz angebunden.
"Hallo.", erwiderte Liam.
"Ronan und ich sind momentan die einzigen Helden hier.", erklärte Grayson. "Der Rest von uns ist irgendwo außerhalb. Wir helfen den Menschen, wo wir können, auch wenn wir nicht offen operieren können."
"Was ist jetzt mit mir?", fragte der Junge.
"Ich weiß, Du willst nach Hause.", meinte Ronan. "Leider geht das momentan nicht. Der Kanzler sucht noch nach Dir. Genau genommen sucht er nach allen Helden."
"Warum?", wollte Liam wissen.
"Du musst wissen...", begann Grayson mit leichter Bedrückung. "Kanzler Trueman... Lyonel... Er war einst einer von uns. Er hielt nie viel von Tugend und Moral. Er bevorzugte... direktere Ansätze. Zugegeben, viele Helden in der Geschichte haben sich vom Weg der Rechtschaffenheit abgewandt, aber Lyonel war so ambitioniert, dass er uns loswerden wollte. Er tötete sechs von uns, ehe wir ihn zurückdrängen konnten. Er entkam und wir wollten ihn jagen, jedoch tauchte er unter, bis er vor sechs Jahren wieder auftauchte und zwar auf Wahlplakaten. Er wollte in die Politik, was ihm auch gelang. Ständig stand er in der Öffentlichkeit, weshalb wir nie an ihn herankamen. Dann wurde er Kanzler und wir wussten, dass er seine Macht und seine Armee dazu nutzen würde, uns zu jagen. Also verließen wir unser Versteck unter dem Bowertümpel, in den Höhlen, die früher zur alten Heldengilde gehörten und ließen uns in diesem Gebäude in Bloodstone nieder."
"Also jagt er euch und wollte Shannon und mich..."
"...nunja...", murmelte Grayson.
"...töten!", sagte Ronan direkt heraus.
"Was soll ich also tun?", fragte Liam besorgt.
"Wir bilden Dich aus.", meinte Grayson. "Wir bringen Dir alles bei, was ein Held wissen und können muss: Schwertkampf, Schießen, Magie, aber auch Alchemie, Philosophie, Geschichte und ähnliches."
"Das klingt öde.", entgegnete Liam mit einem tiefen Seufzer.
"Glaub' mir!", entgegnete Grayson. "Damit fängst Du mehr an, als mit dem, was sie Dir in der Schule beigebracht haben. Dein Vater war selbst ein sehr mächtiger Held. Eines Tages hätte er Shannon und Dich zu uns gebracht."
"Mein Vater war Soldat.", widersprach Liam.
Ronan lachte lauthals. "James Brighton war einiges, aber ein einfacher Soldat war er nicht."
"Wusste meine Mutter, dass er ein Held war?"
"Das tat sie.", erzählte Grayson. "Sie hat es euch nie erzählt, da sie wahrscheinlich nach seinem Tod mit diesem Thema abschließen wollte."
"Also wurde mein Vater gar nicht von feindlichen Soldaten getötet!"
"Schlauer Bursche.", entgegnete Ronan. "Nicht schlecht, für Deine zehn Jahre."
"Ich bin elf!"
Ronan ignorierte ihn.
"Wenn Du es genau wissen willst.", fuhr Grayson fort. "Dein Vater hat sich als Soldat eingeschrieben, da er als Diener des Staates nicht so leicht verdächtigt werden konnte. Abgesehen davon wird für die Familien von Soldaten stets gut gesorgt, wodurch Deine Familie immer genug zu essen hatte. Als Held wäre Dein Vater niemals durch die Hand eines einfachen Soldaten gefallen. Wir gehen davon aus, dass der Kanzler bei einer Ansprache vor den Truppen die Anwesenheit eines Helden in ihren Reihen gespürt haben muss, weshalb er einige Heldenjäger mit der Truppe mitgeschickt hat. Sie sind darin ausgebildet, die Magie von Helden zu blockieren und sie zu töten. Sie arbeiten in Gruppen, weshalb sie sehr gefährlich sind."
"Noch ein Grund für Dich, warum wir Dich ausbilden sollten.", fügte Ronan hinzu.
"Ok.", meinte Liam entschlossen. "Dann tut es. Zeigt mir, wie ich ein Held werde!"
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Wow, schon 83 Aufrufe! Dass jeder dieser 83 Leute hier mitliest, wage ich zu bezweifeln, dennoch hier das nächste Kapitel:
Kapitel 3: Ein neuer Freund
"Na los!", rief Ronan. "Attacke, Parade, Attacke, Konterparade!"
Liam führte das Schwert mit der Eleganz eines Schmetterlings und entwaffnete sein Gegenüber.
"Ausgezeichnet, Liam. Thomas, Du musst mehr üben!"
"Danke, Ronan.", entgegnete Liam.
"Leck mich!", murmelte Thomas indes.
Grayson betrat den Trainingssaal.
"Na, Gildenmeister?", fragte Liam. "Alles in Ordnung?"
"Ich möchte mit Dir reden, Liam.", meinte der alte Mann, der inzwischen noch älter geworden war. "Komm mit in meine Schreibstube."
Die Schreibstube lag im Eckzimmer des obersten Stockwerkes des Hauses. Durch die Fenster hatte meinen eine tolle Aussicht über die Hafenstadt Bloodstone.
"Liam...", begann Grayson. "Du bist jetzt schon seit sieben Jahren hier. Deine Grundausbildung hast Du schon vor einem Jahr abgeschlossen, trotzdem warst Du bisher nur auf Botengängen."
"Ich habe auch gegen Hobbs und Hohle Männer gekämpft!", meinte Liam. "Abgesehen davon willst Du mich nicht in den Norden schicken, dorthin, wo die eigentliche Gefahr droht!"
"Im Norden herrschen Unruhen.", entgegnete Grayson. "Keine Monsterplagen, sondern Menschen, die auf andere Menschen schießen. Verstehst Du das?"
"Ja.", antwortete Liam entschlossen. "Der Kanzler ist dafür verantwortlich. Der Mann, der meinen Vater auf dem Gewissen und meine Heimat niedergebrannt hat. Deshalb will ich helfen!"
"Nimm dies hier!" Grayson reichte ihm eine goldene Scheibe, mit dem Symbol der Gilde darauf.
"Ist das...?"
"...ein Gildensiegel, ja. Ich habe Dir ja bereits gezeigt, wie die Cullis-tore funktionieren. Mit diesem Gildensiegel können wir über weite Distanz Kontakt halten. Im Gegensatz zu einem Funkgerät funktioniert es nicht über eine Schallwellenfrequenz, die abgehört werden kann, sondern über Magie. Es hat also auch keine Reichweite. Desweiteren kannst Du Dich damit zu jedem Cullis-Tor, das aktiviert wurde, teleportieren, also auch in die Gilde."
"Also kann ich damit nach Bowerstone?"
"Leider haben die Heldenjäger alle Cullis-Tore im Norden deaktiviert. Aber es gibt noch eins im Darkwood, das nach Silverpines führt."
"Nun, dann gehe ich mal los."
"Vergiss Deine Ausrüstung nicht.", rief Grayson ihm hinterher, da er den Raum schon so gut wie verlassen hatte. "Und zieh Dir einen Mantel an. Es wird kalt draußen."
Liam betrachtete sich im Spiegel. Sein schwarzes Haar war nach hinten gekämmt und sein Bart getrimmt. Die Narbe über seinem rechten Auge, die er sich beim Fechten zugezogen hatte, tat inzwischen nicht mehr weh. Er trug einen braunen Mantel, der bis zu den Knien ging, darunter ein weißes Shirt, eine blaue Jeans, sowie hohe, schwarze Stiefel. Sein Schwert trug er nach Heldenart auf dem Rücken und an seinem Gürtel baumelte eine Steinschlosspistole, die im Gegensatz zu den halbautomatischen Waffen der Polizisten anachronistisch anmutete, jedoch ihren Zweck erfüllte. Zudem war sie, wie alle Heldenschusswaffen, magisch manipuliert, sodass ihr Magazin niemals leer ging.
Er verließ das Gildenhaus und atmete die stickige Luft Bloodstones ein. Es stank nach Abgasen von den Autos auf der Straße und nach Fisch von den Kuttern im Hafen. Ein warmer Sommerwind wehte den Geruch direkt ins Innere der Stadt. Das Haus, in welchem sich die Heldengilde befand, stand auf einem Hügel und gehörte einst einem anderen Helden, welcher dort vor langer Zeit lebte.
Der junge Held beachtete die Bürger, die sich auf den Straßen aufhielten, nicht. Ein paar zwielichtige Gestalten tuschelten in einer Ecke, ein windiger Geschäftsmann führte ein lautstarkes Gespräch durch sein Mobiltelefon, so laut, dass ihn sein Gesprächspartner auch ohne das Kommunikationsgerät gehört hätte, ein paar Arbeiter luden Kisten auf einen LKW und zwei Mädchen, die vor der örtlichen Schule standen, kicherten, als sie Liam sahen. Eine Person schaffte es dann doch, seine Aufmerksamkeit auf sich zu locken. Es war eine Frau in den Vierzigern, sie trug einen roten Mantel über ihrer eher schlichten Kleidung, dessen Kapuze ihre obere Gesichtshälfte verbarg. Sie wäre durch dieses außergewöhnliche Kleidungsstück definitiv ein Blickfang gewesen, wenn sie sich nicht in einer durch zwei große Gebäude beschatteten Seitengasse aufgehalten hätte.
Sie beobachtete Liam, zumindest kam es ihm im ersten Moment so vor, im Zweiten hatte er eher den Eindruck, dass sie durch ihn hindurchzusehen schien.
"Kann... kann ich Ihnen helfen?", fragte er sie provokativ. Sie lächelte nur, drehte sich anschließend wortlos um und verschwand hinter der nächsten Ecke. Liam folgte ihr schnellen Schrittes, jedoch schien sie verschwunden zu sein.
Dann erblickte er sie, oder zumindest eine Ecke ihres Umhangs, hinter der nächsten Hausecke. Sofort lief er ihr hinterher. Als er glaubte, sie erreicht zu haben, stand sie wieder einige Meter weiter, in einer Menschenmasse, die geschäftig die Straße entlanglief und diese komplett einnahm. Liam drängte sich durch den ihm entgegenkommenden Strom, immer die Kapuze der Frau vor Augen. Dann kam er schließlich zum alten Stadttor, welches seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wurde, da es direkt nach Wraithmarch führte, ein Gebiet, dass seit dem Bau des Highways kaum noch betreten wurde. Die Leute erzählten sich Spukgeschichten über Heulgeister und Hohle Männer, selbst Archeologen und Touristen mieden diesen Ort. Jedoch schien die Frau genau dorthin zu wollen.
Er folgte ihr, an den alten Grüften vorbei, bis er die Stadt hinter sich gelassen und den weitläufigen Sumpf vor sich hatte. Die Frau war wieder einige Meter entfernt und lief gerade eine Hügel hinauf. Liam folgte ihr schnellen Schrittes. Er erblickte sie schließlich vor einem kleinen, verfallenen Wohnhaus, vor welchem sie stehengeblieben war.
Er beobachtete sie aus einigen Schritten Entfernung, keiner von ihnen sagte etwas in den ersten Sekunden. Dann ergriff sie das Wort:
"Ich habe hier einst gewohnt."
Ihre Stimme klang sanft, ruhig und besonnen, dennoch unheilvoll.
"Das Dorf, das hier stand, ist schon seit Jahrhunderten verfallen.", meinte Liam mit leichter Beunruhigung.
"Ich lebte hier, lange bevor es verfiel.", entgegnete die Frau.
"Achja?", raunte Liam skeptisch. "Wann soll das gewesen sein?"
"Vor über 700 Jahren.", antwortete sie, ohne jedwede Emotion in ihrem Tonfall.
"Natürlich.", erwiderte Liam und fügte gedanklich. "So einer Verrückten bin ich hinterhergehetzt?" hinzu.
"Ich bin nicht verrückt.", sagte die Frau. "Auch, wenn es auf Dich so wirkt, Liam."
"Woher kennen Sie meinen Namen?", wollte Liam wissen und fragte sich, ob die Frau Gedanken lesen könne.
"Ja, das kann ich.", fuhr sie fort. "Ich bin Theresa, die Seherin."
"Und was... sehen Sie?"
"Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor allem Deine Zukunft."
"Ich werde jetzt gehen.", meinte Liam, diesmal mit deutlich mehr Beunruhigung in der Stimme, doch als er sich umdrehen wollte, stand die Frau erneut vor ihm.
"Was wollen Sie?" Er griff nach seinem Schwert, jedoch bezweifelte er, dass er die Frau überhaupt verletzen könnte, wenn er es wollte.
"Du suchst Rache.", fuhr Theresa unbeirrt fort. "Jedoch solltest Du bedenken, wohin Dich dieser Pfad führen wird."
"Was ich tue und was ich suche, geht Sie gar nichts an!", protestierte er.
"Was Du tust, ist Deine Entscheidung. Dennoch...", sie machte eine kurze Redepause. "...betreffen Deine Handlungen das gesamte Schicksal Albions."
"Inwiefern das?"
"Du bist ein Held. Nicht irgendein Held, sondern ein Held, dem eine besondere Bestimmung auferlegt wurde. Bedenke, nicht alles ist so, wie es zu sein scheint."
"Was bedeutet das?"
"Es bedeutet, dass die Beweggründe des Kanzers vielschichtiger sind, als Dir Momentan gewahr ist."
"Egal, was seine Beweggründe sind, sie rechtfertigen nicht seine Taten.", meinte Liam bestimmt. "Der Zweck heiligt niemals die Mittel."
"Beantworte mir eine Frage.", entgegnete Theresa. "Wenn der Kanzler in diesem Moment vor Dir im Dreck liegen würde, nicht imstande sich zu wehren, was würdest Du tun?"
Liam überlegte. Er hatte sich bisher keine Gedanken gemacht, was er tun würde, falls und wenn er Trueman gegenüberstehen und ihn im Kampf, zu dem es unweigerlich kommen würde, besiegen würde.
"Die politische Lage in Albion ist äußerst instabil.", erklärte Theresa. "Das Land steht vor einem erneuten Bürgerkrieg. Wenn Du den Kanzler töten würdest, hättest Du Deine Rache, jedoch sind sämtliche Generäle, Parlamentarier und Statthalter auf ihn eingeschworen. Ein Machtvakuum würde entstehen und Kämpfe um die Nachfolgte würden ausbrechen. Tausende würden sterben."
"Und wenn ich ihm am Leben lasse, würde er so weitermachen wie bisher. Nichts würde sich ändern."
"Dann finde seine Beweggründe heraus und nimm ihm diese."
"Wie soll ich das anstellen?", wollte der junge Held wissen. "Soll ich einfach seine Wachen niedermetzeln, in den Palast stürmen und ihn ausquetschen? Oder soll ich ihn, wie ein Mitglied der Attentätergilde, auf offener Straße angreifen, mit dem Schwert in der Hand auf ihn zustürmen, weil ich sowieso erwischt werden würde?"
"Es wird sich Dir offenbaren, wenn es soweit ist. Bis dahin solltest Du Dir jemanden suchen, dem Du vertrauen kannst. Ohne Hilfe wirst Du es nicht schaffen."
"Die Heldengilde steht hinter mir.", meinte Liam.
"Du wirst die Hilfe eines anderen Helden bekommen. Der erste, der Dir hilft, ist jedoch viel unscheinbarer. Sie dort nach!"
Liam drehte sich um und blickte auf das Haus, auf welches Theresa zeigte und in welchem sie einst gewohnt hatte."
"Was soll in diesem Haus...?"
Die Seherin war verschwunden, ehe er zuende sprechen konnte. Also beschloss er, das Haus nach der ominösen angelündigten Hilfe zu durchsuchen.
Es war dunkel. Alles, was Liam zunächst erblickte, waren von Hölzwürmern zerfressene Möbel, unter anderem ein Bett und ein kaputtes Bücherregal. Die Bücher darin waren vermutlich längst zu Staub zerfallen. Dann hörte er ein Knurren, wie das eines Hundes. Im Dunkeln leuchteten zwei gelbe Augen auf. Statt nach seinem Schwert griff der Held nach seiner Taschenlampe, die sich in seiner Manteltasche befand.
Er leuchtete in Richtung des Augenpaares und sah einen Wolf mit grauem Fell und hüfthohem Widerrist. Jeder andere wäre entweder vor Angst erstarrt oder hätte längst nach seiner Waffe gegriffen, Liam hingegen spürte eine Verbundenheit zu dem Tier, die er zuletzt zu seiner Mutter und Schwester verspürt hatte.
"Na, komm her!", sagte er mit sanfter Stimme, ging in die Knie und streckte dem Tier seine Hand entgegen. Der Wolf kam langsam auf ihn zu, schnupperte an der ausgestreckten Hand und schmiegte sich dann an den Helden.
"Ich glaube, ich werde Dich 'Fenris' nennen.", meinte Liam freudig.
Kapitel 3: Ein neuer Freund
"Na los!", rief Ronan. "Attacke, Parade, Attacke, Konterparade!"
Liam führte das Schwert mit der Eleganz eines Schmetterlings und entwaffnete sein Gegenüber.
"Ausgezeichnet, Liam. Thomas, Du musst mehr üben!"
"Danke, Ronan.", entgegnete Liam.
"Leck mich!", murmelte Thomas indes.
Grayson betrat den Trainingssaal.
"Na, Gildenmeister?", fragte Liam. "Alles in Ordnung?"
"Ich möchte mit Dir reden, Liam.", meinte der alte Mann, der inzwischen noch älter geworden war. "Komm mit in meine Schreibstube."
Die Schreibstube lag im Eckzimmer des obersten Stockwerkes des Hauses. Durch die Fenster hatte meinen eine tolle Aussicht über die Hafenstadt Bloodstone.
"Liam...", begann Grayson. "Du bist jetzt schon seit sieben Jahren hier. Deine Grundausbildung hast Du schon vor einem Jahr abgeschlossen, trotzdem warst Du bisher nur auf Botengängen."
"Ich habe auch gegen Hobbs und Hohle Männer gekämpft!", meinte Liam. "Abgesehen davon willst Du mich nicht in den Norden schicken, dorthin, wo die eigentliche Gefahr droht!"
"Im Norden herrschen Unruhen.", entgegnete Grayson. "Keine Monsterplagen, sondern Menschen, die auf andere Menschen schießen. Verstehst Du das?"
"Ja.", antwortete Liam entschlossen. "Der Kanzler ist dafür verantwortlich. Der Mann, der meinen Vater auf dem Gewissen und meine Heimat niedergebrannt hat. Deshalb will ich helfen!"
"Nimm dies hier!" Grayson reichte ihm eine goldene Scheibe, mit dem Symbol der Gilde darauf.
"Ist das...?"
"...ein Gildensiegel, ja. Ich habe Dir ja bereits gezeigt, wie die Cullis-tore funktionieren. Mit diesem Gildensiegel können wir über weite Distanz Kontakt halten. Im Gegensatz zu einem Funkgerät funktioniert es nicht über eine Schallwellenfrequenz, die abgehört werden kann, sondern über Magie. Es hat also auch keine Reichweite. Desweiteren kannst Du Dich damit zu jedem Cullis-Tor, das aktiviert wurde, teleportieren, also auch in die Gilde."
"Also kann ich damit nach Bowerstone?"
"Leider haben die Heldenjäger alle Cullis-Tore im Norden deaktiviert. Aber es gibt noch eins im Darkwood, das nach Silverpines führt."
"Nun, dann gehe ich mal los."
"Vergiss Deine Ausrüstung nicht.", rief Grayson ihm hinterher, da er den Raum schon so gut wie verlassen hatte. "Und zieh Dir einen Mantel an. Es wird kalt draußen."
Liam betrachtete sich im Spiegel. Sein schwarzes Haar war nach hinten gekämmt und sein Bart getrimmt. Die Narbe über seinem rechten Auge, die er sich beim Fechten zugezogen hatte, tat inzwischen nicht mehr weh. Er trug einen braunen Mantel, der bis zu den Knien ging, darunter ein weißes Shirt, eine blaue Jeans, sowie hohe, schwarze Stiefel. Sein Schwert trug er nach Heldenart auf dem Rücken und an seinem Gürtel baumelte eine Steinschlosspistole, die im Gegensatz zu den halbautomatischen Waffen der Polizisten anachronistisch anmutete, jedoch ihren Zweck erfüllte. Zudem war sie, wie alle Heldenschusswaffen, magisch manipuliert, sodass ihr Magazin niemals leer ging.
Er verließ das Gildenhaus und atmete die stickige Luft Bloodstones ein. Es stank nach Abgasen von den Autos auf der Straße und nach Fisch von den Kuttern im Hafen. Ein warmer Sommerwind wehte den Geruch direkt ins Innere der Stadt. Das Haus, in welchem sich die Heldengilde befand, stand auf einem Hügel und gehörte einst einem anderen Helden, welcher dort vor langer Zeit lebte.
Der junge Held beachtete die Bürger, die sich auf den Straßen aufhielten, nicht. Ein paar zwielichtige Gestalten tuschelten in einer Ecke, ein windiger Geschäftsmann führte ein lautstarkes Gespräch durch sein Mobiltelefon, so laut, dass ihn sein Gesprächspartner auch ohne das Kommunikationsgerät gehört hätte, ein paar Arbeiter luden Kisten auf einen LKW und zwei Mädchen, die vor der örtlichen Schule standen, kicherten, als sie Liam sahen. Eine Person schaffte es dann doch, seine Aufmerksamkeit auf sich zu locken. Es war eine Frau in den Vierzigern, sie trug einen roten Mantel über ihrer eher schlichten Kleidung, dessen Kapuze ihre obere Gesichtshälfte verbarg. Sie wäre durch dieses außergewöhnliche Kleidungsstück definitiv ein Blickfang gewesen, wenn sie sich nicht in einer durch zwei große Gebäude beschatteten Seitengasse aufgehalten hätte.
Sie beobachtete Liam, zumindest kam es ihm im ersten Moment so vor, im Zweiten hatte er eher den Eindruck, dass sie durch ihn hindurchzusehen schien.
"Kann... kann ich Ihnen helfen?", fragte er sie provokativ. Sie lächelte nur, drehte sich anschließend wortlos um und verschwand hinter der nächsten Ecke. Liam folgte ihr schnellen Schrittes, jedoch schien sie verschwunden zu sein.
Dann erblickte er sie, oder zumindest eine Ecke ihres Umhangs, hinter der nächsten Hausecke. Sofort lief er ihr hinterher. Als er glaubte, sie erreicht zu haben, stand sie wieder einige Meter weiter, in einer Menschenmasse, die geschäftig die Straße entlanglief und diese komplett einnahm. Liam drängte sich durch den ihm entgegenkommenden Strom, immer die Kapuze der Frau vor Augen. Dann kam er schließlich zum alten Stadttor, welches seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wurde, da es direkt nach Wraithmarch führte, ein Gebiet, dass seit dem Bau des Highways kaum noch betreten wurde. Die Leute erzählten sich Spukgeschichten über Heulgeister und Hohle Männer, selbst Archeologen und Touristen mieden diesen Ort. Jedoch schien die Frau genau dorthin zu wollen.
Er folgte ihr, an den alten Grüften vorbei, bis er die Stadt hinter sich gelassen und den weitläufigen Sumpf vor sich hatte. Die Frau war wieder einige Meter entfernt und lief gerade eine Hügel hinauf. Liam folgte ihr schnellen Schrittes. Er erblickte sie schließlich vor einem kleinen, verfallenen Wohnhaus, vor welchem sie stehengeblieben war.
Er beobachtete sie aus einigen Schritten Entfernung, keiner von ihnen sagte etwas in den ersten Sekunden. Dann ergriff sie das Wort:
"Ich habe hier einst gewohnt."
Ihre Stimme klang sanft, ruhig und besonnen, dennoch unheilvoll.
"Das Dorf, das hier stand, ist schon seit Jahrhunderten verfallen.", meinte Liam mit leichter Beunruhigung.
"Ich lebte hier, lange bevor es verfiel.", entgegnete die Frau.
"Achja?", raunte Liam skeptisch. "Wann soll das gewesen sein?"
"Vor über 700 Jahren.", antwortete sie, ohne jedwede Emotion in ihrem Tonfall.
"Natürlich.", erwiderte Liam und fügte gedanklich. "So einer Verrückten bin ich hinterhergehetzt?" hinzu.
"Ich bin nicht verrückt.", sagte die Frau. "Auch, wenn es auf Dich so wirkt, Liam."
"Woher kennen Sie meinen Namen?", wollte Liam wissen und fragte sich, ob die Frau Gedanken lesen könne.
"Ja, das kann ich.", fuhr sie fort. "Ich bin Theresa, die Seherin."
"Und was... sehen Sie?"
"Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor allem Deine Zukunft."
"Ich werde jetzt gehen.", meinte Liam, diesmal mit deutlich mehr Beunruhigung in der Stimme, doch als er sich umdrehen wollte, stand die Frau erneut vor ihm.
"Was wollen Sie?" Er griff nach seinem Schwert, jedoch bezweifelte er, dass er die Frau überhaupt verletzen könnte, wenn er es wollte.
"Du suchst Rache.", fuhr Theresa unbeirrt fort. "Jedoch solltest Du bedenken, wohin Dich dieser Pfad führen wird."
"Was ich tue und was ich suche, geht Sie gar nichts an!", protestierte er.
"Was Du tust, ist Deine Entscheidung. Dennoch...", sie machte eine kurze Redepause. "...betreffen Deine Handlungen das gesamte Schicksal Albions."
"Inwiefern das?"
"Du bist ein Held. Nicht irgendein Held, sondern ein Held, dem eine besondere Bestimmung auferlegt wurde. Bedenke, nicht alles ist so, wie es zu sein scheint."
"Was bedeutet das?"
"Es bedeutet, dass die Beweggründe des Kanzers vielschichtiger sind, als Dir Momentan gewahr ist."
"Egal, was seine Beweggründe sind, sie rechtfertigen nicht seine Taten.", meinte Liam bestimmt. "Der Zweck heiligt niemals die Mittel."
"Beantworte mir eine Frage.", entgegnete Theresa. "Wenn der Kanzler in diesem Moment vor Dir im Dreck liegen würde, nicht imstande sich zu wehren, was würdest Du tun?"
Liam überlegte. Er hatte sich bisher keine Gedanken gemacht, was er tun würde, falls und wenn er Trueman gegenüberstehen und ihn im Kampf, zu dem es unweigerlich kommen würde, besiegen würde.
"Die politische Lage in Albion ist äußerst instabil.", erklärte Theresa. "Das Land steht vor einem erneuten Bürgerkrieg. Wenn Du den Kanzler töten würdest, hättest Du Deine Rache, jedoch sind sämtliche Generäle, Parlamentarier und Statthalter auf ihn eingeschworen. Ein Machtvakuum würde entstehen und Kämpfe um die Nachfolgte würden ausbrechen. Tausende würden sterben."
"Und wenn ich ihm am Leben lasse, würde er so weitermachen wie bisher. Nichts würde sich ändern."
"Dann finde seine Beweggründe heraus und nimm ihm diese."
"Wie soll ich das anstellen?", wollte der junge Held wissen. "Soll ich einfach seine Wachen niedermetzeln, in den Palast stürmen und ihn ausquetschen? Oder soll ich ihn, wie ein Mitglied der Attentätergilde, auf offener Straße angreifen, mit dem Schwert in der Hand auf ihn zustürmen, weil ich sowieso erwischt werden würde?"
"Es wird sich Dir offenbaren, wenn es soweit ist. Bis dahin solltest Du Dir jemanden suchen, dem Du vertrauen kannst. Ohne Hilfe wirst Du es nicht schaffen."
"Die Heldengilde steht hinter mir.", meinte Liam.
"Du wirst die Hilfe eines anderen Helden bekommen. Der erste, der Dir hilft, ist jedoch viel unscheinbarer. Sie dort nach!"
Liam drehte sich um und blickte auf das Haus, auf welches Theresa zeigte und in welchem sie einst gewohnt hatte."
"Was soll in diesem Haus...?"
Die Seherin war verschwunden, ehe er zuende sprechen konnte. Also beschloss er, das Haus nach der ominösen angelündigten Hilfe zu durchsuchen.
Es war dunkel. Alles, was Liam zunächst erblickte, waren von Hölzwürmern zerfressene Möbel, unter anderem ein Bett und ein kaputtes Bücherregal. Die Bücher darin waren vermutlich längst zu Staub zerfallen. Dann hörte er ein Knurren, wie das eines Hundes. Im Dunkeln leuchteten zwei gelbe Augen auf. Statt nach seinem Schwert griff der Held nach seiner Taschenlampe, die sich in seiner Manteltasche befand.
Er leuchtete in Richtung des Augenpaares und sah einen Wolf mit grauem Fell und hüfthohem Widerrist. Jeder andere wäre entweder vor Angst erstarrt oder hätte längst nach seiner Waffe gegriffen, Liam hingegen spürte eine Verbundenheit zu dem Tier, die er zuletzt zu seiner Mutter und Schwester verspürt hatte.
"Na, komm her!", sagte er mit sanfter Stimme, ging in die Knie und streckte dem Tier seine Hand entgegen. Der Wolf kam langsam auf ihn zu, schnupperte an der ausgestreckten Hand und schmiegte sich dann an den Helden.
"Ich glaube, ich werde Dich 'Fenris' nennen.", meinte Liam freudig.
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
- ++Quroq++
- Grossdruide/in
- Beiträge: 385
- Registriert: Mo 17.05.2010 - 13:18
- Wohnort: Mannheim
- Kontaktdaten:
Leider hatte ich in der letzten Zeit berufsbedingt wenig Zeit zum Schreiben, aber jetzt geht es erstmal wieder weiter! Hier ist das neueste Kapitel. Viel Spaß beim Lesen!
Kapitel 4: Der Darkwood
Schon als die Gegend in und um das damals noch intakte Oakvale von fruchtbarem Grün erfüllt waren, war der Darkwood gefährlich und unwirtlich. Der Darkwood und Wraithmarsh ließen sogar ein Loch wie Oakvale wie einen Goldklumpen im Schweinekot wirken.
Liam betrat den Wald über einen ausgetretenen Pfad. Fenris lief einige Meter vorraus, blieb aber immer im Schein der Taschenlampe seines neuen Herrchens. Nichts war zu hören, abgesehen vom Zirpen der Grillen, dem Knacken der Zweige unter Liams Stiefeln und einem Wolfsrudel, das in der Ferne im Chor heulte. Fenris blieb indes ruhig und beachtete seine Artgenossen nicht.
"Verdammt!" Der Waldrand war nun seit einigen Meilen außer Sichtweite und Liams Taschenlampe begann zu flackern. "Wo hab' ich denn..." Er kramte in der rechten Innentasche seines Mantels nach Erstazbatterien. "Ach, da. Fenris, bleib!"
Er versuchte nun, die Batterien der Taschenlampe in völliger Dunkelheit auszuwechseln, während der Wolf irgendetwas anknurrte. Dann ging das Licht wieder an.
"Was ist denn hier, Junge?" Liam sah sich um. Etwas raschelte im Gebüsch. Er wollte nach seiner Waffe greifen, als sich der Urheber des Raschelns als Kaninchen entpuppte. Fenris ignorierte das pelzige Tierchen und knurrte indes weiter in die anscheinende Leere. Dann kroch er – Liams Ruf ignorierend – in das dichte Buschwerk hinein. Liam folgte ihm, sichtlich mühevoll, da er mit einer Hand die Taschenlampe halten und mit der anderen mit dem Schwert Äste und Blätter vor sich aus dem Weg räumen musste.
Es schien endlos weiterzugehen. Büsche, Blätter, Bäume... nach gefühlten zehn Meilen – in Wahrheit waren es wahrscheinlich höchstens zwei – hatte er Fenris aus den Augen verloren, setzte jedoch seinen Weg fort. Er wurde langsam müde, jedoch hinderte ihn der innere Drang weiterzugehen am Rasten. Es hätte sich ohnehin als äußerst schwierig herausgestellt, zwischen den dicht aneinanderliegenden Büschen zu rasten.
Er traute seinen Augen nicht. Entweder hatte die Müdigkeit bei ihm Wahnvorstellungen ausgelöst, oder in der Ferne taten sich tatsächlich Lichter auf. Liam lief weiter in Richtung dieser Lichter, obgleich sie unheilvoll und bedrückend wirkten.
Die Lichter kamen immer näher. Musik ertönte. Violinen... Trommeln... und noch einige andere Instrumente, die hypnotische Klänge erzeugten. Mit jedem Schritt wurden sie lauter. Dann lichtete sich das Buschwerk.
Fenris stand bereits da und starrte gebannt in Richtung der Lichter, die von Fackeln zu kommen schienen, deren Flammen golden flackerten. Liam klopfte sich Spinnweben und deren Erschaffer vom Mantel und der Hose und betrachtete die Fackeln eine Weile. Sie waren in einem großen Kreis um eine Art Tempel aufgebaut.
Er erblickte zudem einige zerstörte Panzer und sonstige Militärfahrzeuge. Dies musste das Schlachtfeld sein, auf welchem sein Vater vor Jahren gekämpft hatte und gestorben war.
Dann sah er etwas, das mindestens genauso bemerkenswert war. Schemenhafte Gestalten wandelten über das Schlachtfeld.
"Geister!", dachte Liam. Sie wirkten jedoch nicht bösartig. Er ging näher heran. Die Spektralwesen hueschten an ihm vorbei und schienen ihn nicht zu bemerken. Sie hatten keine bestimmte Form, was für Geister sehr ungewöhnlich war, da sie für gewöhnlich immer das Aussehen des Verstorbenen hatten. Stattdessen wirkten sie eher wie große leuchtende Flecken, welche durch die Dunkelheit wandelten. Von ihnen schien auch die Musik auszugehen, auch wenn sie nun deutlich leiser war als zuvor.
Liams Familie hatte mit dem letzten Geld seines verstorbenen Großvaters die Überführung des Leichnams seines gefallenen Vaters bezahlt. Viele andere lagen jedoch immer noch hier und ihre Körper waren längst von diversen Tieren bis auf die Knochen abgenagt. Ihre Geister suchten nun diesen Ort heim. Er hielt sein Schwert griffbereit. Vor zwei Jahren hatte er mit Ronan eine Gruft gesäubert, in welcher er zum ersten mal Hohle Männer bekämpft hatte, jene zum Leben erweckten Leichname, die nur von ihrer Mordlust getrieben wurden. Zu seinem Erstaunen schienen sie sich hier jedoch nicht zu rühren. Er bahnte sich seine Weg durch den Haufen von Knochen, kaputten Waffen und zerfledderten Uniformen.
Dann bemerkte er eine Gestalt, die auf einem rostigen Panzer kauerte. Sie schien recht groß zu sein und ihre Augen funkelten in der Finsternis. Sie knurrte leise und starrte den Helden an. Liam zog seine Pistole und richtete sie auf die Gestalt. Es war ein Balverin, das hatte er sofort bemerkt. Er schoss jedoch nicht. Das pelzige Ungetüm starrte ihn weiterhin an. Fenris schien ihn schon von weitem gewittert zu haben, weshalb er den Helden an diesen Ort geführt hatte. Nun blieb der Wolf ruhig und setzte sich neben seinen Herrn.
Nun tauchten immer mehr Balverine auf. Keiner von ihnen griff Liam an, sehr zu seinem Erstaunen. Der größte von ihnen kam direkt auf ihn zu. Er hatte weißes Fell, welches das Licht der umherrschwirrenden Geister reflektierte.
"Held.", knurrte er.
Liam reagierte nicht.
"Hilf uns."
"Was?", brachte Liam hervor.
"Hilf uns.", wiederholte der weiße Balverin.
"Wie soll ich euch helfen?", fragte Liam. "Was tut ihr überhaupt an diesem Ort?"
"Dies ist der einzige Ort, an dem mein Rudel und ich sicher sind.", sagte der weiße Balverin. "Vor langer Zeit lebten wir in einem Wald, weit weg von hier. Dort gab es reichlich Wild zum jagen und das Sonnenlicht erwärmte uns jeden Tag."
"Ihr meint den Greatwood.", entgegnete Liam und erinnerte sich daran, dass der Kanzler vor Jahren alle Balverine aus den Wäldern nahe Bowerstone vertrieben hatte.
"So nennt ihr Menschen ihn.", fuhr der Balverin fort. "Viele unserer Art sind verwildert und machten Jagd auf Menschen, weshalb sie uns – zurecht – als Gefahr ansahen. Unser Rudel hingegen lebte tief im Wald. Wir rissen nur hier und da ein paar Rehe, um unseren Hunger zu stillen. Die meiste Zeit verbrachten wir als Menschen. Dann kamen die schwarzen Soldaten, zerstörten unser Dorf und töteten viele von uns, unter anderem meine Frau und meinen Sohn."
"Das... tut mir leid.", meinte Liam.
"Vergieß keine Tränen um die Toten. Unsere Zeit der Trauer ist lange vorbei. Alles, was wir wollen, ist, in unsere alte Heimat zurückzukehren, wo wir in Frieden leben wollen. Seitdem wir hier sind, sind wir an diese Gestalt gebunden. Drei von uns sind bereits wild geworden, das hat dieser Wald so an sich. Wir mussten sie töten."
"Ich kann euch eure Heimat nicht zurückgeben."
"Ich weiß." Der Balverin türmte sich vor dem Helden auf. "Aber Du kannst den Mann töten, der sie uns genommen hat. Mit seinem Tod endet sein Regime und damit auch das Unrecht."
"Den Kanzler töten...", murmelte Liam. "Warum erwarten alle, dass ich das schaffe? Ich habe Bloodstone seit Jahren nicht verlassen. Das gefährlichste, gegen das ich in den letzten Jahrne gekämpft habe, waren Hobbs und Hohle Männer."
"Der Kanzler tötete viele Kreaturen, in der Hoffnung, Albions altes Wesen zu zerstören.", meinte der weiße Balverin. "Er denkt, er hätte dieses Ziel erreicht. Aber die Winde des Krieges wehen erneut. Wir stehen euch im Kampf bei, wenn es soweit ist. Dann werden sich die alten Mächte dieses Landes erneut erheben!"
"Ein Krieg ist das letzte, was ich will!", protestierte Liam.
"Er ist unausweichlich!" Der letzte Satz kam von einer wohlbekannten Stimme. Theresa trat aus den Schatten hervor.
"Verfolgen Sie mich?", fragte Liam.
"'Beobachten' ist das passendere Wort.", meinte die Seherin. "Das Wesen der Menschen zwingt Albion zur stetigen Veränderung, ob zum Guten, oder zum Schlechten. Unsere Art hat es leider verlernt, mit den anderen Lebewesen dieses Landes in einklang zu leben. Wir jagen sie, als ob es ein Naturgesetz wäre, sie zu hassen. Der Kanzler stört das empfindliche Gleichgewicht in ungeheurem Maße, bis es sich irgendwann entläd. Dann wird das neue Albion wie ein Phönix aus der Asche des alten Albion emporsteigen."
"Es wird also zum Krieg kommen, auch wenn der Kanzler vorher stirbt?", erkundigte Liam sich.
"Er ist ein wichtiger Teil der Geschehnisse, jedoch ersetzbar. Ein anderer Magnat wird an seine Stelle treten und sein Werk fortführen. Das entstehende Machtvakuum würde, wie ich es Dir zuvor bereits gesagt habe, die Lage sogar noch verschlimmern.", entgegnete Theresa.
"Außer, die Karten werden komplett neu gemischt.", meinte Liam.
"So ist es.", bestätigte Theresa.
"Wie dem auch sei.", sagte Liam, entschlossen, dieses Gesprüch zu beenden. "Ich muss nach Bowerstone. Dazu muss ich das hiesige Cullis-Tor finden und aktivieren."
"Ich führe Dich hin!", sagte der weiße Balverin. "Verusch, schritt zu halten!"
Der Balverin hetzte mit einer derartigen Geschwindigekeit durch das Gestrüpp, sodass selbst Fenris kaum hinterherkam, geschweige denn Liam. Dann hielt er vor einem steinernen Podest an.
"Wir sind da.", meinte er. "Denk über das nach, was die Seherin und ich Dir gesagt haben, Held!"
"Werde ich.", entgegnete Liam. "Leb wohl!"
"Du auch.", erwiderte der Balverin und verschwand ebensoschnell zwischen den Bäumen, wie er hergekommen war.
Liam zog sein Gildensiegel aus der Tasche und hielt es in Richtung des Cullis-Tores. Sofort begann es hell zu leuchten. Er warf einen letzten Blick in die Dunkelheit des Darkwoods und trat dann in das gleißende Licht.
Kapitel 4: Der Darkwood
Schon als die Gegend in und um das damals noch intakte Oakvale von fruchtbarem Grün erfüllt waren, war der Darkwood gefährlich und unwirtlich. Der Darkwood und Wraithmarsh ließen sogar ein Loch wie Oakvale wie einen Goldklumpen im Schweinekot wirken.
Liam betrat den Wald über einen ausgetretenen Pfad. Fenris lief einige Meter vorraus, blieb aber immer im Schein der Taschenlampe seines neuen Herrchens. Nichts war zu hören, abgesehen vom Zirpen der Grillen, dem Knacken der Zweige unter Liams Stiefeln und einem Wolfsrudel, das in der Ferne im Chor heulte. Fenris blieb indes ruhig und beachtete seine Artgenossen nicht.
"Verdammt!" Der Waldrand war nun seit einigen Meilen außer Sichtweite und Liams Taschenlampe begann zu flackern. "Wo hab' ich denn..." Er kramte in der rechten Innentasche seines Mantels nach Erstazbatterien. "Ach, da. Fenris, bleib!"
Er versuchte nun, die Batterien der Taschenlampe in völliger Dunkelheit auszuwechseln, während der Wolf irgendetwas anknurrte. Dann ging das Licht wieder an.
"Was ist denn hier, Junge?" Liam sah sich um. Etwas raschelte im Gebüsch. Er wollte nach seiner Waffe greifen, als sich der Urheber des Raschelns als Kaninchen entpuppte. Fenris ignorierte das pelzige Tierchen und knurrte indes weiter in die anscheinende Leere. Dann kroch er – Liams Ruf ignorierend – in das dichte Buschwerk hinein. Liam folgte ihm, sichtlich mühevoll, da er mit einer Hand die Taschenlampe halten und mit der anderen mit dem Schwert Äste und Blätter vor sich aus dem Weg räumen musste.
Es schien endlos weiterzugehen. Büsche, Blätter, Bäume... nach gefühlten zehn Meilen – in Wahrheit waren es wahrscheinlich höchstens zwei – hatte er Fenris aus den Augen verloren, setzte jedoch seinen Weg fort. Er wurde langsam müde, jedoch hinderte ihn der innere Drang weiterzugehen am Rasten. Es hätte sich ohnehin als äußerst schwierig herausgestellt, zwischen den dicht aneinanderliegenden Büschen zu rasten.
Er traute seinen Augen nicht. Entweder hatte die Müdigkeit bei ihm Wahnvorstellungen ausgelöst, oder in der Ferne taten sich tatsächlich Lichter auf. Liam lief weiter in Richtung dieser Lichter, obgleich sie unheilvoll und bedrückend wirkten.
Die Lichter kamen immer näher. Musik ertönte. Violinen... Trommeln... und noch einige andere Instrumente, die hypnotische Klänge erzeugten. Mit jedem Schritt wurden sie lauter. Dann lichtete sich das Buschwerk.
Fenris stand bereits da und starrte gebannt in Richtung der Lichter, die von Fackeln zu kommen schienen, deren Flammen golden flackerten. Liam klopfte sich Spinnweben und deren Erschaffer vom Mantel und der Hose und betrachtete die Fackeln eine Weile. Sie waren in einem großen Kreis um eine Art Tempel aufgebaut.
Er erblickte zudem einige zerstörte Panzer und sonstige Militärfahrzeuge. Dies musste das Schlachtfeld sein, auf welchem sein Vater vor Jahren gekämpft hatte und gestorben war.
Dann sah er etwas, das mindestens genauso bemerkenswert war. Schemenhafte Gestalten wandelten über das Schlachtfeld.
"Geister!", dachte Liam. Sie wirkten jedoch nicht bösartig. Er ging näher heran. Die Spektralwesen hueschten an ihm vorbei und schienen ihn nicht zu bemerken. Sie hatten keine bestimmte Form, was für Geister sehr ungewöhnlich war, da sie für gewöhnlich immer das Aussehen des Verstorbenen hatten. Stattdessen wirkten sie eher wie große leuchtende Flecken, welche durch die Dunkelheit wandelten. Von ihnen schien auch die Musik auszugehen, auch wenn sie nun deutlich leiser war als zuvor.
Liams Familie hatte mit dem letzten Geld seines verstorbenen Großvaters die Überführung des Leichnams seines gefallenen Vaters bezahlt. Viele andere lagen jedoch immer noch hier und ihre Körper waren längst von diversen Tieren bis auf die Knochen abgenagt. Ihre Geister suchten nun diesen Ort heim. Er hielt sein Schwert griffbereit. Vor zwei Jahren hatte er mit Ronan eine Gruft gesäubert, in welcher er zum ersten mal Hohle Männer bekämpft hatte, jene zum Leben erweckten Leichname, die nur von ihrer Mordlust getrieben wurden. Zu seinem Erstaunen schienen sie sich hier jedoch nicht zu rühren. Er bahnte sich seine Weg durch den Haufen von Knochen, kaputten Waffen und zerfledderten Uniformen.
Dann bemerkte er eine Gestalt, die auf einem rostigen Panzer kauerte. Sie schien recht groß zu sein und ihre Augen funkelten in der Finsternis. Sie knurrte leise und starrte den Helden an. Liam zog seine Pistole und richtete sie auf die Gestalt. Es war ein Balverin, das hatte er sofort bemerkt. Er schoss jedoch nicht. Das pelzige Ungetüm starrte ihn weiterhin an. Fenris schien ihn schon von weitem gewittert zu haben, weshalb er den Helden an diesen Ort geführt hatte. Nun blieb der Wolf ruhig und setzte sich neben seinen Herrn.
Nun tauchten immer mehr Balverine auf. Keiner von ihnen griff Liam an, sehr zu seinem Erstaunen. Der größte von ihnen kam direkt auf ihn zu. Er hatte weißes Fell, welches das Licht der umherrschwirrenden Geister reflektierte.
"Held.", knurrte er.
Liam reagierte nicht.
"Hilf uns."
"Was?", brachte Liam hervor.
"Hilf uns.", wiederholte der weiße Balverin.
"Wie soll ich euch helfen?", fragte Liam. "Was tut ihr überhaupt an diesem Ort?"
"Dies ist der einzige Ort, an dem mein Rudel und ich sicher sind.", sagte der weiße Balverin. "Vor langer Zeit lebten wir in einem Wald, weit weg von hier. Dort gab es reichlich Wild zum jagen und das Sonnenlicht erwärmte uns jeden Tag."
"Ihr meint den Greatwood.", entgegnete Liam und erinnerte sich daran, dass der Kanzler vor Jahren alle Balverine aus den Wäldern nahe Bowerstone vertrieben hatte.
"So nennt ihr Menschen ihn.", fuhr der Balverin fort. "Viele unserer Art sind verwildert und machten Jagd auf Menschen, weshalb sie uns – zurecht – als Gefahr ansahen. Unser Rudel hingegen lebte tief im Wald. Wir rissen nur hier und da ein paar Rehe, um unseren Hunger zu stillen. Die meiste Zeit verbrachten wir als Menschen. Dann kamen die schwarzen Soldaten, zerstörten unser Dorf und töteten viele von uns, unter anderem meine Frau und meinen Sohn."
"Das... tut mir leid.", meinte Liam.
"Vergieß keine Tränen um die Toten. Unsere Zeit der Trauer ist lange vorbei. Alles, was wir wollen, ist, in unsere alte Heimat zurückzukehren, wo wir in Frieden leben wollen. Seitdem wir hier sind, sind wir an diese Gestalt gebunden. Drei von uns sind bereits wild geworden, das hat dieser Wald so an sich. Wir mussten sie töten."
"Ich kann euch eure Heimat nicht zurückgeben."
"Ich weiß." Der Balverin türmte sich vor dem Helden auf. "Aber Du kannst den Mann töten, der sie uns genommen hat. Mit seinem Tod endet sein Regime und damit auch das Unrecht."
"Den Kanzler töten...", murmelte Liam. "Warum erwarten alle, dass ich das schaffe? Ich habe Bloodstone seit Jahren nicht verlassen. Das gefährlichste, gegen das ich in den letzten Jahrne gekämpft habe, waren Hobbs und Hohle Männer."
"Der Kanzler tötete viele Kreaturen, in der Hoffnung, Albions altes Wesen zu zerstören.", meinte der weiße Balverin. "Er denkt, er hätte dieses Ziel erreicht. Aber die Winde des Krieges wehen erneut. Wir stehen euch im Kampf bei, wenn es soweit ist. Dann werden sich die alten Mächte dieses Landes erneut erheben!"
"Ein Krieg ist das letzte, was ich will!", protestierte Liam.
"Er ist unausweichlich!" Der letzte Satz kam von einer wohlbekannten Stimme. Theresa trat aus den Schatten hervor.
"Verfolgen Sie mich?", fragte Liam.
"'Beobachten' ist das passendere Wort.", meinte die Seherin. "Das Wesen der Menschen zwingt Albion zur stetigen Veränderung, ob zum Guten, oder zum Schlechten. Unsere Art hat es leider verlernt, mit den anderen Lebewesen dieses Landes in einklang zu leben. Wir jagen sie, als ob es ein Naturgesetz wäre, sie zu hassen. Der Kanzler stört das empfindliche Gleichgewicht in ungeheurem Maße, bis es sich irgendwann entläd. Dann wird das neue Albion wie ein Phönix aus der Asche des alten Albion emporsteigen."
"Es wird also zum Krieg kommen, auch wenn der Kanzler vorher stirbt?", erkundigte Liam sich.
"Er ist ein wichtiger Teil der Geschehnisse, jedoch ersetzbar. Ein anderer Magnat wird an seine Stelle treten und sein Werk fortführen. Das entstehende Machtvakuum würde, wie ich es Dir zuvor bereits gesagt habe, die Lage sogar noch verschlimmern.", entgegnete Theresa.
"Außer, die Karten werden komplett neu gemischt.", meinte Liam.
"So ist es.", bestätigte Theresa.
"Wie dem auch sei.", sagte Liam, entschlossen, dieses Gesprüch zu beenden. "Ich muss nach Bowerstone. Dazu muss ich das hiesige Cullis-Tor finden und aktivieren."
"Ich führe Dich hin!", sagte der weiße Balverin. "Verusch, schritt zu halten!"
Der Balverin hetzte mit einer derartigen Geschwindigekeit durch das Gestrüpp, sodass selbst Fenris kaum hinterherkam, geschweige denn Liam. Dann hielt er vor einem steinernen Podest an.
"Wir sind da.", meinte er. "Denk über das nach, was die Seherin und ich Dir gesagt haben, Held!"
"Werde ich.", entgegnete Liam. "Leb wohl!"
"Du auch.", erwiderte der Balverin und verschwand ebensoschnell zwischen den Bäumen, wie er hergekommen war.
Liam zog sein Gildensiegel aus der Tasche und hielt es in Richtung des Cullis-Tores. Sofort begann es hell zu leuchten. Er warf einen letzten Blick in die Dunkelheit des Darkwoods und trat dann in das gleißende Licht.
"Nichts ist wahr
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen
Alles ist erlaubt!"
- Credo der Assassinen