Der Fluch des Mark Stoppert

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Hedwig
Frischfleisch
Beiträge: 1
Registriert: Fr 13.02.2004 - 13:56

Der Fluch des Mark Stoppert

Beitrag von Hedwig »

Viel Spaß beim Lesen :-)

Hedwig



1

Es war an einem Vollmond Freitag. Rachel schlenderte langsam die Promenade entlang, es war kalt und er fror. Er kam gerade von der Arbeit wieder, und war völlig erschöpft, da er Überstunden bis tief in die Nacht gemacht hatte. Er arbeitete als Journalist bei der "British News" und hatte immer sehr viel zu tun. Nun war er auf den Heimweg und freute sich auf eine warme Tasse Tee und sein Bett. Es fing leise an zu regnen und Rachel wollte gerade seinen Regenschirm aufspannen, als er plötzlich ein Jaulen hörte. Er erschrak. Er dachte es sei ein Hund und bekam dadurch noch mehr Angst. Er wurde einmal von einem Hund in die Wade gebissen und hatte danach einen 4tägigen Krankenhaus Aufenthalt. Doch es hörte sich nicht nach einen Hund an. Es war eher das Heulen eines Wolfes, was ihn aber nicht die Angst nahm. Er beeilte sich, um schnell nach Hause zu kommen. Erst ging er nur schnell. Doch dann begann er zu laufen, und dann schließlich rannte er um sein Leben. Doch plötzlich bemerkte er, dass er vom Weg abgekommen sein muß. Nun bekam er erst recht Angst. Das konnte auch nur mir passieren, dachte Rachel; Ich bin alleine spät in der Nacht vom Weg abgekommen und in der Nähe ist ein Wolf. Rachel versuchte sich zu orientieren. Doch um ihn herum war nur die Finsternis. Plötzlich sah er aus dem Nichts blutrote Augen. Sie sprangen auf ihn zu und...

Marc lag senkrecht und naßgeschwitzt im Bett. Was war passiert? Ein Traum. Es war nur ein Traum, dachte Marc, und versuchte sich zu beruhigen.
Er schaute auf seinen Radiowecker: 03:10 Uhr. Er schloss die Augen und wollte sich wieder schlafen legen. Doch die Erinnerungen an den Alptraum ließen ihn wach im Bett liegen. Jetzt spürte er sogar, dass seine sogar seine Haare nass waren. Und nicht nur seine Haare. Sein Pyjama klebte an seiner Haut.
Ich muss ja schrecklich geschwitzt haben, dachte er.
Was konnte er machen? Seit Tagen quälten ihn dieser Alptraum von Rachel. Und es war immer der gleiche Traum. Fast jeden Abend spielte sich das Gleiche in seinem Kopf ab: Rachel geht nachts auf einem einsamen Weg und wird von einem Wolf angegriffen. Aber wer ist Rachel? Wirklich nur eine Fantasie Figur? Marc dachte nach. Ist es nicht merkwürdig, dass ich sogar seinen Namen und seinen Beruf weiß? Wie kann das möglich sein? Und fast jeden Abend das Gleiche. Marc dachte über seine Alpträume nach, schlief aber dann doch vor Müdigkeit und in dem Wissen am nächsten Morgen wieder früh raus zu müssen ein.

Am nächsten Morgen weckte ihn pünktlich um 6 Uhr sein Radiowecker. Im Radio lief gerade die "Morning Show". Marc hörte nur aus der Ferne die Musik aus dem Radiowecker und stellte ihn, nachdem er sich noch einmal die Augen gerieben hat aus. Dann stand widerwillig auf, zog seine Pantoffeln an und ging ins Bad.
Marc wohnte in einem sehr kleinem Appartement im südlichen Teil von Paris. Seine Eltern waren vor 10 Jahren bei einem Autounfall gestorben, und so ist er erst bei seinen Großeltern aufgewachsen und hat sich dann aber schon früh ein kleines Appartement gesucht, wo er dann auch mit 18 Jahren eingezogen ist. Er wollte nicht mehr bei seinen Großeltern leben und hatte gedacht, dass sein Opa wohl auf seine Oma aufpassen könnte, da sie etwas verwirrt war, doch der starb auch ein paar Jahre später. Seine Oma blieb aber trotzdem dort wohnen. Nachdem sie sich Urlaub genommen hatte, ging es ihr viel besser. Außerdem hatte sie mit ihrem Arzt gesprochen. Der meinte, das sie wohl auch ganz alleine im Haushalt klar käme, wenn sie ihre täglichen Pillen nehmen würde.
Dies war nun schon 3 Jahre her und inzwischen kam seine Oma gut im Haushalt zurecht und keiner brauchte auf sie aufpassen. Marc besuchte sie oft. Zur Zeit hatte er aber wenig Zeit, weil er sehr viel für Arbeiten und Tests üben musste.
Marc hatte es nicht weit bis zur Uni und konnte sich so Zeit lassen. Wenn er könnte würde er in eine größere Wohnung umziehen. Doch da ihm das nötige Kleingeld fehlte, musste er wohl oder übel dort wohnen bleiben. Er konnte aber auch nicht sagen, dass es ein schlechtes Appartement war: Die Uni war gleich gegenüber, er hatte nette Nachbarn und einen wunderbaren Ausblick auf den Wald vor dem Haus.
Während er sich nach der morgendlichen Dusche anzog und zum Frühstück überging, sah er aus dem Fenster den Zeitungsjungen kommen. Er ging selbst nach unten um die Zeitung abzuholen und um draußen etwas frische Luft zu schnappen. Als er wieder oben war legte er die Zeitung auf den Tisch und las die erste Seite. "Sonne in ganz Frankreich" stand auf da. Er blätterte weiter. "Nur wieder das übliche", sagte Marc zu sich selbst und legte die Zeitung zu Seite. Er guckte nach draußen.
Es war wirklich ein wunderschönes Wetter an diesem Tag, so dass Marc nicht länger in seiner muffigen Wohnung sitzen wollte. Er trank noch einen kräftigen Schluck Kaffee, nahm den Mantel aus der Garderobe, zog sich die Straßenschuhe an, holte seine Sachen und ging mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Haus.
Es war ein warmer Frühlingsmorgen und Marc spürte, dass es bald Sommer wird. Er freute sich auf den Sommer. Dann werde ich auch endlich mein Studium beendet haben, dachte Marc, während er auf der Straße entlang mit seinem Hollandrad zur Schule fuhr. Doch zuerst waren noch die Osterferien, die in zwei Wochen begannen, auf die er sich noch mehr freute.
Er mußte nur ein paar Straßen weiter, dann war er schon da.
Als er an der Universität ankam, stellte er sein Fahrrad an die Mauer und ging durch den imposanten Eingang in die Uni hinein. Es war ein sehr große und alte Uni, an der Marc studierte. Die Universität war die größte in Paris, und Marc war stolz darauf, auf dieser Uni zu sein. Er studierte Pädagogik und Philosophie und wollte später Lehrer werden. Wenn er etwas besser in der Schule gewesen wäre, hätte er lieber Mathematik studiert. Doch nun studierte er etwas anderes und war damit auch zufrieden.
Er ging die Treppe hinauf in den Saal. Der Vortrag über Pädagogik begann um 8:00 Uhr. Jetzt war es 7:30 Uhr. Also noch eine halbe Stunde warten.
Marc musste wieder an den Alptraum der letzten Nacht denken und das ließ seine tolle Stimmung gleich wieder sinken. Er hatte von Leuten gehört, die Träume deuten können. Oder sollte er vielleicht sogar zu einem Psychiater gehen? Tausend Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Er setzte sich auf einer der vielen Bänke die vor den Räumen waren und versuchte an etwas anderes zu denken. Marc war eigentlich nicht der Typ, der sich bei jeder Kleinigkeit sofort in die Hose machte, aber dieser Traum bedrückte ihn schon. Er hatte so etwas gespenstisches an sich. So etwas reelles, das man meinen könnte er sei Wirklichkeit. Doch Marc war sich sicher, dass dies nur ein Traum war. Aber wieso kommt er dann immer wieder? Was hatte dieser Traum zu sagen? Er hatte bis jetzt niemanden von seinen Alpträumen erzählt. Vielleicht arbeite oder überanstrenge ich mich einfach zu viel, dachte er. Am besten sollte ich einfach mal am Wochenende den ganzen Tag im Bett liegen und mich richtig entspannen und erholen, anstatt ewig für Klausuren oder andere Sachen zu pauken. Oder vielleicht sollte ich einfach mal eine Tour mit dem Auto unternehmen, ins Grüne fahren und mich erholen. Das hilft bestimmt.
Marc war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte das der Vortrag schon angefangen hatte. Er schaute auf die Uhr. 8:27 Uhr. Den Vortrag einfach schwänzen konnte er aber auch nicht. Also ging er zur Tür zum Saal und machte sie quietschend auf. Alle Köpfe starrten ihn an. Jetzt wäre er doch lieber draußen geblieben. Ihm war das Ganze ziemlich peinlich und er setzte sich schnell auf einen freien Platz und verhielt sich für den Rest der Vorlesung ruhig.
Den Nachmittag verbrachte er, wie fast immer, mit lernen. Der einzigen Trost, der ihn noch blieb war das kommende Wochenende.

2

Marc erwachte am nächsten Morgen ziemlich unsanft. Er lag auf dem harten Boden ohne Decke und Kissen. Nur sein Teddy Pelzi lag neben ihm und guckte Marc mit seinen Knopfaugen liebevoll an. Ich muss wohl wieder meinen Alptraum gehabt haben, dachte er, und versuchte aufzustehen. Erst jetzt bemerkte er, dass der Radiowecker immer noch klingelte und er stellte ihn mit einer nervenden Bewegung ab. "So kann das nicht weiter gehen" sagte Marc kopfschüttelnd und ging ins Bad. Heute hatte er mal keine Lust die Zeitung selbst zu holen und wartete also darauf, dass der Zeitungsjunge selbst nach oben kam um die Zeitung vor die Tür zu legen. Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte, ging er vor die Tür und nahm die Zeitung. Er wollte die sie lesen, doch seine Gedanken waren ganz wo anders.
Ich kann nicht so einfach wegfahren und mich erholen. Ich brauche die Zeit um den Stoff auswendig zu lernen, dachte er, während er sich das Brot dick mit Nutella beschmierte und danach herzhaft hinein biss. Ich werde zu einem Arzt gehen. Er kann mir bestimmt helfen. Er wird mir eine Medizin aufschreiben lassen die ich dann 3 mal täglich schlucken muss und alles wird gut. Aber was ist, wenn er mich zu einem Psychiater schickt? Nein, das wird er nicht tun. Nur wegen ein paar Alpträume. Nein, bestimmt nicht. Ich werde einfach zum Arzt hingehen und ihm sagen, dass ich Alpträume haben, die sich immer wieder wiederholen.
Aber gibt es dagegen eigentlich eine Medizin? Egal. Ein Versuch ist es wert, dachte Marc. Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch auf die gleiche Stelle in der Zeitung guckte und löste seinen Blick davon.
Er guckte auf die Uhr. Jetzt wurde es aber auch schon Zeit. Marc wollte nicht noch einmal zu spät zur Vorlesung kommen. Danach wurde außerdem noch eine Arbeit über den Philosophen Immanuel Kant geschrieben. Marc zog sich die Schuhe an, packte seine Sachen, nahm den Mantel und ging aus dem Haus.

Nachdem er mit dem Fahrrad zu Universität gefahren ist und sein Rad an der Mauer abstellen wollte, sah er schon vom weitem Sally herankommen. Sie wohnte auch in der Nähe von Marc und arbeitete nebenbei in einem Krankenhaus. Sie studierte auch wie Marc Pädagogik und zusätzlich Medizin.
Sally begrüßte Marc schon von weitem und schrie ihm etwas unverständliches zu. Marc verstand nicht sofort was sie sagte. Als er näher kam hörte er sie rufen: "Marc, die Vorlesung fällt heute aus. Monsiuer Bordo ist krank." "Das ist nicht dein ernst" sagte Marc verblüfft. Nachdem der Morgen schon für ihn so schlecht angefangen hatte, freute er sich um so mehr, dass er jetzt 2 Freistunden bis 10 Uhr hatte.
"Er hatte bestimmt einen Hitzeschlag bekommen." sagte Sally lächelnd. "Und wenn wir schon bei Hitze sind, kommst du mit in die Eisdiele?" "Nein danke", sagte Marc. "Ich werde noch ein bisschen für die Arbeit üben müssen". Das war nicht die ganze Wahrheit, denn jetzt hatte Marc Zeit um zu einem Arzt zu gehen, damit er endlich weiß, was mit ihm los ist und wie er diesen lästigen Alptraum los wird. Vielleicht könnte er ja danach noch etwas für die Arbeit tun. "Okay, dann halt nicht. Bis später ", verabschiedete sich Sally und lief dann weiter zu ihrem Fahrrad.
Marc nahm ebenfalls sein Fahrrad und fuhr auf die Strasse.
Nachdem er einige Minuten die lange Straße hinauf fuhr, sah er auf der linken Seite ein Schild mit der Aufschrift: Arztpraxis Lapardi. Es war eine kleine Praxis und Marc sah schon von außen, dass er wohl doch etwas länger warten musste, als er dachte.
Er machte die Tür auf und trat in den Eingangsraum. Marc zog seinen Mantel aus und ging an die Rezeption. Dort empfing ihn eine freundliche Dame, die ein großes Buch mit den ganzen Terminen der Patienten vor sich liegen hatte. Sie hatte die langen Haare nach oben gestylt und Marc fragte sich, wie lange sie wohl für diese Frisur gebraucht hat. Als die Frau ihn nach seinem Name fragte, sagte Marc ihn und wollte gerade seine Krankenversicherungskarte raus holen, als die Dame hinter der Tresse ihm klar machte, dass, wenn er kein Termin habe, er wohl 2 Stunden warten müsse. Uns so war es ja auch. Also machte er einen Termin aus, holte seinen Mantel, steckte die Karte wieder ein und ging. Der Termin war am 05.03. Also in 3 Tagen. Bis da hin würde er wohl nicht gestorben sein, dachte Marc und fuhr etwas enttäuscht wieder nach Hause.
Nach dem er noch ein bisschen geübt hatte, fuhr er wieder um kurz vor 10 Uhr zur Uni, setzte sich selbstbewusst in den Saal und schrieb die Arbeit. Sie kam ihn sehr leicht vor und er konnte fast alle Fragen beantworten. Marc hatte ein gutes Gefühl bei der Arbeit und freute sich auf die gute Note.

Als Marc am Abend nach Hause kam, war er so müde, dass er auf der Stelle hätte einschlafen können. Doch er zwang sich noch eben die Zähne zu putzen. Er wollte sich gerade seinen Schlafanzug holen, als das Telefon klingelte.
Oh nein, dachte Marc. Bitte jetzt nicht. Er wollte einfach warten bis es aufhört zu klingeln. Nur es hörte nicht auf.
Wer ruft denn so spät noch an? Er nahm den Hörer ab und meldete sich.
"Hallöle Enkelsöhnchen! Wie geht es uns den heute?" "Guten Abend Oma" sagte Marc freundlich, und wollte dabei am liebsten durchs Kabel seine Oma erwürgen. Aber er wußte, dass seine Oma nicht mehr die aller jüngste war und auch nicht mehr ganz fit im Gehirn war. Stattdessen sagte er ruhig:
"Ja, mir geht es gut. Danke. Hast du immer noch Beschwerden im Kreuz?
"Nein, nicht mehr. Inzwischen geht es mir wieder blendend. Du, ich muss dir unbedingt von meiner Reise nach Lacanau erzählen. Weißt du nicht? Dort war ich doch auf Kur für 3 Wochen. Du, da habe ich tolle Leute kennengelernt. Und da war vielleicht ein tolles Programm, und eine Sauna und sogar ein Hallenbad war dort auch. Und du weißt ja gar nicht wie die Frau Pützé Skat spielen kann. Und das Wetter war einfach super. Wir haben den ganzen lieben Tag Spaziergänge und Wanderungen mit unserem netten Reiseführer gemacht. Der hat uns sogar alle Vogelarten erklärt und..."
"Mutter, bitte!!" schrie Marc in den Hörer. Weißt du eigentlich wie spät es ist.
"Warte, ich muß eben meine Brille holen. So. Es ist ähhh, 11 Uhr.
"Genau", sagte Marc wütend. "Und weißt du auch was normale Leute um diese Uhrzeit tun?"
"Okay, vielleicht ist es etwas spät. Aber ich war doch noch wach und es war so toll in der Kur. Ich wollte es dir einfach sofort erzählen. Aber wenn du es dir nicht heute anhören willst kannst ich es die ja vielleicht morgen erzählen. Kommst du auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen vorbei?"
"Na gut. Aber ich habe nicht lange Zeit. Um 13 Uhr muss ich wieder in der Uni sein. Ich kann ja mal morgen früh vorbei schauen. Dann habe ich nämlich frei."
"Dann bis morgen! Tschüß, und schlaf schön"
"Tschüß Mutter", sagte Marc und war froh, dass sie endlich aufgelegt hat.
Als er denn Hörer auf die Gabel fallen ließ, schloss er nur noch die Augen, ließ sich ins Bett fallen und schlief sofort ein.
Das er aber immer noch seine Tagessachen anhatte viel ihm erst am nächsten Morgen ein.



3

"Oh nein" dachte Marc, und guckte auf die Uhr. 01:33 Uhr. Es war wieder dieser Traum. Was sollte er machen? Übermorgen werde ich zum Arzt gehen. Dann wird das endlich aufhören, dachte Marc und versuchte wieder einzuschlafen. Doch es ging nicht. Dann versuchte er an etwas anderes zu denken. Doch nach kurzer Zeit bemerkte er, dass auch das nicht ging.
Was hat das zu bedeuten? fragte sich Marc immer und immer wieder. Der Traum ist so real. Ich kann fast die Kälte spüren und den Wolf hören, wie er sich langsam nähert und plötzlich auf Rachel springt. Vielleicht eine Nachricht von irgendwem. Aber es war nicht er selber, der vom Wolf angegriffen wird. Es war jemand anderes. Ein Journalist der bei der "British News" arbeitet und Rachel heißt. "British News" sagte Marc laut vor sich hin. "Natürlich". Das bedeutet also das es in England geschehen sein muß. Wenn es überhaupt geschehen ist. Also bräuchte er doch einfach mal dort anzurufen und fragen, ob dort wirklich ein Rachel gearbeitet hat, und ob er noch lebt. Genau das werde ich machen. Aber woher bekomme ich die Nummer? Ich werde alles Oma erzählen .Vielleicht kann es ja sein, dass die mit der Geschichte etwas anfangen kann? Bis jetzt habe ich ihr noch nichts von diesen Alpträumen erzählt. Es kann doch sein. Oder vielleicht ist es eine Erinnerung von früher. Sehr viel früher, die mich jetzt nicht mehr los lässt.
Plötzlich schoss es ihn wie ein Blitz durch den Kopf. Was ist wenn ich den Traum nie wieder los werde, und wenn ich einfach nicht den Grund für finde, wieso ich ihn jedesmal habe. Das wäre grausam. Ja, das wäre fürchterlich. Nein. So etwas konnte es nicht geben. Und wenn doch? Was ist, wenn der Traum intensiver wird? Mich verfolgt? Mich zum Wahnsinn treibt.
Er dachte noch lange darüber nach. Dann schlief er aber doch vor Müdigkeit ein.

Als Marc am nächsten Morgen auf dem Weg zu seiner Oma war, war er froh das er ihr Angebot auf Kaffee und Kuchen angenommen hat.
Das ist dann die erste Person, der ich das erzählen werde, dachte Marc und überquerte die Straße. Seine Oma wohnte in einem Mehrfamilienhaus am Ende der Straße. Als Marc anklingelte, sagte eine Stimme durch den Lautsprecher:
"Ja Hallo, wer ist da?"
"Hallo Oma. Hier ist Marc", meldete er sich, war sich aber nicht ganz sicher, ob sich seine Oma sofort an ihn erinnern könnte. Doch erstaunlich schnell sagte sie:
"Ja Hallo Marc, ich habe dich schon erwartet. Komm rein, ich mache dir die Tür auf, ich habe schon Plätzchen und Kuchen gebacken. Warte.
Marc wäre fast aus den Socken gekippt. Sie hatte nicht nur seinen Namen behalten, sondern auch noch Plätzchen bereitgestellt und sogar Kuchen gebacken. Marc war verblüfft. Die Kur muß wohl wirklich gut getan haben, dachte er sich.
Kurze Zeit später ertönte ein Piep - Ton, und Marc machte die Tür auf und ging nach oben. Als er seine Oma sah, lächelte sie ihn an nahm ihn sofort in die Arme, als ob sie ihn seit Jahrzehnten nicht gesehen hätte. Er fühlte sofort das seine Oma nicht mehr die alte war. Und außerdem machte sie nie Kuchen. Außer bei besonderen Anlässen. Er hatte zwar seine Oma seit längerer Zeit nicht mehr besucht, fand aber trotzdem nicht, das dies ein besonderer Anlass sei.
Nach der Begrüßung gingen sie dann in die Wohnung. Es war eine sehr große Wohnung, und Marc hatte manchmal die Befürchtung, das sich seine Oma darin verlaufen würde. An der Wand hingen alte Gemälde und Erinnerungen. Marc erinnerte dass immer an ein Museum hat. Er setzte sich auf das Sofa und betrachtete den Schokoladenkuchen auf dem Tisch.
"Hast du den Kuchen wirklich selbst gemacht Oma?"
"Ja natürlich. ", sagte Marcs Oma und holte dabei die Plätzchen aus dem Backofen. "Und die auch!"
Marc hatte noch nie seine Oma so sicher und fit gesehen. Aber trotzdem wunderte er sich, dass sie sogar selbst Plätzchen für ich gebacken hatte. Ihr muß dieses Treffen wohl sehr wichtig sein, dachte er. Er war sich nicht mehr ganz sicher, ob sie ihm wirklich nur von ihrer Kur erzählen wollte.
"Was soll das Ganze, Oma?" Jetzt wollte Marc es endlich wissen.
"Was soll das? Ist heute ein Feiertag, oder was ? Was hast du mir zu sagen."
"Etwas sehr wichtiges Marc! Setzt dich, der Tee ist gleich fertig."
Jetzt war er erst recht überrascht. Was könnte seine Oma ihm den wichtiges sagen? Er wußte es nicht.
Nachdem sie Tassen geholt hatte und den Tee eingegossen hatte, holte sie aus der Schublade ein dickes Buch hervor. Marc hatte dieses Buch nie vorher gesehen. Er sah, dass sie aufgeregt war und ihre Hände zitterten. Dann setzte sie sich neben ihm.
"Marc. Ich muß der etwas fürchterliches sagen" sagte sie. Dabei nahm sie das Buch und schlug die erste Seite auf. "Der Killerwolf" stand dort in sehr alter und verzierter Schrift.
"Was soll das heißen "Der Killerwolf"? Und was hat das mit mir zu tun?" wollte Marc wissen.
"Ich will es die erklären." fing Marcs Oma an zu erzählen "In diesem Buch steht die Geschichte deines Urgroßvater, Rachel Stoppert geschrieben. Er kam eines Nachts sehr spät nach Hause. Er hatte Überstunden gemacht und es war schon dunkel. Nun ging also Rachel auf der Promenade entlang und er merkte das es anfing zu regnen. Also spannte er seinen Regenschirm auf. Er lebte alleine in einer kleinen bescheidene Wohnung am Ende der Stadt und er hatte noch einen langen Fußmarsch vor sich. Er war noch jung und kräftig gebaut, und hatte keine Angst abends nach Hause zu laufen.
"Warte mal" sagte Marc. Und ihm wurde klar, was seine Oma ihm da erzählte.
Der Killerwolf, ging es ihm immer durch den Kopf.
"Aber genau das träume ich schon seit Tagen fast jede Nacht und werde dann von diesem Traum wach. Aber wieso träume ich davon? Heißt das, das diese Träume nie los werde? Was hat das zu bedeuten Oma" fragte Marc ängstlich.
"Ich werde es dir erzählen. Rachel ging also auf der Promenade entlang, und vernahm plötzlich ein Jaulen. Es war ein Wolf. Er hatte rote Augen und sprang auf ihn zu. Es war ein langer Kampf zwischen ihm und dem Wolf. Rachel versuchte sich zu wehren. Fiel aber hin. Der Wolf nutzte diese Gelegenheit, sprang auf ihn drauf und biß ihn zu Tode."
Marc unterbrach sie:" Ja genau. Das träume ich jede Nacht. Ist es der "Killerwolf"?
"Ja er ist es. Man fand Rachels Leiche am nächsten Morgen im Wald."
Eine anhaltende Pause trat zischen ihnen ein.
Nein, das hatte wirklich nichts mit ihrer Kur zu tun, dachte sich Marc dann. Er wusste gar nicht, was er denken sollte.
Wieso hatte seine Oma ihm diese Geschichte so lange vorbehalten. Rachel Stoppert muss einen qualvollen Tod gehabt haben, dachte sich Marc. Schrecklich! Doch was hat er mit der Geschichte zu tun? Marc war völlig verwirrt.
"Aber woher weißt du so genau darüber Bescheid, wie Rachel gestorben ist?", frage er plötzlich. Du weißt ja sogar die Augenfarbe des Wolfes. Er wird es doch wohl nicht noch kurz vor seinem Tod aufgeschrieben haben?" versuchte Marc zu scherzen, obwohl ihm eigentlich nicht danach war.
"Doch hat er. Er hat es zwar nicht kurz vor seinem Tod, aber doch einige Tage vorher aufgeschrieben.
Marc konnte das nicht verstehen.
"Er war Schriftsteller", fuhr seine Oma fort. "Er hatte seinen Roman über den "Killerwolf" schon fertig geschrieben. Es sollte ein großer Erfolg werden. Ich habe ihn auch schon gelesen.
"Und...das ist wirklich das Buch, was du da in den Händen hältst?"
"Ja. Das ist Rachel Stopperts "Killerwolf". Sein letzter Wunsch war es, seinen Roman drucken zu lassen. Sein Sohn, Michael hat das dann auch etwas später getan, und wie erwartet haben die Leute das Buch auch gekauft, und es wurde ein riesiger Erfolg.
Durch diesen spektakulären Tod des Autors in Zusammenhang mit dem Buch war das wohl keine große Kunst, wollte Marc sagen, ließ es dann aber doch.
"Hat den der Tod mit seinem Buch direkt zu tun? Er wurde doch auch von einem Wolf getötet! Das war doch etwa kein Zufall...?"
"Ja hat es. Man konnte sich das zwar nie erklären, doch in seinem letzten Buch
"Der Killerwolf" schrieb er über einen Wolf mit roten Augen, der nachts Leute anfällt und sie dann in die Kehle beißt. Rachel hat immer Bücher über sich selber geschrieben, und sich dann als Hauptfigur genommen. Und so auch in diesem Buch. Nur, dass er dann wirklich von einem Wolf angegriffen wurde und zu Tode gebissen wurde hätte niemand gedacht.
Später stellte sich heraus, das es wirklich ein Wolf gewesen sein muß, der Rachel umgebracht hatte. Natürlich war die Polizei früher noch nicht so fortgeschritten wie heute. Doch dass es ein Wolf war, stand einwandfrei fest. Man fand seine Spuren überall. Und außerdem fand man noch sein Buch in der Hand liegen."
"Das gibt es doch gar nicht. Wieso hatten mir meine Eltern nichts davon erzählt?
"Sie wollten dir es sagen. Später. Doch dann starben sie. Und so muß ich es dir sagen."
Marc wurde nervös und wollte sich konzentrieren.
"Aber wie werde ich diesen fürchterlichen Traum los? Ich werde fast jede Nacht wach davon?"
"Ich kann es dir nicht sagen. Es ist ein Fluch. Deine Eltern hatten ihn, und auch sie wurden von diesem Traum gequält.
Ich habe dir früher erzählt, dass deine Eltern bei einem Autounfall gestorben sind. Ich habe dich angelogen. Deine Eltern wollten noch einen Spaziergang machen und die frische Luft genießen. Doch am nächsten Morgen waren sie beide tot! Sie hatten beide eine große Bisswunden am Hals. Und wieder war es ein Wolf.
"Du denkst also nicht, dass es immer der Gleiche war?"
"Ich weiß es nicht. Man wird verrückt, wenn man darüber länger nachdenkt. Es lässt sich einfach nicht erklären.
Als deine Eltern starben hat die Polizei gesagt, dass es eigentlich in diesem Gebiet keine Wölfe gäbe. Sie hatten vorher auch diesen Traum. Sie gingen zum Arzt, obwohl sie wußten, das es der Fluch war, der den Traum vom Killerwolf verursacht. Der Traum quälte sie zu sehr. Der Arzt konnte nichts feststellen. Also mussten sie mit dem Traum leben.
"Und was ist mit Opa?"
"Auch", sagte sie knapp und Marc wurde wütend.
"Aber was ist mit dir? Meine Mutter, mein Vater, Opa und Rachel sind von dem Wolf angegriffen und zu Tode gebissen worden. Nur du wurdest verschont!?"
"Ja. Ich weiß. Und ich bin froh, dass es mich noch nicht erwischt hat. Ich weiß nicht, wieso ich noch lebe."
"Das ist fürchterlich. Erst träumt man davon, und dann passiert es." Marc bekam ein kribbeln im Bauch.
"Aber du träumst doch auch immer diesen Traum?
"Ja", sagte sie." Aber ich habe mich daran gewöhnt und werde nicht immer mehr davon wach. Aber ich träume ihn. Es ist eine Verdammnis!"
Marc und seine Oma saßen lange einfach nur da und schwiegen. Marc wußte zwar das er mal irgendwann sterben würde. Doch so wollte er bestimmt nicht sterben. Das mußte er erst einmal verdauen.
Er hatte Angst. Große Angst. "Was soll ich denn jetzt tun, Oma?"
"Du mußt damit leben. Deine Eltern haben es auch getan. Genau so wie dein Opa und ich."
"Ich glaub ich werde jetzt gehen.", sagte Marc langsam, und stand auf.
"Paß auf dich auf!"
"Ja werde ich" sagte Marc und zog seinen Mantel an . "Tschüß Oma. Ich werde dich morgen besuchen."
Damit machte er die Tür auf und ging zur Uni. Am liebsten wäre er jetzt nach Hause gefahren. Doch das ging nicht.
In der Uni hatte er seine Gedanken ganz wo anders, und er konnte sich nicht auf das Thema konzentrieren. Er musste die ganze Zeit an das Buch denken.
"Der Killerwolf" ging es ihm immer durch den Kopf. Und er mußte an Rachel Stoppert, seinen Urgroßvater denken.

Am nächsten Tag hatte Marc schlechte Laune, obwohl es Samstag war, und sofort zog er sich an und fuhr zu seine Oma.
Die Tür stand auf und Marc ging die Treppe hoch. Auch die Tür zur Wohnung stand auf und Marc mußte an einen Raubüberfall denken. Er ging langsam in die Küche und schrie laut auf. Er sah seine Oma auf dem Boden liegen. Tod!
Sie hatte eine Bißwunde am Hals. Marc konnte es nicht fassen.
"Der Killerwolf", sagte er wütend.

4

Er konnte es nicht glauben. Da hatte seine Oma ihm noch am Vorabend von dem Wolf erzählt, und jetzt war sie selbst tot.
Allmählich wurde ihm klar, weshalb sie verschont blieb. Sie mußte ihm erst von dem Wolf erzählt haben. Dann konnte der Killerwolf zuschlagen.
Er versuchte sich zu erinnern wo das Telefon steht. Im Schlafzimmer. Marc eilte dorthin, und wählte die Notrufnummer. Es war ein sehr altes Telefon, und Marc hatte manchmal mit dem Gedanken gespielt, seiner Oma ein modernes Handy zu kaufen. Doch das brauchte er jetzt nicht mehr.
Nachdem er dem Polizisten am anderem Ende alles erzählt hatte, legte er auf und blieb dann dort sitzen. Am Telefon erwähnte er auch die Bißwunde an ihrem Hals. Die Beamten würden ihm die Geschichte mit dem Wolf zwar nicht abkaufen, fand es aber trotzdem erwähnenswert.
Er wollte nicht mehr in die Küche, wo seine Oma tot lag.
Wie klug ist der Wolf? War es wirklich immer der gleiche Wolf?
Nein. Das kann nicht. Wie kann ein Wolf über 3 Generationen lang seine Familie einen nach dem anderen umbringen? Nein, es konnte nicht immer der gleiche gewesen sein. Und wenn doch? Dann hätte ich ein Problem, dachte sich Marc. Denn dann wäre der Wolf auch unsterblich. So lange lebt ein Wolf nicht, da war er sich sicher.
Er fand die ganze Sache unbegreiflich. Bin ich der Nächste? Das wäre schlimm.
Und es wird passieren, wenn ich nichts unternehmen werde. Aber was soll ich tun?
Seine Eltern konnten nichts unternehmen, die mussten sterben. Auch seine Oma wurde nun Opfer dieses Wolfes.
Marc ging durch den Flur in das Wohnzimmer, öffnete die Schublade und holte das Buch heraus. Ich werde es wohl lesen müssen, sagte sich Marc.
Dann klingelte es auch schon an der Tür. Marc legte das Buch wieder in den Schrank, ging an die Tür und machte auf.
"Kommen sie rein" sagte er zu den zwei Polizist und dem Mediziner. Marc sah, dass es ein Gerichtsmediziner und ein Polizist von der Mordkommission war, und mußte an den Krimi denken, den er einige Tage vorher gesehen hatte. "Folgen sie mir in die Küche".
Die Polizisten grüßten kurz und gingen in die Küche. Der Gerichtsmediziner ging stumm in die Küche und guckte sich schon die Leiche an. Ein Polizist holte sein Notizbuch raus, während sich der andere von der Mordkommission sich ebenfalls die Tote anguckte und Notizen machte.
"Oh Gott! Was ist das denn?". Marc schrak auf, und nun sah auch der zweite Polizist die Bißwunde. "Das scheint ein Hund oder vielleicht ein Wolf gewesen zu sein", sagte der Mediziner . Marc hielt es für klug, nun nichts von dem Wolf und insbesondere dem Fluch, der auf seiner Familie lastet zu sagen. Er sagte überhaupt die ganze Zeit nichts. Er fühlte sich hilflos, wissen zu müssen, das er auch so sterben wird.
"Das habe ich noch nie gesehen", sagte Polizist mit dem Notizblock in der Hand.
"Einen ähnlichen Fall hatten wir einmal vor 10 Jahren gehabt. Da wurde ein Ehepaar von einem Wolf angegriffen. Sie hatten auch so eine riesige Bisswunde am Hals.
Marc wußte genau, wer das Ehepaar gewesen ist. Seine Eltern. Er zitterte noch immer am ganzen Leib. Der Mediziner sah auf und fragte:
"Ist es ihnen recht, wenn wir die Leiche mitnehmen?"
"Ja, natürlich", sagte Marc. Dann sah er sich wieder die Bißwunde an.
"Okay", sagte der Polizist mit dem Notizblock, "am besten wir gehen ins Wohnzimmer". Der anderer blieb bei der Leiche und schrieb sich allerlei Sachen auf den Zettel.
Nachdem sie sich gesetzt hatten, sah Marc noch den Kuchen und die Plätzchen auf dem Tisch stehen.
"So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Bei dem Ehepaar vor 10 Jahren ist der Mord draußen passiert. Da kann es gut sein, dass sich mal ein Wolf verirrt. Aber hier sind wir in einem Haus in der 2. Etage. Können sie sich das vielleicht erklären, Herr Stoppert?"
"Nein, ich bin genau so ratlos wie sie" sagte Marc, obwohl es nicht ganz stimmte, was er sagte. Er wußte zwar, dass ein Fluch auf seiner Familie lastet, doch wirklich glauben konnte er es auch nicht. Außerdem würde der Polizist ihn wohl für krank halten, wenn er sagen würde, dass es der Killerwolf war, den seinen Urgroßvater erfunden hat, und der dann lebendig wurde und seine Familie einen nach den anderen tötet.
"Aber wenn es wirklich ein Wolf gewesen ist, wie ist er dann die Treppe hoch gelaufen und hat die Tür auf bekommen? Außerdem gehen Wölfe doch nicht einfach in Häuser und bringen Leute um, oder?", fragte sich der Polizist.
"Wie dem auch sei, wir werden die Leiche mitnehmen und der Gerichtsmediziner wird sie sich genauer angucken."
"Und gegen wen werden sie jetzt ermitteln?", fragte Marc.
"Das wissen wir noch nicht. Erst einmal warten wir die Ergebnisse des Gerichtsmediziners ab, dann rufen wir sie an. Außerdem werden wir das Haus nach Spuren #
überprüfen." Dann klappte sein Notizbuch auf:"Also ihr Name war Marc Stoppert?
"Ja richtig"
"Wenn sie mir dann eben ihre Adresse und Telefonnummer geben würden.
"Ja natürlich. Ich wohne hier in Paris. Rue de Chaussur 3. Die Telefonnummer ist 47439."
"Danke." Dann gab der Polizist Marc noch seine Visitenkarte.
"Wenn ihnen vielleicht einfällt, wie das passieren konnte, oder noch andere Dinge mir mitteilen wollen, rufen sie mich an. Sie werden dann von uns hören Herr Stoppert. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag."
Marc fand das eine sehr unpassende Verabschiedung.
"Tschüß", sagte er und begleitete den Polizisten zur Tür. Der Gerichtsmediziner und der Polizist von der Mordkomission blieben noch bei der Leiche.
"Am besten gehen sie jetzt nach Hause", sagte der Polizist. "Wir müssen noch unsere Arbeit tun."
"Ja. Das werde ich machen. Ich komme Morgen noch einmal wieder."
Danach ging er noch einmal in die Wohnung. Er holte das dicke Buch aus dem Schrank nahm es unter seinem Arm und ging dann endgültig.


5

Als Marc wieder zu Hause ankam, legte er das schwere Buch auf den Tisch und ging dann sofort zum Telefon. Er wollte seinen Onkel über den Tod Bescheid geben. Er hatte nie viele Verwandte gehabt, und der einzige, der noch lebte, war sein Onkel. Zu den anderen hat er einfach keinen Kontakt mehr gehabt, oder sie sind gestorben.
Hallo Pierre. Du, ich muß dir etwas schreckliches sagen. Deine Mutter ist tot. Sie wurde von einem Wolf zu Tode gebissen.
Nein so geht das nicht, dachte Marc.
Es war das erste mal, dass er jemandem so etwas sagen mußte. Er konnte es nicht. Wie sollte er es ihm am schonendsten beibringen?
Hallo Pierre, ich bin es, Marc. Setzt dich erst einmal. Es ist etwas fürchterliches passiert. Oma wurde von einem Wolf zu Tode gebissen.
Nein. So auch nicht.
Als ich heute Morgen zu Oma gefahren bin, lag sie tot auf dem Boden.
Marc dachte lange nach. Dann nahm er den Hörer und wählte die Nummer seines Onkels.
Piep - Piep - Piep - Piep.
Er war nicht da.
Marc war erleichtert. doch er mußte es ihm irgendwann sagen. Später.
Dann nahm er das Telefonbuch und suchte die Nummer der Arztpraxis, bei der er sich angemeldet hatte. "354352" sagte Marc vor sich hin, nahm den Hörer und wählte.
"Arztpraxis Lapardi, guten Tag. Was kann ich für sie tun?"
Marc erkannte sofort die Stimme wieder. Es war die Frau mit den gestylten Haaren.
"Guten Tag. Meine Name ist Marc Stoppert. Ich wollte den Termin für morgen Nachmittag absagen.
"Für morgen Nachmittag. Marc Stoppert. Okay, ist gestrichen.
"Vielen Dank. Tschüß."
"Tschüß"
Das ging ja wesentlich einfacher, als Pierre zu sagen, das Oma tot ist, dachte Marc.
Dann wählte er wieder die Nummer von seinem Onkel.
Piep - Piep.
"Pierre Monotie, guten Tag."
"Hallo Pierre, hier ist Marc." Jetzt wurde Marc nervös. Am liebsten hätte er wieder aufgelegt. Doch das ging jetzt nicht.
"Ich muß dir etwas schreckliches sagen."
"Was ist denn los?"
"Oma ist tot!"
Marc hörte am anderen Ende nichts. Ein langes Schweigen. Dann sagte Marc:
"Sie wurde getötet." Schweigen. "Von einem Wolf." Marc überlegte, ob Pierre etwas von dem Fluch wissen könnte. Doch dann sagte Pierre:
"Ja, ich weiß. Irgendwann mußte es ja passieren. Es ist der Fluch. Der "Killerwolf".
"Du weißt davon?", fragte Marc.
"Ja. Mutter hat es mir gesagt, als deine Eltern gestorben sind. Ich war schockiert als ich das gehört habe. Und ich werde auch früher oder später so sterben müssen. Und du auch. Wann hat sie dir davon erzählt?
"Gestern morgen. Kurz nachdem ich gegangen bin, muß der Wolf zugeschlagen haben. Der Kuchen stand noch auf dem Tisch. Ich wollte sie heute morgen besuchen, und als ich in die Wohnung wollte, lag sie tot in der Küche mit einer Bißwunde am Hals."
"So war es auch bei deinen Eltern", sagte Pierre. "Sie wurden tot, mit einer Bißwunde am Hals gefunden. Jetzt weißt du also über den Fluch Bescheid. Dann träumst du also auch jede Nacht diesen Traum?"
"Ja, und er treibt mich langsam in den Wahnsinn!"
"Damit mußt du leben. Ich habe ihn auch, und das heißt, dass ich auch so sterben werde. Jeder in unserer Familie hatte ihn. Und du wirst auch so sterben.
Am Besten komme ich mal am Sonntagnachmittag zu dir. Dann könne wir über alles reden."
"Ja, mach das. Ich sehe dich dann am Sonntag. Tschüß Pierre."
"Tschüß Marc" Dann legte er auf.

Marc sah das Buch auf dem Tisch liegen. Er hatte noch nie gerne gelesen. Selbst als er anfing zu studieren, konnte er sich für das Lesen nie genügend begeistern. Doch irgendwann musste er doch dieses Buch lesen. Machte er es sich in dem Sessel bequem und nahm es. Er klappte es das Buch auf und ein schrecklich aussehender Wolf starrte ihn an. Marc blätterte eine Seite weiter und fing dann an zu lesen.

Es war 21.00 Uhr. Marc klappte das Buch zu. Er hatte es durchgelesen.
Es war die Geschichte, die er geahnt hatte.
Rachel wird nachts von dem Killerwolf angefallen und getötet.
Es war eine sehr gute Geschichte, wie Marc fand. Doch jetzt war er zu müde, um sich darüber noch Gedanken zu machen. Er legte das Buch auf den Tisch und ging ins Bett.

6

Marcs Leben hatte sich in zwei Tagen rasant geändert. Zu rasant für ihn. Er hatte in den letzten Tagen lange und ausgiebig nachgedacht, doch er kam nie auf ein Ergebnis.
Jetzt wußte er es endlich und sollte eigentlich froh sein. Doch das war er nicht. Er wollte es einfach nicht wahrhaben.
Es war ein nebeliger Montagmorgen. Marc saß im Saal, und versuchte sich auf den Professor zu konzentrieren, der gerade von Sokrates und dem alten Athen redete. Ihm fiel das sehr schwer, und gerade an diesem Tag hatte er sehr starke Kopfschmerzen, die seine Stimmung nicht gerade steigen ließ.
"Von Sokrates wissen wir, dass er in Athen geboren ist. Von ihm wurde zwar nie eine Zeile geschrieben, doch gehört er zu denen, die den aller größten Einfluß auf das europäische Denken ausgeübt haben. Er verbrachte seine Zeit vor allem auf Markplätzen. Und was hat er da gemacht? Marc!?
"Wie? Was? Ach so, ja, natürlich." Marc schrak auf. Das kann auf keinen Fall so weiter gehen, dachte er.
"Entschuldigung. Ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders. Es tut mir leid. Wie war noch einmal die Frage?"
Marc mochte seinen Professor Dr. Chasson nicht gerade. Natürlich musste er mich jetzt dran nahmen, dachte er und ahnte schon, was jetzt kommen sollte. Anstatt die Frage zu wiederholen holte Herr Chasson tief Luft und sagte mit strengem Ton:
"Marc Stoppert. Das ist nicht das erste Mal, dass sie während einer Vorlesung unkonzentriert sind. Wenn sie in eine Vorlesung gehen haben sie sich zu konzentrieren und zu zuhören. Haben sie das kapiert?
"Ja, habe ich."
"Gut. Und jetzt passen sie bitte auf. Ich möchte sie nicht noch einmal ermahnen." Dann entschuldigte er sich bei den anderen Studenten für diesen Zwischenfall. Marc war dies mehr als peinlich.
Er schrieb fast alles mit und konzentrierte sich so gut es ging. Er freute sich auf den Sonntag, wenn er mit seinem Onkel Pierre endlich über das Ganze reden könnte. Doch bis dahin mußte er warten. Und es waren noch 6 Tage.
Marc guckte auf seinen Block, den er schon die ganze Zeit auf seinen Knien liegen hatte. Er war immer noch leer. Er drückte auf seinen Kugelschreiber und versuchte das meiste, was ihm erzählt wurde aufzuschreiben.
Als der Professor seine Lesung geendet hatte war Marc froh, endlich nach Hause fahren zu können. Er packte schnell all seine Sachen zusammen und verließ eilig die Uni. Er hatte ein Gefühl der Erleichterung und Freude in sich, als er die langen Gänge der Uni hinausging. Endlich nach Hause, dachte er.
"Marc Stoppert!"
Er erschrak zutiefst.
"Ich möchte einmal mit ihnen reden. So kann das doch nicht weiter gehen."
Oh nein, Dr. Chasson dachte Marc, und wollte am liebsten im Boden versinken, oder sich weg beamen lassen, wie er es früher immer in SF Filmen gesehen hatte. Er hatte jetzt überhaupt keine Lust auf ein Gespräch mit ihm.
"Ja Monsieur Chasson?"
"Was ist nur mit ihnen los. Sie waren bei meinen letzten Vorlesungen jedesmal unkonzentriert und nicht ganz bei der Sache. Und in zwei Wochen sollen sie eine Klausur schreiben. Das können sie so nicht!"
"Ja, ich weiß", sagte Marc, während er nervös überlegte, was er Monsieur Chasson jetzt antworten sollte.
"Meine Mutter ist vor zwei Wochen gestorben!"
Es kam einfach aus ihm heraus, er hatte gar nicht lange nachgedacht.
"Oh, das wußte ich nicht. Das tut mir leid. Dann kann ich das natürlich verstehen. Beileid."
Monsieur Chasson drehte sich Richtung Ausgang.
"Trotzdem möchte ich aber, dass sie etwas beteiligter sind. Haben wir und verstanden?"
"Ja, ist gut", sagte Marc. "Ich werde mich bemühen!" Dann verabschiedete er sich schnell und ging schnell den Flur zum Ausgang hinunter.
Ihm war das mehr als peinlich. Aber er wußte auch, dass jetzt mehr tun mußte, um das Studium zu schaffen. Marc nahm sich vor sich nicht mehr so viele Gedanken zu machen und sich mehr auf die Arbeit zu konzentrieren.
Es war 18 Uhr. Langsam wurde es dunkler. Marc nahm sein Fahrrad und fuhr gemütlich die Promenade entlang. Da es sehr warm war an diesem Tag, beeilte er sich auch nicht. Er sah noch viele Leute spazierengehen.
Nachdem Marc sich noch ein Eis gekauft hatte, stieg er vom Fahrrad ab und schob das letzte Stück.
Er überlegte, ob er zu einem Privatdetektiven gehen sollte. Vielleicht könnte er etwas herausfinden. Er hatte noch nie von einem Detektiven gehört, dass er den Fall nicht gelöst hat.
Marc fand seine Idee gar nicht so schlecht. Natürlich kosten solche Leute viel Geld. Doch das war es ihm Wert.
Marc kannte kam immer auf dem Weg zur ‚Uni bei einem Detektivbüro vorbei.
Monsieur Gulio hieß der Mann. Gleich am nächsten Tag wollte er dorthin.
Begeistert von seiner Idee schob er sein Rad nach Hause.
Aber würde dieser Mensch ihn überhaupt Ernst nehmen...?

7

Marc wurde von einer lauten Sirene geweckt. Schnell schreckte er auf, stand auf und schloss das Fenster.
Müssen die so einen Krach machen?
Er machte die Rolladen hoch, und das erste was ihm auffiel, waren die vielen Leute, die an der Straße standen. Es waren Schaulustige. Dann fiel sein Blick auf die fünf Krankenwagen. Die Ärzte schienen in Hektik und Eile zu sein. Die Polizei war auch schon vor Ort.
Marc konnte nicht genau erkennen was dort passiert war.
Zuerst sah es nach einem Verkehrsunfall aus. Doch dann suchte er nach einem demolierten Auto, oder einem Moped. Doch dort war keines.
Er sah viele verletzte Leute. Und auch ein Zelt, das ein paar Meter weiter aufgestellt wurde.
Ein Amokläufer vielleicht, dachte Marc.
Schwachsinn!
Das Telefon klingelte.
Marc fragte sich, wer ihn denn so früh anrufen könnte. Es war erst halb acht.
Er ging ans Telefon und nahm den Hörer ab.
"Guten Tag. Mein Name ist Russon. Polizei Paris. Wir haben ihre Großmutter jetzt genauer unter die Lupe genommen, und dabei haben wir festgestellt, dass ihre Oma leider eindeutig von einem Wolf getötet." Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort.
"Ich weiß, dass dies für sie schrecklich sein muss. Aber so ist es.
"Aber wie kann den das passiert sein?" fragte Marc.
"Wir stehen selbst vor einem Rätsel".
"Nicht nur, das der Wolf im zweiten Stock ihre Oma angefallen hat. Die Bisswunden deuten auf einen Wolf hin, der eigentlich nur in England zu finden ist!"
"In England sagen sie?"
Marc verstand dies alles nicht. Er verstand so vieles nicht. Wie konnte ein Wolf so etwas machen?
"Gut" sagte Marc. "Vielen Danke".
"Einen schönen Tag noch" verabschiedete sich der Polizist, und Marc legte auf.
Hatte er nicht gesagt, dass die Bisswunde auf einen Wolf hinweist, der eigentlich nur in England zu finden ist?
Marc schrak auf.
Ja natürlich! Der Traum muss etwas mit dem Mord zu tun haben!
Es war der Killerwolf. Er ist unsterblich und hat auch schon Marc´s Urgroßvater, seine Eltern und auch seine Oma auf diese Weise umgebracht.
Sie hatte ihm nie genau erzählt, wie sein Opa ums Leben gekommen ist. Doch jetzt konnte er es sich vorstellen.
Schrecklich!
Er saß einfach nur da und dachte nach. Dann guckte er auf die Uhr. 7.45. Er mußte sich beeilen, um noch pünktlich zur Uni zu kommen.
Er drehte sich um, ließ die Kaffeemaschine laufen und duschte sich schnell.
Nachdem er dann geduscht hatte, trank er eilig seinen Kaffe, nahm ein trockenes Croissant und verschwand aus dem Haus.
Auf der Straße hätte er beinah einen Unfall gebaut. Er war so in Gedanken vertieft. Doch irgendwie schaffte er es doch noch zur Uni.
Er wollte sich irgendwie ablenken lassen, und da die Erste, die er auf dem Flur traf Sally war, fing er mit ihr ein Gespräch an. Doch das einzige Thema, was ihm im Moment einfiel, war der Unfall von heute morgen, was ihn doch wieder stark an das erinnerte, an was er überhaupt nicht denken wollte.
"Ob ich schon von dem Unfall gehört habe? Nein, habe ich nicht!", sagte sie.
"Was ist denn passiert?", fragte sie abwesend, während sie mit in einem Haufen von Papieren in ihrer Hand etwas zu suchen schien.
"Ich weiß es auch nicht. Ich habe es aus dem Fenster gesehen. Ein schreckliches Bild. Überall waren Kranke und Verletzte. Es muß etwas schreckliches gewesen sein, ich habe fünf Krankenwagen gesehen! Ich mußte aber zur Uni und habe dann auch nicht mehr nach gefragt."
Plötzlich schrak Sally auf.
"Fünf Krankenwagen sagst du? Vielleicht sind Autos ineinander gefahren?"
"Nein, ich habe keine Autos gesehen. Nur Verletzte."
"Wir werden es ja morgen in der Zeitung lesen". Dann blieb sie stehen.
"Hier geht's zum Saal. Kommst du mit? Ich hoffe, dass Monsieur Bordo ist wieder gesund ist." Marc war da anderer Meinung.
"Ja, ist gut."
Sie gingen und den Saal und setzten sich hin.
Es war 9 Uhr. Doch anstelle von Monsieur Bordo kam eine ältere Frau (Marc schätze sie auf 60 Jahre) in den Saal. Sie stellte sich an das Pult und gab bekannt, dass der eigentliche Lehrer Monsieur Bordo auf ein längeres krank sein wird, und das sie ihn nun vertreten wird.
"Na super!", flüsterte Marc Sally zu. "Die scheint ja nicht so spannend zu sein."
"Ist sie auch nicht" flüsterte sie zurück. Ich hatte sie auch schon einmal in einem Vortrag erlebt."
"Höre ich dort nicht welche flüstern?"
Marc und Sally schraken auf. Sie hätten nicht gedacht, dass diese Frau für ihr Alter noch so ein gutes Gehör hatte.
"Das reden, sowie Kaugummi kauen und zwischendurch aufs Klo gehen ist bei mir strengstens Verboten! Habt ihr Hohlköpfe mich verstanden?" keifte sie mit strengem Ton.
"Ich habe euch nicht gehört?" schrie sie fast. "Habt ihr mich verstanden?"
Einen Moment der Stille. Dann meldete sich jemand aus der letzten Reihe:
"Ja, haben wir."
Dann wurden es mehr, die sagten: "Ja, wir haben verstanden!", oder "Jawohl, wird gemacht!"
Marc und Sally hielten den Mund. In dem allgemeinem Gemurmel verstand die Frau sowieso nichts. Also sagte Sally zu Marc:
"Die war aber letzte mal noch nicht so schlimm!"
"Liegt vielleicht am Alter!?" entgegnete Marc, obwohl er so eine schlimme Frau auch noch nicht gesehen hatte.
Als alle wieder ruhig waren, fing sie mit ihrem Vortrag an.
"Mein Name ist Rollion. Dr. Rollion."
Jetzt kannte Marc auch ihren Namen. Er fand, dass es ein blöder Name ist.
Dann fiel ihm wieder ein, was er in dieser Nacht geträumt hatte.
Das, was er immer träumt. Aber in dieser Nacht war es wieder sehr stark, und jetzt erst bemerkte er die Kopfschmerzen, die er von der Nacht zu haben schien. Er hatte nicht darauf geachtet. Doch jetzt spürte er sie. Und zwar mehr, als ihm lieb war.
Nach der Lesung nahm sich Marc vor, sofort zu dem Privatdetektiven zu fahren.
Wenn mir schon nicht die Polizei helfen kann, dann vielleicht er.
Er verließ die Uni nach der Vorlesung sehr eilig.
Es war ein warmer Tag, und als er die frische Luft draußen spürte, ging es ihm schon wieder besser.
Er fuhr auf der Straße entlang. Er sah auch schon seine Wohnung, als er plötzlich an einem Schild vorbeifuhr, das er nur aus den Augenwinkel sah.
"Privatdetektiv Gulio." stand dort geschrieben.
"Privatddetektiv Gulio" las Marc.
Soll ich da jetzt wirklich rein gehen? Dachte Marc. Was wird er bloß denken, wenn ihm erzählen werde, dass ein Fluch auf unsere Familie lastet, dass ein Wolf schon meine Eltern umgebracht hat und dass auch nun meine Oma gestorben ist, umgebracht von einem Wolf. Am Vortag war er noch begeistert gewesen von der Idee, einen Privatdetektiven zu engagieren. Hatte er überhaupt das nötige Kleingeld dafür? Marc verschob dieses Vorhaben erst einmal und fuhr weiter zu seiner Wohnung.

Zu Hause abgekommen klingelte schon wieder das Telefon.
Er bekam sehr selten Anrufe, höchstens drei in der Woche, und das war jetzt schon der zweite am gleichen Tag, was Marc sehr verwunderte.
"Marc Stoppert!"
"Hallo Marc, hier ist Pierre! Wie geht es dir gerade?"
"Danke, mir geht es gut! Du kommst doch am Sonntag, oder?"
"Nein, ich muß dir unbedingt sagen, dass..."
Das waren die letzten Worte, an die sich Marc am nächsten Morgen erinnern konnte.




8

Marc sah alles verschwommen. Er war erschöpft und müde. Aber vor allem ratlos.
"Na endlich bist du wieder wach! Ich dachte schon, das wird nie was!", sagte eine Stimme zu Marc.
"Was ist los? Was ist mit mir passiert?" Marc spürte, dass er in seinem Bett lag. Er konnte sich nur noch an das Telefonat erinnern. Doch er fühlte sich, als ob er einen 1000 Meter Lauf hinter sich hätte.
"Der Killerwolf hat wieder zugeschlagen!" sagte wieder diese Stimme, und jetzt erkannte er, dass es sein Onkel Pierre war, der neben dem Bett saß.
"Er hat versucht mich umzubringen?"
"Nicht ganz. Aber jetzt ruh dich erst einmal aus. Ich mache dir einen Tee." Dann ging er in die Küche. Er kannte sich dort aus, weil er schon einige male Marc besucht hatte.
Marc fragte sich, wie sein Onkel in die Wohnung gekommen ist. Er hatte doch abgeschlossen. Und wie ist auch der Killerwolf in die Wohnung gekommen.
Marc guckte nach rechts und sah, dass die Tür noch aufstand.
Pierre kam mit zwei Tassen Tee zurück und stellte sie auf den Tisch und setzte sich dazu.
Marc guckte auf die Uhr. Es war 17.00 Uhr. Er war am Spätnachmittag um 17.00 Uhr im Bett. Er war zwar müde, war es aber überhaupt nicht gewohnt, so früh schon im Bett zu liegen. Also stand er auf. Er hatte in seiner Müdigkeit auch gar nicht bemerkt, , dass er noch alle Sachen an hatte.
Dann zog er sich die Schuhe an, machte die Tür eben zu und setzte er sich zu Pierre an den Tisch.
Marc versuchte sich innerlich zu sammeln
"Wer hat Oma umgebracht? War es wirklich der Killerwolf?" fragte Marc.
"Ja, es war der Killerwolf! Er hat ihr in die Kehle gebissen und ist dann wieder verschwunden!"
"Aber wie hat er es geschafft, die Treppen hoch, die Tür auf zumachen und sie dann umzubringen?" wollte Marc wissen.
"Du hast sie vorher besucht, stimmt es?"
"Ja, aber woher..."
"Weil du es bist Marc!"
Mark schrak auf. Damit hatte er nicht gerechnet.
"Wie bitte, was bin ich?"
"Du bist der Killerwolf. Hast es aber nie gemerkt! Laß mich dir alles erzählen:"
Marc wurde aufmerksam und trank noch einen Schluck aus dem Tee.
"Alles fing damit an, dass dein Urgroßvater Rachel die Geschichte vom Killerwolf geschrieben hat. Du kennst sie doch, oder?"
"Ja, Oma hatte mir das Buch mitgegeben."
"Na ja, auf jeden Fall hatte er das Buch dann fertig geschrieben, und wollte es dann zur Druckerei bringen.
"Arbeitete er nicht als Journalist?" unterbrach ihn Marc.
"Ja, er schrieb es in der Redaktion zu Ende, weil er sowieso den ganzen Tag dort war, und er zu Hause keine Zeit hätte.
Nun wollte er es noch spät in der Nacht zur Druckerei bringen, als er plötzlich von einem Wolf angefallen wurde. Rachel versuchte zu kämpfen, und sich und das Buch zu retten. Doch er schaffte es nicht ganz. Er hatte Befürchtungen, dass das Buch beschädigt werden könnte. Doch dem passierte nichts.
Rachel starb. Doch sein Buch lag unberührt neben ihm.
Es geschah genau das, was Rachel vorher in seinem Buch geschrieben hatte.
Und seitdem scheint auf unserer Familie ein Fluch zu liegen. Es gibt nicht nur einen Wolf, der alle umbringt. Du bist der Wolf, genauso wie ich!"
"Das ist schrecklich!"
"Ja, so ist es. Es passiert einfach und du kannst es nicht kontrollieren!"
"Heißt das, das ich meine Oma umgebracht habe?"
"Ja, hast du. Und du warst auch für das Chaos heute morgen vor dem Haus zuständig! Ich habe es im Radio gehört. Deshalb bin ich auch schon eher gekommen.
Deine Eltern waren in den Ferien. Sie wollten sich entspannen und Urlaub machen, weil auch sie diese Träume hatten. Sie kamen mit diesen Träumen nicht klar, es nagte sehr an ihrer Psyche. Niemand konnte ihnen helfen, niemand konnte sie befreien, niemand konnte ihnen eine Lösung sagen. Sie beide begingen Selbstmord!
Und was bei deiner Oma passierte, weißt du ja besser als ich!"
"Und was ist mit dir?"
"Ich habe diesen Fluch Gott sei Dank nicht! Und ich weiß auch, wieso du gerade davon befallen bist!"
"Wie bitte, du weißt davon? Aber was muss ich denn anders machen, um nicht diesen Fluch zu haben?"
"Ich heiße Pierre Montie!"
"Und ich Marc Stoppert. Ja und?"
"Du kommst aus der "Stoppert Familie!" Ich habe den Namen meiner Frau, nämlich "Montie" angenommen! Danach waren die Träume, sowie auch die Verwandlung zum Wolf nicht mehr."
Marc guckte auf die Uhr. 17.30 Uhr.
"Hat die Gemeinde noch auf?"
"Ja natürlich!" antwortete Pierre.
Marc nahm seine Jacke und ging schnell aus dem Haus.
"Bist du mit dem Auto?"
"Ja, steig ein!"
Als beide saßen, machte Pierre das Auto an und fuhr los.
"Hättest du es mit nicht vorher sagen können?" fragte Marc.
"Natürlich", sagte Pierre, während er konzentriert auf die Straße guckte.
"Aber ich hätte nicht gedacht, dass du schon so weit bist!"
"Wie, so weit?"
"Du verwandelst dich nicht schon als Baby zum Wolf. Erst kommen die Träume von deinem Uronkel Rachel. Und dann verwandelst du dich irgendwann zu diesem Ungeheuer. Doch das schlimme ist, dass du später nichts davon mehr weißt. Es ist fürchterlich!
Deine Eltern hatten das erst mit 30 Jahren. Und du hast den Fluch schon jetzt! Ich weiß, das klingt alles irrational, doch so ist es!"
Sie kamen bei der Gemeinde an. Pierre parkte auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Er hatte nicht bemerkt, dass es anfing zu regnen. Er hatte andere Gedanken und Sorgen im Kopf.
Schnell gingen sie beide in das Gebäude und fragten nach dem Einwohnermeldeamt.
Dann wurden sie beide weiter gewiesen.
Als sie vor dem Raum standen, klopfte Marc an und wurde hinein gebeten.
Pierre wartete draußen vor der Tür. Er machte sich Sorgen, dass er es Marc nicht eher gesagt hatte. Dann würde seine Mutter auch viele andere Menschen leben.
Doch jetzt war es endlich vorbei. Und Pierre freute sich, da Marc der letzte der Stoppert Familie war.
Hoffentlich ist es nun wirklich vorbei, dachte sich Pierre, während er vor der Tür wartete. Ein schrecklicher Fluch geht zu Ende, der vielen Menschen das Leben gekostet hat!
Pierre wartete noch etwas und dann kam Marc mit einem strahlendem Gesicht wieder.
"Und?" fragte Pierre.
"Ich fühle mich super!"
Jetzt war es endlich vorbei und Marc freute sich riesig!
Plötzlich ertönte ein heulen von draußen! Ein Wolf. Schnell gingen sie beide nach draußen, und was sie dann sahen, bestätigte noch, dass es den Killerwolf nicht mehr gibt.
Vor ihnen lag ein toter Wolf mit aufgerissenen Maul und großen Augen. Schnell kamen auch noch andere Menschen hinzu, die auf den Wolf aufmerksam wurden.
"Der Killerwolf", flüsterte Marc leise zu Pierre.
Und jetzt wußte er: Er brauchte keine Angst mehr zu haben.
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