kurzgeschichten .... oder so was ähnliches

Bücher (die aus Papier :), Geschichten, Gedichte (gern auch Selbstgeschriebenes) sowie literarische Verfilmungen sind Themen dieses Forums.

Moderatoren: mara, Tantalusss, Khamul, Castore

Antworten
Benutzeravatar
naria
Titan(in)
Titan(in)
Beiträge: 2147
Registriert: Do 18.07.2002 - 17:53
Wohnort: Halsabschneidergasse

kurzgeschichten .... oder so was ähnliches

Beitrag von naria »

ich bin ein bisschen fan von kurzgeschichten und schreibe auch hin und wieder selbst so was ähnliches ... wenn ihr das auch tun solltet, setzt mich bitte in der form davon in kenntniss, dass ihr einige exemplare hier rein postet :) ach ja. und sagt mir doch bitte auch, was ihr von meinem .... öhm ... machwerk haltet ;)





"Hoch oben auf einem Berg, wo das Leben vor langer Zeit verboten wurde, blüht alle zweiundfünfzig Jahre im hellen Schein des Neumondes eine blaue Rose, die einem jeden, der seiner Geliebten eine Blüte von ihr bringt, deren Gegenliebe beschert, weshalb sich viel mutige, denn der Ort ist verflucht und für alle Lebenden gefährlich, junge Männer dorthin begeben um sie zu suchen, doch keiner ist jemals zurückgekehrt, deshalb glauben die einen, der verfluchte Berg habe sie getötet, und die anderen, sie hätten dort oben den Weg zu vollkommenem Glück gefunden, und aufgrund dieser Annahme gibt es immer wieder Jünglinge, die sich bei Neumond zu dem Berg aufmachen um die blaue Rose zu finden, so auch ein junger Hirte, der eine schöne Zigeunerin liebt, die ihn aber nicht wider liebt, deshalb geht er zu dem Berg und steigt hinauf, das ist sehr schwierig, denn die Nacht bei Neumond ist sehr dunkel und der Weg sehr gefährlich, doch der Suchende erreicht den Gipfel, wo er einen abgestorbenen, versteinerten Baum findet, zu dessen Wurzeln die blaue Rose blüht, im unsichtbaren Lichte des Neumondes, und er hört ihr Singen, denn die blaue Rose singt leise und klagend von ihren früheren Leben, als sie die Tochter eines Königs war, eines Helden, eines reichen und mächtigen Vaters, sie war jung und schön und gut und eines Tages tot, also ließ der Vater einen blinden Arzt kommen, der bei der Geburt der Prinzessin nicht das Leben der Mutter hatte retten können, er solle sie wieder lebend machen, und auf der Schulter des Arztes eine Eule saß, welche für den Blinden sah, sie erblickte die Tote und so erblickte sie der Blinde, er könne sie nicht lebend machen, sagte er, und der Vater in seiner wütenden Trauer, welcher König war nicht nur über die Menschen und die Tiere, sondern auch über die Magie, verwandelte ihn in einen Stein und verfluchte die Eule, welche fortflog, seiner Tochter jedoch, deren Körper tot war, ließ er einen Krug machen und tat sie hinein, und sie war glücklich als Seele in dem Krug weiterzuleben, doch nach wohl einem Jahr, da sie unzählige Male jedes einzelne Körnchen im Ton des Kruges gewesen war, ward sie unglücklich in dem engen Gefängnis und wünschte sich, so wie das Wasser überall hin fließen zu können, und so wisperte sie zu einem jungen Diener, welcher sie einst geliebt hatte, er solle den Krug mit Wasser füllen, und er hörte es und verstand es nicht, denn es war nicht die Sprache der Lebendigen, doch im Traum der nächsten Nacht sah er sich zum Brunnen gehen mit dem Kruge, und am nächsten Morgen ging er zum Brunnen mit seiner Geliebten, die ohne sein Wissen in dem Krug lebte, und füllte ihn mit Wasser, und da wurde sie das Wasser, der König aber in seinem Zorn verwandelte den Diener in ein Stück Holz, die Tochter, die nun das Wasser war, ließ er in dem Krug, und sie war glücklich, bisweilen darin lustig zu glucksen, doch nach wohl zehn Jahren, da sie unzählige Male jede einzelne Pore in der Wand des Kruges betastet hatte, ward sie unglücklich, nur in dem kleinen Krug zu sein, und wünschte sich, endlich fließen und sprudeln zu dürfen und fröhlich zu plätschern, und so sprach sie zu einer Magd, mit welcher sie früher und mit anderen Kindern gespielt hatte, sie möge sie doch in einen Brunnen gießen, aber die Magd verstand sie nicht, weil die Königstochter in der Sprache des stillen Wassers zu ihr raunte, nicht aber in der Sprache der Menschen, doch im Traum der nächsten Nacht sah sich die Magd das Wasser des Kruges in den Brunnen gießen, und am Morgen ging sie mit dem Krug zum Brunnen und goss das Wasser hinein, da wurde die Königstochter das Brunnenwasser und plätscherte und sprudelte froh, die Magd hingegen wurde vom wütenden König in einen goldenen Ring verwandelt mit unheilvollen Kräften, und er warf ihn in einen See, doch die Tochter wusste nichts davon und war glücklich, in einem so schönen Brunnen zu leben, aber nach wohl hundert Jahren, da sie unzählige Male jeden einzelnen seiner Steine berührt hatte, und auf und ab gesprudelt war, ohne jedoch dahin fließen zu können, wo sie wollte, da ward sie unglücklich und begann in der Sprache des plätschernden Wasser von der Freiheit des Ozeans zu murmeln, einem jeden, der aus dem Brunnen schöpfte, und wohl viele Menschen sahen sich im Traum der nächsten Nacht den Brunnen ausschöpfen und das Wasser zum Ozean tragen, doch keiner schöpfte am nächsten Morgen den Brunnen aus und trug das Wasser zum Ozean, denn der alte König war längst gestorben und seine Magie, und so war sein Land ein Land ohne Magie und ohne den Glauben an Magie, und die Menschen hatten vergessen, dass ihre Träume die Botschaften derer sind, deren Sprache sie nicht verstehen, da es nicht die Sprache der Lebenden ist, und so murmelte das Wasser des Brunnens lange vergebens und klagte, bis eines Tages ein Sonnenstrahl sich in den Brunnen legte um sich zu baden, da hielt sich die Königstochter an dem Sonnenstrahl fest und kletterte an diesem hinauf, bis sie die Wolken erreichte, und da sie die Wolken berührte, wurde sie die Wolken und erfreute sich an dem Blick auf die Erde, und sie sah in weiter Ferne den Ozean, also flüsterte sie dem Wind in der Sprache der fliegenden Wolken von ihrer Sehnsucht nach dem Ozean, und der Wind verstand sie und trug sie nach dem Ozean, und als der Wind zum Sturm wurde, da sanken die Wolken dem Ozean entgegen und die Königstochter berührte ihn, und so wurde sie der Ozean, und sie dankte dem Wind und begann zu fließen und zu strömen und zu wallen und zu toben ohne Grenzen und war frei und war glücklich, doch nach wohl tausend Jahren, da sie unzählige Male jede einzelne Küste berührt hatte und zu wissen begann, dass die Küsten ihre Grenzen seien, so ward sie unglücklich und wünschte sich, die Erde zu sein, für die es keine Grenzen gibt, da sie weder Anfang noch Ende hat, und sie begann in der Sprache der rauschenden Wellen davon zu erzählen, einem jeden, der im Ozean sich badete, und wohl viele Menschen sahen sich im Traum der nächsten Nacht den Ozean ausschöpfen und auf sie Erde gießen, doch selbst jene, die die Botschaft verstanden hatten, wussten, dass dies unmöglich sei und waren traurig, der im Ozean gefangenen Seele ihren Wunsch nicht erfüllen zu können, nur eine Eule, die seit tausendeinhundertundelf Jahren verflucht und noch immer nicht gestorben war, kam eines Tages herbei und trank aus dem Ozean, dann flog sie davon, zu dem Ort, an dem sie des Nachts zu schlafen pflegte, wo einst ein mächtiges Schloss gestanden hatte, und wo noch immer ein magischer verwandelter Stein lag, und auf den Stein setzte sich die Eule und spuckte das Wasser aus dem Ozean darauf, und die Prinzessin, welche im Schnabel des Vogels gereist war, berührte den Stein und wurde die ganze Erde, die Eule jedoch starb, und die Königstochter, die nun die Erde war, nahm ihren Körper an sich, und daraus erwuchs neues Leben, und die Königstochter war glücklich darüber, so wie sie fortan ein jedes Mal erneut glücklich war, wenn sie den Körper eines toten Lebens an sich nahm und damit ein neues Leben ernährte, doch nach wohl zehntausend Jahren, da sie unzählige Male jedes einzelne Stück von sich hatte leben und sterben sehen, und da die Wunden, die die Menschen ihr zufügten mit Hacken und Pflugmessern, zu schmerzen begannen, da ward sie unglücklich und sehnte sich danach, ein Baum zu sein, denn ein Baum war das einzige Lebewesen, welches ununterbrochen Teile seiner Selbst an die Erde zurückgab und dennoch nicht starb, weil es zugleich Teile von ihr zu sich nahm, und so begann sie in der Sprache der rollenden Kieselsteine vom langen Leben eines Baumes zu sprechen, einem jeden, der die Erde berührte, und wohl viele Menschen sahen sich im Traum der nächsten Nacht Sand auf ein Stück Holz streuen, welches niemals starb, doch niemand besaß ein Stück solchen Holzes, bis auf einen Knaben, welcher ein Spielzeug aus verwunschenem Holz besaß, das seit elftauseneinhundert Jahren nicht verrottet war, und so streute er etwas Sand darauf, und die Königstochter wurde das Holz und wuchs zu einem Baum, unter dessen mächtiger Krone sich Burschen mit ihren Mädchen trafen, um sie zu küssen, und das erfreute die Prinzessin sehr, und sie war fortan ein jedes Mal glücklich, wenn in ihrem Schatten ein Bursche sein Mädchen küsste, nur eines Tages hatte ein junger Knecht beim Baden in einem See einen goldenen Ring gefunden und schenkte ihn seinem Mädchen, und als sie ihn ansteckte, da wurde der unheilvolle Fluch in dem Ringe befreit und machte das Mädchen böse, und so sagte sie dem Burschen, sie werde ihn erst dann küssen, wenn er ihr eine blaue Rose brächte, und ging, und war sich sicher, dass dies unmöglich sei, da es keine blauen Rosen gäbe, der Knecht aber saß Tag und Nacht unter dem Baum und war traurig, was die Königstochter sehr dauerte, so dass sie beschloss ihn zu helfen, also ging sie in die Wurzeln des Baumes und entspross ihnen als blaue Rose, von der Jüngling glücklich eine Blüte pflückte und dem Mädchen brachte, so dass sie ihn küssen musste gegen ihren Willen, was sie sehr erzürnte, und da der verwunschene Ring ihr unheilvolle Zauberkräfte gab, verfluchte sie den Ort, wo der Baum und die Rose wuchsen, er möge ein unerklimmbarer Berg werden und alles Leben auf ihm sterben und zu Stein werden und nie mehr zurückkehren, und so entstand ein hoher Berg, auf dessen Gipfel der Baum starb und zu Stein wurde, die blaue Rose jedoch, die die Königstochter und tot war, blieb, und blüht alle zweiundfünfzig Jahre im hellen Schein des Neumondes, und bei den Menschen entstand die Legende, dass sie einem jeden, der seiner Geliebten eine Blüte von ihr bringt, deren Gegenliebe beschert, weshalb sich viel mutige, denn der Ort ist verflucht und für alle Lebenden gefährlich, junge Männer dorthin begeben um sie zu suchen, doch keiner ist jemals zurückgekehrt, deshalb glauben die einen, der verfluchte Berg habe sie getötet, und die anderen, sie hätten dort oben den Weg zu vollkommenem Glück gefunden, und aufgrund dieser Annahme gibt es immer wieder Jünglinge, die sich bei Neumond zu dem Berg aufmachen um die blaue Rose zu finden, so auch ein junger Hirte, der eine schöne Zigeunerin liebt, die ihn aber nicht wider liebt, deshalb geht er zu dem Berg und steigt hinauf, das ist sehr schwierig, denn die Nacht bei Neumond ist sehr dunkel und der Weg sehr gefährlich, doch der Suchende erreicht den Gipfel, wo er einen abgestorbenen, versteinerten Baum findet, zu dessen Wurzeln die blaue Rose blüht, im unsichtbaren Lichte des Neumondes, und er hört ihr Singen, und nachdem er ihre Geschichte angehört hat, rinnt eine Träne an seinem Gesicht hinab, und da sie den Boden berührt, wird sie in einen Tautropfen verwandelt, und auch der Hirte wird er in einen Tautropfen verwandelt, und von diesen Tautropfen allein, die aus den Liebenden werden, wenn die Geschichte der Königstochter sie zu einer Träne rührt, lebt die blaue Rose."
Antworten

Zurück zu „Literatur-Forum“